Lebendiges Evangelium - Dezember 2008
Weihnachten
Der Text Lukas 2,1-20: Die Geburt Jesu:

In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen.

2 Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien.

3 Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.

4 So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.

5 Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. [Nach jüdischem Recht gilt die Verlobte bereits als Ehefrau

6 Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft,

7 und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.

8 In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.

9 Da trat der Engel des Herrn zu ihnen und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr,

10 der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll:

11 Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.

12 Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.

13 Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach:

4 Verherrlicht ist Gott in der Höhe /
und auf Erden ist Friede /
bei den Menschen seiner Gnade.

15 Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ.

16 So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag.

17 Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war.

18 Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten.

19 Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.

20 Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.


Zugänge

Das göttliche Kind wird am Rande der damaligen Welt geboren. Das Kind in der Krippe im Gegensatz zum Kaiser Augustus in Rom. Der Weg des Kindes beginnt ohnmächtig und endet in der Ohnmacht am Kreuz. Krippe und Kreuz liegen nahe beieinander.

Doch über Krippe und Kreuz "öffnet" sich der Himmel. Der "Glanz des Herrn" leuchtet auf - auf den Feldern von Betlehem durch die Botschaft der Engel, auf dem Hügel Golgota durch die Auferweckung am dritten Tag.

Die Botschaft erreicht als erstes die Menschen unter freiem Himmel; Menschen mit offenen Herzen und nicht verschlossenen Türen.

"Betlehem" (= Haus des Brotes) ist der Ort der Verheißung. Die Geburt Jesu in Betlehem ist Kennzeichen dafür, dass Jesus der neue David, der Messias, der Christus ist. Jesus Christus ist das Brot des Lebens für die Menschen. Seine Botschaft ist die Friedensbotschaft für die Welt.

Menschen brechen auf, eilen zu dem Kind und lassen sich von ihm berühren und neu bewegen.

Fragen (zur Auswahl)

1. Welche Gefühle und Erinnerungen klingen bei mir an, wenn ich diesen weihnachtlichen Text lese oder höre?

2. Worauf setze ich meine Hoffnung? Auf die Macht der großen Politik? Haben kleine Ansätze in meinem "Weltbild" eine Chance?

3. "Mach`s wie Gott, werde Mensch!" (Franz Kamphaus) Wir feiern Weihnachten als Fest der Menschwerdung Gottes. Gott nimmt unser Menschsein an. Mit allen Licht- und Schattenseiten. Erlöst kann nur das werden, das auch angenommen ist. Kann ich mich annehmen mit meinen Licht- und Schattenseiten in dem Vertrauen, dass Gott mich durch die Menschenwerdung Jesu angenommen hat? Kann ich andere Menschen annehmen, tolerieren in ihren Grenzen und Begrenzungen?

4. Maria, Josef und das Kind leben am Rand. Wie nehme ich die Menschen wahr, die bei uns am Rand leben? Wo sind die Außenseiter bei uns - in unserer Gemeinde, in unserer Gesellschaft?

5. Flucht und Migration trifft viele Menschen unserer Zeit. Welche Erfahrungen mit Menschen auf der Flucht, auf der Suche nach Heimat und Unterkunft haben wir vor Ort und wie öffnen wir unsere Herzen und Türen?

Gebet - Impuls - Lied


gott

seitdem jesus

in betlehem

am rand der welt

zur welt kam

und heranwuchs

säugling war

und junge war

und 33 war

und er alles

was wir dachten

und redeten

und taten

in frage stellte

seitdem ist

unsere erde

wie umgepflügt

alles hat einen neuen glanz

denn du gott

scheinst aus allem heraus

aus dem größten dreck

aus dem ärmsten stall

aus dem leersten stroh


du gott

auf dem gesicht

aller menschen

auf dem gesicht

der alten

und der jungen


du gott

auf dem gesicht

der kinder

der schwarzen und weißen

der gelben und roten


seit betlehem

ist jeder menschen

eine lebendige monstranz

deiner schönheit gott!


gott

lass die ehrfurcht

vor jedem menschen

in uns wachsen

amen!

(aus: Wilhelm Willms, roter faden glück. Lichtblicke, Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer 1988)

Albin Krämer,
Bundespräses KAB
April 2008 Mai 2008
Lebendiges Evangelium Druckversion Dezember 2008
Lebendiges Evangelium - November 2008
Sonntag, 02. November 2008 - ALLERSEELEN
Der Text - Evangelium des II. Messformulars zu Allerseelen

Joh 14,1-6

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
1 Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich!

2 Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?

3 Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.

4 Und wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr.

5 Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?

6 Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.

Gedanken zum Text

Der vorliegende Abschnitt ist Teil der sogenannten Abschiedsreden Jesu (Joh 13,13-18,1), die während des Mahles erfolgen, das Jesus vor seinem Tod mit seinen Jüngern hält.
Das Mahl beginnt mit einer Zeichenhandlung Jesu, der Fußwaschung.
Es folgen die zeichendeutende Belehrung der Jünger, die zu dienender Liebe und Hingabe ermutigt werden; dann die Ankündigungen des Verrates durch Judas, des Wegganges Jesu und der Verleugnung durch Petrus.
Kein Wunder, dass all diese Dinge die Jünger verunsichern und verwirren (V 1).
Diese Verunsicherung nimmt Jesus ernst.
Seine Worte sprechen direkt an, was kommen wird.
Sie zeigen aber auch den "nächsten Schritt, der weiterführt, den nächsten Schritt zum Leben" (Trobadour 720 Wegzeichen - s.u.).
Mit seinem Weggang zum Vater (V1-2) wird sein schändlicher Tod benannt.
Ja, ich werde sterben!
Ja, ich werde euch zurücklassen!
Ja, ihr müsst ohne mich klarkommen!
Doch die Wirklichkeit des Todes ist nur die eine Seite der Medaille.
Die inninge Verbindung zum Vater, das Vertrauen, dass diese Beziehung trägt - auch über den Tod hinaus - drückt sich im Bekenntnis des Glaubens aus (V 1b). Die Aufforderung zu glauben und die Aussichten selber teilzuhaben an den Wohnungen Gottes, in denen Jesus für seine Jünger einen Platz bereitet, sollen die Jünger für die Zeit stärken, da sie allein mitten in der Welt sind.

Die Verheißung Jesu an seine Jünger damals: "Ich komme wieder!" (vgl. 1 Thess 4,16; 1 Kor 4,5; 1 Kor 11,26; 1 Joh 2,28) nährt die Erwartung der Kirche, der sie ihre Existenz verdankt! Doch dieses: "Ich komme wieder!" ist nicht als Vertröstung auf eine all zu ferne Zukunft misszuverstehen, sondern thematisiert die neue Wirklichkeit der Jüngerschaft, die gestärkt durch den Heiligen Geist jetzt - hier und heute - selbst aufrecht und mutig, tapfer und vertrauensvoll das leben und mit Leben erfüllen soll, was ihnen Jesus, der Herr und Meister immer wieder aufgetragen hat: "Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe!" (Joh 13,34 / 15,12)
Eigentlich müssten die Jünger diesen Weg bereits kennen. Doch im Fragen des Thomas zeigt sich - immer noch - ihre Unkenntnis.
Das Wort Jesu: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben" will aber auch uns heute ermutigen, Jesus als den einzigen Mittler anzuerkennen, sein Lebenszeugnis und seine Predigten für uns selbst anzunehmen, und in seinem Namen und durch seine Nähe (Hl. Geist) Gottes Werk heute mitten in der Welt zu TUN!

Zum Gespräch bieten sich folgende Themenkreise für den Austausch an:

1. Abschied - Sterben - Tod

- Wie viel Ehrlichkeit trauen wir uns am Ende des Lebens zu?

- Sprechen wir - über unser eigenes Sterben - über das Sterben unserer Eltern offen und ehrlich miteinander?

- Stellen wir uns der Realität des eigenen Sterbens?

-In welcher Haltung begegnen wir sterbenden Menschen?

-Wie nutzen wir die - vielleicht einmalige - Gelegenheit um Wertschätzung, Anerkennung, Dank ihnen gegenüber auszudrücken?

Gebet - Impuls - Lied


Mit Christus verbunden - Gotteslob Nr. 662, 1 - 7

1. Christus, der ist mein Leben, / Sterben ist mein Gewinn. / Ihm will ich mich ergeben; / mit Fried fahr ich dahin.

2. Mit Freud fahr ich von dannen / zu Christ, dem Bruder mein, / auf dass ich zu ihm komme / und ewig bei ihm sei.

3. Ich hab nun überwunden / Kreuz, Leiden, Angst und Not; / durch seine heilgen Wunden / bin ich versöhnt mit Gott.

4. Wenn meine Kräfte brechen, / mein Atem geht schwer aus / und kann kein Wort mehr sprechen, / Herr, nimm mein Seufzen auf.

5. Wenn mein Herz und Gedanken / zergehen wie ein Licht, / das hin und her tut wanken, / wenn ihm die Flamm gebricht,

6. alsdann lass sanft und stille, / o Herr, mich schlafen ein / nach deinem Rat und Willen, / wenn kommt mein Stündelein.

7. In dir, Herr, lass mich leben / und bleiben allezeit, / so wirst du mir einst geben / des Himmels Wonn und Freud.

2. Abschiednehmen - Sterben - Tod haben mit Loslassen zu tun

-Ist "Loslassen" für mich ein Thema / vielleicht schon eine Wirklichkeit?

-Loslassen bedeutet auch: anderen etwas / mich überlassen: Traue ich ihnen das zu?

-Kann ich Dinge / Kompetenzen / Ämter / etc. abgeben? Oder klebe ich daran, hänge mein Herz daran und werde so unfähig loszulassen, frei zu werden für das, was ja unweigerlich auf mich zukommen wird?

- Wann kann ich gut loslassen? Wem kann ich gut etwas / mich anvertrauen? Was kann ich selber tun, damit ich anderen mehr vertraue / zutraue?

Gebet - Impuls - Lied

Stufen - von Hermann Hesse

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

In: Rüdiger Müller: Herzgedanken, Freiburg 1988, S. 192


3. Beziehung zu unseren Verstorbenen über den Tod hinaus: An(sie)denken


- An die denken, erinnern, die bereits verstorben sind: Allerseelen lädt ein über unsere Kultur des Gedächtnisses, der Erinnerung nachzudenken!

- Gräber sind für uns Orte der Erinnerung an die Toten: Welche Zeichen und Symbole helfen mir persönlich um eine wache Erinnerung zu pflegen?

-Gräber sind Orte der Hoffnung auf Auferstehung: Blumen - Lichter - kleine Bäumchen erinnern uns an das Leben, an die Auferstehung, an das Paradies: Welche Hoffnungszeichen sind mir wichtig geworden? Was bedeuten sie mir?

Gebet - Impuls - Lied


Auferstehungshoffnung - Gotteslob Nr. 220, 2 - 4

2. Verklärt ist alles Leid der Welt, / des Todes Dunkel ist erhellt. / Der Herr erstand in Gottes Macht, / hat neues Leben uns gebracht.

3. Wir sind getauft auf Christi Tod / und auferweckt mit ihm zu Gott. / Uns ist geschenkt sein Heilger Geist, / ein Leben, das kein Tod entreißt.

4. Wir schauen auf zu Jesus Christ, / zu ihm, der unsre Hoffnung ist. / Wir sind die Glieder, er das Haupt; / erlöst ist, wer an Christus glaubt.

4. Das An(sie)denken an die Verstorbenen der KAB


- Unser Totengedenken bei der Jahreshauptversammlung oder beim jährlichen Gottesdienst für unsere Verstorbenen: Erinnern wir uns an konkrete Personen?

-Ist dies uns eine lästige Pflicht oder Zeichen von Wertschätzung der Toten gegenüber und der Verbundenheit mit ihnen über den Tod hinaus?

-Setzen wir bei dieser Erinnerung Zeichen des Dankes / der Anerkennung / der Hoffnung?

-Wird in unserem Erinnern die Hoffnung auf Auferstehung und Ewiges Leben deutlich?

Gebet - Impuls - Lied

Josef Cardijn, Gründer der CAJ - Plakat CAJ Deutschland


"Jeder junge Arbeiter und jede junge Arbeiterin
ist mehr wert
als alles Gold der Welt!"

5. Den Willen Jesus TUN

- In den Abschiedsreden Jesu ermutigt Jesus seine Jünger die Verbindung mit ihm zu pflegen, aus dieser Verbindung Kraft und Mut zu schöpfen und durch diese Verbindung das gute Werk, das er begonnen hat, hier und heute fortzuführen:

- Dies setzt voraus, dass wir wissen, was Jesus getan hat: Wie bemühen wir uns um Jesus besser kennenzulernen?

-Tauschen wir uns darüber aus?

-Suchen wir in unseren Lebenserfahrungen nach dem Willen Gottes?


Gebet - Impuls - Lied

Wegzeichen - Troubadour Nr. 720

Entdeck bei dir, entdeck bei mir den nächsten Schritt,
der weiterführt, den nächsten Schritt zum Leben.
/: Schenk der Hoffnung langen Atem, schenk der Hoffnung langen Atem. :/

Erquicke dich, erquicke mich mit einem nächsten Schritt,
der weiterführt, mit einem Schritt zum Leben.
/: Schenk der Liebe große Augen, schenk der Liebe große Augen. :/

Vertrau auf dich, vertrau auf mich beim nächsten Schritt,
der weiterführt, beim nächsten Schritt zum Leben.
/: Schenk dem Glauben starke Arme, schenk dem Glauben starke Arme. :/

Komm, stärke dich, komm, stärke mich zum nächsten Schritt,
der weiterführt, dem nächsten Schritt zum Leben.
/: Schenk dem Hunger frische Nahrung, schenk dem Hunger frische Nahrung. :/

Nikolaus Hegler,
Würzburg
KAB Diözesanpräses 10/2004 - 10/2008
Leiter der Kath. Betriebsseelsorge 10/2004 - 10/2008
nikolaus.hegler@bistum-wuerzburg.de
Druckversion - Lebendiges Evangelium November 2008
Lebendiges Evangelium - Oktober 2008
Mt 22,34-40 30. Sonntag im Jahreskreis - 26. Oktober 2008 (Lesejahr A)
Text

Die Frage nach dem wichtigsten Gebot

22:34 Als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie (bei ihm) zusammen.

22:35 Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn:

22:36 Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?

22:37 Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.

22:38 Das ist das wichtigste und erste Gebot.

22:39 Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

22:40 An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.
Zugänge zum Text

In der heutigen Leseordnung begegnet uns einer der bekanntesten Texte der Schrift: das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe. Eingebettet ist dieser Text im Rahmen eines Streitgespräches zwischen Jesus und einem Gesetzeslehrer.

Die jüdische Tradition kannte zur Zeit Jesu 613 Gebote, fast alle im gleichen Rang. Jesus antwortet mit einem zusammengefügten Zitat aus dem Pentateuch: "Gott lieben…" (Dtn 6,5) und "deinen Nächsten…" (Lev 19,18). Das sogenannte Liebesgebot ist die Mitte des jüdischen Glaubens. Jeder gläubige Jude kennt es auswendig und es begegnet ihm mehrfach am Tag: in der Mesusa, den Gebetsrollen am Türpfosten und in den Gebetskästchen, die er sich zum Beten vor die Stirn bindet. Das Liebesgebot soll dem gläubigen Juden quasi in Fleisch und Blut übergehen und ihn an den Liebesbund Gottes mit dem Mensch erinnern. An einen Bund, der immer noch gilt.

Für Jesus sind Gottes- und Nächstenliebe wie zwei Seiten einer Medaille. Wer Gott als seinen Vater liebt, muss auch im Mitmenschen den Bruder und die Schwester lieben. Die Liebe zum Nächsten und die damit eingeschlossene weltweite Solidarität an Heimatlosen, Flüchtlingen, Kriegsopfern ist ein wesentliches Kennzeichen für uns Christen und Mitglieder in der KAB.

Warum ein "Gebot" der Liebe? Weil der im Alten Testament entstandene Bund zwischen Gott und seinem Volk Gesetzescharakter hat und deshalb bindet: die Menschen, aber auch Gott. Auf Gesetze muss man einander verpflichten. Der Liebesbund zwischen Gott und Mensch bindet und hat Auswirkungen auf das Zusammenleben untereinander, er hat Auswirkungen auf die Regeln des Miteinanders.

Nach Jesus sollen wir nicht über die Liebe lange theoretisieren, sondern darin praktisch sein: den anderen aufrichten, trösten, Not lindern. Indem wir so anderen die Liebe erweisen, dienen wir damit Gott. Denn jede Verehrung Gottes ist und bleibt hohl, wenn sie keine Auswirkungen auf den konkreten Umgang mit dem Nächsten hat. Sie ist zuerst für die Menschen erfahrbar zu machen, die am dringendsten Zuwendung und Unterstützung brauchen.



Fragen

Wie muß/kann in unserer heutigen Situation das Doppelgebot der Liebe realisiert werden?

Habe ich genügend Dynamik, das Liebesgebot in der KAB zu praktizieren: die Armen, die Vernachlässigten, die Entrechteten, die ihrer Würde Beraubten nicht im Stich zu lassen; für Gerechtigkeit und Menschenwürde zu kämpfen; den Mächtigen und zu Unrecht Reichen mit Entschiedenheit und Eindeutigkeit entgegen zu treten, das "gute Leben" für alle im Blick zu haben?

Kann unsere Mitwelt erkennen, dass wir als Mitglieder in der KAB von der Liebe Gottes geprägt sind, aus ihr heraus leben?
Impulse - Texte - Gebete - Lieder

Die Ärztin und Ordensfrau Ruth Pfau schreibt folgenden aufrüttelnden Text: "Die Frage nach der Gerechtigkeit springt mich geradezu an, wenn ich in Deutschland Zeitungen lese: Da haben sich etwa im 50. Jubiläumsjahr der Mount-Everest-Erstbesteigung "luxus-müde Spätlinge" den Kitzel einer Besteigung des höchsten Berges der Erde geleistet - für die satte Summe von jeweils 65.000,00 $. Nicht nur einer, sondern Hunderte; die Tausendergrenze war schon im Mai 2003 überschritten. Die 8848 Meter sind ein Kitzel für Touristen, der Rekord war 88 Menschen an einem einzigen Tag auf dem Gipfel; drei Prozent der Menschen, die das letzte Basislager verlassen, überleben den Gipfelsturm nicht.

65.000,00 $, genau diese Summe ist das Etat-Defizit in unserem Blindenprogramm. Wenn man das wahrnimmt, dann wird man wohl über Verteilungsgerechtigkeit über die kulturellen Grenzen hinaus nachdenken müssen. Denn wenn wir diese Summe hätten, könnten wir mit grauem Star geborenen Kinern das Augenlicht und damit ein Leben in Fülle geben, Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft nicht genügend eiweißreiche Nahrung hatten; dann könnten wir alten Männern, aber besonders auch alten Frauen das Augenlicht geben und sie aus der beschämenden und erniedrigenden Situation befreien, dass sie warten müssen, bis sie jemand in die Felder begleitet (Toiletten haben wir ja in vielen Gegenden nicht…).
Irgendetwas ist eben doch grundsätzlich nicht in Ordnung in unserer Welt."

aus: Ruth Pfau, Das Herz hat seine Gründe, Herder Spektrum Bd. 5593, S. 217 f., Herder Verlag, Freiburg, 3. Aufl. 2007
Ökumenisches Friedensgebet 2008
Die Liebe zum Nächsten drängt und ruft uns

Jesus Christus, Du gibst uns Dein Gebot geschwisterlicher Liebe.
Du öffnest uns darin den Weg des Glücks und des Friedens.

Du selbst warst solidarisch mit Deinen Jüngern in Bedrängnis.
Du warst solidarisch mit einem schwachen Kind.
Du stellst dich auch heute ganz auf die Seite all derer, die gedemütigt und in ihrer Menschenwürde bedroht werden.

Stärke uns, Herr, damit durch unseren Dienst Dein heilendes und rettendes Wort alle erreicht, die von Dir besonders geliebt sind: die Armen dieser Welt.
Sie haben keine andere Heimat als Dein liebendes Herz, in dem sie sich bergen möchten, um dort für immer etwas von der Fülle des Lebens zu erfahren.

Jeden Tag hören wir von Menschen, die die Opfer der Kriege beweinen:
Frauen und Männer, Mütter und Väter, Töchter und Söhne.
Sie leiden unter dem Tod ihrer Lieben, der Zerstörung ihrer Häuser und dem Verlust ihrer Heimat.

Gott unser Vater, schenke ihnen etwas von jener Hoffnung, die Maria erfüllt hat:
Um der Gewalt zu entfliehen, wurde sie in Ägypten zur Asylantin. Sie beweinte Deinen Sohn, als er am Kreuz ein Opfer menschlicher Gewalt wurde.

In unserem Dienst an Flüchtlingen, Asylsuchenden und Migranten, an denen, die Opfer von Gewalt und Vertreibung wurden und an denen, die die Opfer betrauern, gib uns, Herr, die Kraft, nichts anderes zu suchen als Deinen Willen zu tun und am Kommen Deines Reiches mitzuwirken.

Denn viele Menschen unserer einen Welt sind verwundet.
Mache uns zu guten Samaritern, zu Botinnen und Boten Deiner heilenden Liebe.
Amen.

Mgr. Francois Yakan, Istanbul


P. Ludwig Dehez SJ
KAB Diözesanpräses Köln
Druckversion - Lebendiges Evangelium Oktober 2008
Lebendiges Evangelium - September 2008
Text vom 25. Sonntag - Lesejahr A (21. Sept. 2008)
Der Schrifttext Mt 20,1-15

1 Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen sein Haus verließ, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben.

2 Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg.

3 Um die dritte Stunde ging er wieder auf den Markt und sah andere dastehen, die keine Arbeit hatten.

4 Er sagte zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist.

5 Und sie gingen. Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder auf den Markt und machte es ebenso.

6 Als er um die elfte Stunde noch einmal hinging, traf er wieder einige, die dort herumstanden. Er sagte zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?

7 Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben. Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg!

8 Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter, und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen bei den Letzten bis hin zu den Ersten.

9 Da kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denar.

10 Als dann die Ersten an der Reihe waren, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch sie erhielten nur einen Denar.

11 Da begannen sie, über den Gutsherrn zu murren,

12 und sagten: Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet und du hast sie uns gleichgestellt; wir aber haben den ganzen Tag über die Last der Arbeit und die Hitze ertragen.

13 Da erwiderte er einem von ihnen: Mein Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart?

14 Nimm dein Geld und geh! Ich will dem Letzten ebenso viel geben wie dir.

15 Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich (zu anderen) gütig bin?
Zugänge zum Text:

> Weinbau in Palästina: Nach dem Ackerbau nahm der Weinbau im damaligen Palästina den größten Rang ein. Der Wein galt nicht als Luxusgetränk, sondern vielmehr als lebensnotwendiger Bestandteil der Ernährung des Menschen. Darüber hinaus wurde Wein als Medizin verwendet - zur Desinfektion von Wunden und gemischt mit Öl zur äußerlichen Anwendung als blutstillendes Mittel. Allgemein galt die Zeit der Weinlese als eine fröhliche Zeit - was durch viele biblische Stellen bezeugt wird. Dass im Gleichnis des Matthäus diese Freude nicht sichtbar ist, liegt vor allem an der großen Anzahl der Tagelöhner, die keine Arbeit fanden - denn die Arbeitslosigkeit war schon damals eine gesellschaftliche Plage.

> Arbeitsverhältnisse: Die Anstellung von Tagelöhnern für einzelne Tage oder auch den Teil eines Tages war in Palästina zur Zeit Jesu sehr häufig. Für diese Tagelöhner selbst war es allerdings oft nicht leicht, Arbeit zu finden. Ein voller Arbeitstag dauerte 12 Stunden vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Bei dem im Gleichnis vereinbarten Lohn von einem Denar handelt es sich um den üblichen, sogar gut bemessenen Lohn, von dem ein Arbeiter und seine Familie einen Tag lang leben konnten.

> Zeiteinteilung: Die im Gleichnistext verwendete Zeiteinteilung richtet sich nach der im damaligen Palästina üblichen Arbeitsstundeneinteilung. Der Arbeitstag dauerte vom Sonnenaufgang (6 Uhr früh = 1. Stunde) bis zum Sonnenuntergang (18 Uhr = 12. Stunde). Die weiteren Gänge des Gutsbesitzers auf den Markt fallen auf die dritte (9 Uhr), sechste (12 Uhr), neunte (15 Uhr) und elfte (17 Uhr) Stunde.

> Recht der Arbeiter auf Essen: Es ist wichtig zu wissen, dass damals die Arbeiter bei der Weinlese ein gesetzlich gesichertes Recht hatten, von den gepflückten Trauben auch selber zu essen - und zwar bis sie satt wurden. Diejenigen also, die frühmorgens mit der Arbeit begannen, mussten zwar die Hitze länger ertragen, konnten aber den ganzen Tag über essen. D.h. sie sparten das Geld für den Tagesunterhalt - was für sie als Tagelöhner, die von der Hand in den Mund lebten, ein sehr bedeutsames Ersparnis war. Diejenigen aber, die erst später zur Arbeit geholt wurden, hatten bereits Geld ausgeben müssen, um sich zu ernähren - d.h. sie mussten Schulden machen oder sie litten Hunger. Das bedeutet auch, dass der Denar, den alle als Lohn am Abend erhalten, nicht für alle gleich wert war. Denn die zuletzt Angeworbenen mussten möglicherweise den für den täglichen Bedarf geliehenen Denar wieder zurückzahlen, während die Erstbeschäftigten den selben Denar nach der Arbeit rein netto in der Tasche hatten.
Fragen zum Gespräch:
  • Was irritiert, ja provoziert mich an diesem Gleichnis?

  • Wie sieht hier die Solidarität zwischen den Arbeitern im Weinberg aus?

  • Welche Vorstellung von Gerechtigkeit wird uns im Text vermittelt? Was versteht Jesu unter "gerechtes Handeln" des Gutsbesitzers? Wofür tritt er ein?

  • Welche Botschaft steckt hinter dem Gleichnis? Welche Überschrift würde ich dieser Beispielgeschichte geben?

  • Welche Parallelen sehen wir zwischen den Tagelöhnern damals und denen, die heute in sogenannten "prekären", d.h. unsicheren Arbeitsverhältnissen leben müssen?

  • Was können wir als KAB-Gruppe tun, um mit den Tagelöhnern unserer Zeit ins Gespräch zu kommen, auf ihr Schicksal öffentlich aufmerksamen zu machen?

  • Welche öffentliche Aktion zum Thema "Mindestlohn" haben wir bisher durchgeführt - und wie war die Resonanz darauf?
Impulstexte

1. Statistische Daten zu prekären Arbeitsverhältnissen heute:
Über fünf Millionen "Prekarianer"

Als prekär gelten Arbeitsverhältnisse, wenn ihnen im Vergleich zum Normaljob etwas Wichtiges fehlt: Der Lohn kann die Existenz nicht sichern; die soziale Absicherung und die üblichen Arbeitnehmerrechte wie Kündigungsschutz oder Betriebsratswahlrecht sind eingeschränkt, beziehungsweise gar nicht vorhanden; eine Integration in soziale Netze der Arbeitswelt ist unmöglich. Insgesamt dürften über fünf Millionen Menschen - rund 15 Prozent der Beschäftigten - betroffen sein. Nährboden für das sogenannte Prekariat ist die Zunahme von Arbeitsverhältnissen, die nicht dem traditionellen Standard entsprechen: Vollzeit, Tariflohn, unbefristet, Kündigungsschutz. Zwar ist nicht jeder atypische Job prekär, aber er könnte es werden, zum Beispiel weil bei einem Geringverdiener oder einer Teilzeitarbeiterin eine anderweitige Unterhaltsquelle plötzlich wegfällt. Prekär werden können insbesondere diese vom Standard-Arbeitsverhältnis abweichenden Beschäftigungsformen:

> Leih- oder Zeitarbeit: Sie entwickelt sich dynamisch: Im Jahre 2004 gab es rund 400.000 Leiharbeiter, doppelt so viele wie 1997. Das entsprach einer Quote von 1,3 Prozent. Im Juni 2006 waren es bereits knapp 600.000. Der Leiharbeiter erhält - in einem Dreiecksverhältnis - den Lohn von der Zeitarbeitsfirma, die Weisungen aber vom Entleihbetrieb, in dem er beschäftigt wird. Er wird in der Regel schlechter als die dortigen Kollegen, wird nicht integriert und wirkt zudem bedrohlich auf die Stammbelegschaft.

> Befristete Beschäftigung: Im Jahre 2003 hatten 12,2 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland einen befristeten Arbeitsvertrag. 1995 waren es (in Westdeutschland) erst etwa fünf Prozent. In den jüngeren Altersgruppen nimmt Fristarbeit besonders zu. Die Betroffenen leben in Ungewissheit und können viele tariflichen und gesetzlichen Rechte nicht in Anspruch nehmen, weil sie an eine Mindestbeschäftigungszeit gekoppelt sind.

> Geringfügige Beschäftigung: Einen Minijob (bis 400 Euro) übten 2004 4,5 Millionen Menschen als einzige Erwerbstätigkeit aus, 1,4 Millionen als Nebentätigkeit zu einem Haupt-job. Rund 670000 Arbeitnehmer hatten einen sogenannten Midijob (400 bis 800 Euro). Diese Beschäftigungsform weist eingeschränkte Sozial- und Schutzrechte auf und eignet sich zur Aufspaltung von Standardarbeitsplätzen. Deshalb schaffen viele Minijobs nicht zusätzliche Beschäftigung, sondern ersetzen Normarbeitsplätze.

> Teilzeitarbeit: Der Anteil der Teilzeitarbeiter unter allen Beschäftigten hat sich von 1991 bis 2003 in Westdeutschland von 17 auf 28 Prozent, in Ostdeutschland von sechs auf 23 Prozent erhöht. Zwei Drittel aller Teilzeiterwerbstätigen leben überwiegend von diesem Einkommen, viele suchen einen Vollzeitjob, finden ihn aber nicht.

> Niedriglohnbeschäftigung: Über ein Sechstel aller Vollzeitbeschäftigten waren im Jahre 2001 Niedriglohnverdiener; das heißt, sie bekamen weniger als zwei Drittel des mittleren Einkommens aller Erwerbstätigen. Der Niedriglohnsektor bietet überwiegend kurz andauernde Beschäftigungsverhältnisse und bietet nur selten den Aufstieg in einen besser bezahlten, sicheren Job. Noch sind die normalen Arbeitsverhältnisse normal: Etwa 30 Prozent weichen vom Standard ab. Aber alle Experten erwarten, dass der Anteil weiter steigt - und damit auch die prekäre Beschäftigung.

Stand: 1.5.2007 Quelle: Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn


2. Der Pfarrer und Schriftsteller Lothar Zenetti
hat in seinem Buch "Die wunderbare Zeitvermehrung" den Schluss des Matthäusgleichnisses folgendermaßen verfremdet: "Als nun der Abend kam, trug der Gutsherr seinem Verwalter auf: ,Rufe jetzt die Leute zusammen, zahle ihnen den Lohn aus. Und bedenke wohl: Einige waren den ganzen Tag über fleißig, andere haben erst am Nachmittag angefangen, und ein paar haben nur eine einzige Stunde gearbeitet. Rechne das genau aus und gib jedem den Lohn, der ihm zusteht, je nach der Leistung, die er erbracht hat.' Da erhielten die, die am Morgen schon im Weinberg angefangen hatten, den vereinbarten Denar, die anderen entsprechend weniger. Der Lohn wurde ganz gerecht ausbezahlt, und so waren alle zufrieden. Freilich sprang für die, die nur eine einzige Stunde beschäftigt waren, so wenig heraus, dass sie davon nicht einmal ein Brot kaufen konnten, um ihrer Familie daheim ein karges Essen zu bereiten. Da sagte einer der Arbeiter, die für die Arbeit eines ganzen Tages mit einem Denar entlohnt worden waren: ,Jetzt soll sich zeigen, was wir Arbeiter unter Solidarität verstehen und dass unserer Meinung nach nicht die Arbeitsleistung, sondern der Mensch gilt. Ich schlage deshalb vor: Wir legen alle zusammen. Und dann soll jeder von uns den gleichen Anteil erhalten!' Das fanden alle richtig. Und sie teilten, was sie hatten. Und jeder erhielt genau den gleichen Betrag. Das sprach sich alsbald herum in der kleinen Stadt. Natürlich gab es böses Blut, und manche sagten: ,So geht das nicht! Wo kommen wir denn hin, wenn die Letzten den Ersten gleichgestellt werden? Wenn die Leistung nichts mehr gilt?' Und da sprachen die Arbeiter: ,Wir wollen, dass alle gleich viel haben, die Letzten genauso viel wie die Ersten. Oder dürfen wir mit unserem Geld nicht machen, was wir wollen? Seid ihr neidisch, weil wir gut sind zueinander und Solidarität üben?'"

Charles Borg-Manché
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Lebendiges Evangelium - August 2008
Text vom 21. Sonntag im Jahreskreis, 24.08.2008
Der Schrifttext Mt 16,13-20:

16, 13 Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn?

14 Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten.

15 Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?

16 Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!

17 Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.

18 Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.

19 Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.

20 Dann befahl er den Jüngern, niemand zu sagen, dass er der Messias sei.
Hinweise zum Text:
Am Ende des ersten Teils seines Evangeliums stellt Matthäus klar, wer für ihn Jesus ist: der Christus, der Messias, der Erlöser (V. 20). Das in diesem Vers schriftlich niedergelegte Schweigegebot an die Jünger stellt gerade uns, die Leser, in die Rolle des Wissenden.

V 13: Caesarea Philippi (im Unterschied zu Caesarea am Meer) ist der schon aus der Mk-vorlage entnommene nördlichste Punkt im Auftreten Jesu. "Menschensohn" ist Titel einer damals möglichen Erlöservorstellung, vgl. Dan 7,13, die wenn nicht schon von Jesus selbst so in der christlichen Tradition zur Anwendung gebracht wurde. S. unserer Stelle vorausgehend Mt 8,20; 10,23; 11,19; 12,32; 13,37.41. Vgl. weiter bei Mt 16,27; 19,28; 24,30.37.44; 26,2.

V 14: Die Antworten der Außenstehenden greifen auf umlaufende Meinungen über wiederkommende Propheten zurück (zu Johannes dem Täufer s. Mt 14,1f; zu Elija s. Mal 3,23f; Sir 48,1-11; zu Jeremia vgl. 2 Makk 15,12-16).

V 16 verbindet das Messiasbekenntnis mit der Gottessohnvorstellung und verweist damit auf das Gottesbild vom "Vater im Himmel", s. Mt 16,17 und 6,1-18, dann auch bes. Mt 27,54; 18,10; 17,5; 3,17.

V 17: Zum Geschenkcharakter dieser Erfahrung des Simon vgl. die Ähnlichkeit mit dem Erlebnis des Paulus in Gal 1,16 (dort wörtlich: "da zog ich nicht Fleisch und Blut zu Rate").

V 18: Das griech. Wort "petros/petra" bedeutet "Stein, Fels" und wird über ein Wortspiel zum funktionalen Eigennamen des Simon. Vgl. das aramäische Kephas in Joh 1,42.

V 20: Die Binde- und Lösegewalt überträgt dem Petrus die Vollmacht, den Zutritt zum Gottesreich zu gewähren. Vgl. die Ausweitung dieser Aufgabe auf die ganze Gemeinde in Mt 18,18!
Fragen zum Lebendigen Evangelium:
- Welche Fragen habe ich an den Text? Was spricht mich besonders an?

- Wir stellen einander die entscheidende Frage: Für wen hältst du Jesus? und sammeln und besprechen die Antworten. (Dieses "Interview" wäre vielleicht auch am familiären Esstisch, oder am Arbeitsplatz, im Kollegen- und Freundeskreis einen Versuch wert!)

- Welche geschenkten Erfahrungen (s. V 17) habe ich und kann ich anderen mitteilen?

- Was kann mir in meinem Arbeits-, Privat- und kirchlichen Leben zum "Fels" werden?

- Wo setze ich meine eigene Binde- und Lösegewalt ein, um den "Himmel zu erden" (V 19 und Mt 18,18), um "gutes Leben für alle" zu ermöglichen?
Eine Motivation zur eigenen Antwort in klarer Sprache
bietet folgender Text von Lothar Zenetti
[zit. aus: Die wunderbare Zeitvermehrung, München ²1983, 102f]:

"Als Jesus einmal in der Einsamkeit gebetet hatte und die Jünger sich wieder um ihn scharten, fragte er sie: 'Für wen halten mich die Leute?' Sie gaben ihm zur Antwort: 'Für Johannes den Täufer', 'für einen Elija', 'ja, sie sagen: einer der alten Propheten ist wiedergekommen!' - 'Jedenfalls halten sie dich für einen ganz bedeutenden Menschen. Sie sagen: Jesus, das ist ein wirklich guter Mensch, ein Vorbild für alle. So ein Lehrer der Humanität wie Sokrates zum Beispiel oder Goethe oder Gandhi, sagen sie. Manche bezeichnen dich auch als einen großen Sozialreformer… Ein Revolutionär der Liebe, so hat dich einer genannt!' - 'Und ihr?' fragte er weiter, 'was sagt ihr von mir?'

Da gab Simon Petrus zur Antwort, und man merkte gleich, er hatte inzwischen seinen Rahner wohl studiert: 'Du bist, wie die Kirche es gegen alle Missbildungen und Verkürzungen besonders in Richtung auf eine bloße Gesinnungseinheit mit Gott entfaltete und zumal auf den frühen Konzilien von Ephesos und Chalkedon formulierte, die zweite Person der heiligen Dreifaltigkeit, der Sohn des Vaters, der Logos mithin, sein göttliches Wort, das von Ewigkeit her im Besitz des vom Vater mitgeteilten einen göttlichen Wesens ist, das in der Zeit aus Maria eine menschliche Natur als vollendet eigene Wirklichkeit angenommen hat, so daß du in der Einheit derselben göttlichen Person eine göttliche und eine menschliche Natur unvermischt und ungetrennt besitzt und als derselbe also wahrhaft als Gott und Mensch zu glauben und zu bekennen bist.'
-
Er war ein bißchen außer Atem, der Simon Petrus, als er das gesagt hatte, aber es war ein großartiges Bekenntnis. Es schien ihm freilich, als ob Jesus ein wenig lächelte. Auf jeden Fall verbot er den Jüngern streng, dies irgend jemand zu sagen."
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Lebendiges Evangelium - Juli 2008
1 Kön 3, 5.7-12
Lesung vom 17. SONNTAG IM JAHRESKREIS - LESEJAHR A
5 In Gibeon erschien Gott Salomo in der Nacht im Traum und sagte:
"Bitte um etwas, was ich dir geben soll!"

7 Und nun, Gott, meine Gott, hast du deinen Untergebenen an der Stelle meines Vaters Davids als König eingesetzt, doch ich bin unerfahren und weiß nicht ein noch aus.

8
Dein Untergebener ist inmitten deines Volkes, das du erwählt hast. Es ist ein großes Volk, das wegen seiner Größe nicht gezählt und nicht geschätzt werden kann.

9 So gebe deinem Untergebenen doch ein hörendes Herz, um in deinem Volk Recht zu sprechen und zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Ja, wem gelingt es sonst, in diesem deinem schwierigen Volk Recht zu sprechen?"

10 Diese Bitte Salomos fand Gefallen in den Augen Gottes

11 und Gott sagte zu ihm: "Weil du dieses von mir erbeten hast und nicht ein langes Leben oder Reichtum oder das Leben derer, die dich anfeinden, sondern weil du für dich um Verständnis batest, um auf das Recht zu hören,

12 deswegen werde ich deinen Worten entsprechen. Ich gebe dir ein weises und kluges Herz, so wie dich gibt es keinen Menschen weder vor noch nach dir und es wird auch keinen geben, der dir gleichen wird.
Zugänge zum Text:

Im Traum begegnet Salomo der Wirklichkeit Gottes. Im Traum nennt Salomo nicht sogleich seine Bitte, sondern verweist zuerst auf die Gegebenheiten, denen er sich verpflichtet weiß und die seine Bitte begründen: Sein Vorgänger war der vorbildliche Diener Gottes David, an dem in der Bibel mehrfach andere Könige gemessen werden. Und Salomo verweist darauf, dass nicht er das Herrscheramt ergriffen hat, sondern Gott hat es ihm anvertraut. Er hat ihn an die Spitze seines auserwählten Volkes gesetzt.

Äußert Salomo dann seine Bitte und spricht er in Bezug auf seine Regierungsaufgaben vom "Herzen" (V.9), war damit nicht an den Sitz der Gefühle, sondern an den des Verstandes und des Willens gedacht. An diese Bitte lehnt sich auch Gott an, wenn er ein "weises und kluges Herz" schenkt (V.12). Die immer wieder erwähnte Weisheit Salomos wird so als Gottesgabe ausgewiesen. Die normalerweise zu erwartenden Bitten eines neuen Königs erwähnt erst Gott (V.11). Sie erscheinen nun untergeordneten Ranges zu sein. Gott gewährt Salomo ein "weises und kluges Herz", mit dem er seinem Volk ein guter König sein kann. "Reichtum und Ehre" (10,1-29) und die erfüllte Zeit von "vierzig" Jahren auf dem Thron (11,42), kommen noch dazu.
Fragen:
  • Wer sind heute die "Könige", von denen wir uns wünschen, dass sie mit den Augen und dem Herzen Salomos auf ihr Volk schauen? Sehen sie ihre Aufgabe auch als Mandat Gottes und fühlen sie sich ihm uns seinem Willen verpflichtet, damit es seinem Volk gute geht? Was sollten sie von Gott erbeten?

  • Welche Verantwortung trage ich/tragen wir, die gut zu erfüllen meine/unsere Aufgabe ist?

  • Wie müsste das Herz heutiger "Könige", wie müsste mein/unser Herz gebildet sein, damit es dem Wunsch Salomos an Gott entspricht:
    V9 "So gebe deinem Untergebenen doch ein hörendes Herz, um in deinem Volk Recht zu sprechen und zwischen Gut und Böse zu unterscheiden"?

  • Was ist mein/unser "Projekt" für die nächste Zeit?: Wie werde ich selbst zu einem besseren "König", der auf die anderen sieht und das Gute für sie will?

  • Wir gewinnen wir unsere "Könige" in Kirche, Wirtschaft und Politik für dieses Projekt Gottes mit seinem Volk?
Gebet:

Gott, Du hast uns zu Königinnen und Königen bestellt,
die sich um das Wohl deines Volkes sorgen.
Schenke uns ein hörendes Herz, damit Recht gesprochen
und zwischen Gut und Böse unterschieden wird.
Rühre aber auch die Herzen der Mächtigen in der Kirche,
in der Wirtschaft und der Politik an, damit sie nicht nur für sich
"ein langes Leben oder Reichtum" oder Macht anstreben,
sondern das Wohl aller Menschen, für die sie von Amts wegen
Verantwortung tragen.
Gott, sei Du mit deiner heiligen Geistkraft
der Motor für unser Handeln.

Karlheinz Laurier
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Lebendiges Evangelium - Juni 2008
Matthäus 9, 36 - 10,8
(11. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A)

Was damals geschah:

Jesus lehrt die Menschen nicht nur, nach dem Willen Gottes zu leben und verkündet ihnen die Frohe Botschaft vom kommenden Reich Gottes, sondern in seiner Person und in seinem Wirken bricht dieses Reich Gottes schon an. Er heilt die Krankheiten der Menschen, er vergibt den Sündern ihre Schuld, er richtet die Bedrückten auf, er wendet sich den Menschen liebevoll zu.

In diesem Abschnitt erfahren wir, wie Jesus seine Jünger in dieses Heilsgeschehen mit einbezieht. Der eine wahre gute Hirte macht seine Jünger zu Hirten in seinem Dienst, in seiner Nachfolge, denn das Volk tut ihm leid, weil es verschmachtet und zerstreut ist wie Schafe, die keinen Hirten haben. Die Menschen sind auch - das ist das zweite Bild - wie eine große Ernte, für die es viele Erntearbeiter braucht. Ernte kann ein Bild für das Endgericht sein, aber auch einfach für das Leben der Menschen, das Gott zu seiner Vollendung bringen will.
Er gibt seinen Jüngern die Vollmacht, unreine Geister auszutreiben und Krankheiten und Leiden zu heilen. Ab da ist von "Aposteln" die Rede, das heißt Gesandte. Jesus sendet sie, sein Werk weiter zu führen, er sendet sie in die Orte, in die er selbst nicht kommt. Durch seine Gesandten ist er an vielen Orten gegenwärtig und heilbringend wirksam.

Er sendet seine Jünger, die ein sehr bunter Haufen sind: da ist Simon Petrus, der ihn verleugnen wird, da ist Judas Iskariot, der ihn verraten wird, da ist Simon Kananäus, ein weiterer Zelot (Rebell neben Judas), da sind Jakobus und Johannes, die sich streiten, wer zur Rechten und zur Linken Jesu sitzen darf, da ist Matthäus (Levi), der ein verachteter Zöllner war. Jesus bringt sie zusammen und kann sie gebrauchen.

Was ist die Botschaft für heute?

Kennen wir heute Menschen, die verschmachten und wie Schafe ohne Hirten sind? (misshandelte Kinder, Hartz IV - Empfänger, Jugendliche ohne Ausbildungsplatz, Flüchtlinge, …) Vielleicht können wir einmal zur nächsten Agentur für Arbeit oder zum Sozialamt oder einem Flüchtlingsheim gehen, um solchen Menschen zu begegnen. Kennen wir in unserer Nachbarschaft, Gemeinde Menschen in materieller, leiblicher oder seelischer Not? Wie können wir als einzelne oder gemeinsam helfen, heilend wirken? Mit wem können wir da zusammen arbeiten (Krankenbesuchsdienst, Arbeitsloseninitiative, Tafel, Caritas, Altenheim, Behinderteneinrichtung…)?

Wie können wir teilhaben am heilenden Wirken Jesu? (durch ein tröstendes Wort, durch Hilfe in Not, durch Solidarität am Arbeitsplatz und anderswo, durch einen Besuch bei einem Kranken, durch Versöhnung und Hilfe dazu, durch teilen und helfen, durch beten…)

Wir denken oft, wir seien nicht geeignet zum Einsatz für das Reich Gottes, weil wir schwache, sündige Menschen sind. Wenn wir auf die Apostel schauen, sehen wir, dass Jesus ganz normale Menschen in seinen Dienst ruft, dass er sie aber auch verwandeln kann. Wir gehören zu einer "apostolischen Kirche", weil wir auf der Lehre der Apostel gründen, aber auch weil wir von Christus gesandt werden wie sie damals. Wir nehmen die Menschen in unser Gebet mit hinein Wir beten gemeinsam das KAB - Gebet und schließen in freien Fürbitten die Menschen ein, über die wir gesprochen haben. Albert Seelbach

Wir nehmen die Menschen in unser Gebet mit hinein

Wir beten gemeinsam das KAB - Gebet und schließen in freien Fürbitten die Menschen ein, über die wir gesprochen haben.

Albert Seelbach

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Lebendiges Evangelium - Mai 2008
Pfingsten - Am Vorabend Lesejahre A-B-C (10./11. Mai 2008)

Joh 7, 37-39
Text:

Aus dem Evangelium nach Johannes

37 Am letzten Tag des Festes, dem großen Tag, stellte sich Jesus hin und rief: Wer Durst hat, komme zu mir, und es trinke,

38 wer an mich glaubt. Wie die Schrift sagt: Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen.

39 Damit meinte er den Geist, den alle empfangen sollten, die an ihn glauben; denn der Geist war noch nicht gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlicht war.

Hinweise zum Text:

Am letzten Tag des Laubhüttenfestes (vgl. 7,2) offenbart sich Jesus in Jerusalem als die Quelle lebendigen Wassers.

Als Wallfahrtsfest erinnert das Laubhüttenfest an den Auszug aus Ägypten, an die vierzigjährige Wüstenwanderung und die Sorge, mit der Gott sein Volk begleitet hat. Die Hütten, die man extra baut, um darin während der Festtage zu leben, thematisieren die Vorläufigkeit menschlicher Existenz und gleichzeitig die letzte Geborgenheit in Gott.

König Salomo weihte während des Laubhüttenfestes den Tempel ein.

Zur Zeit Jesu wurden 70 Festopfer dargebracht für die 70 Nationen (symbolische Zahl für die Gesamtheit) der Welt, die Gott alle gleich lieb sind. Er ist ja der Gott Israels und der ganzen Menschheit.

Als Jesus zu diesem Fest nach Jerusalem kommt, ist er bereits sehr umstritten. So kommt er heimlich und allein zum Fest (vgl. 7,10). Dennoch kommt es zu Auseinandersetzungen um seine Bedeutung als Messias und um seinen bevorstehenden Tod.

Vers 37:
Der siebente (große) Tag war durch den Ritus des Wasserschöpfens ausgezeichnet: Die Priester schöpften Wasser aus der Quelle Schiloach und zogen damit siebenmal um den Altar. An diesen Ritus scheint Jesus mit seinem Ruf anzuknüpfen. Das Wasser aus dem Felsen bei der Wüstenwanderung wie auch der Ritus des Wasserschöpfens während des Festes waren Hinweise auf die eigentliche Gabe, die Gott geben will: den Heiligen Geist. Seine Symbole sind das Wasser, der Atem, der Sturm, das Feuer.

Vers 38:
Der Schriftbezug ist nicht ganz eindeutig. In Ezechiel 47,1-12 ist von der Tempelquelle die Rede, deren Wasser lebendig macht. Sacharja 14,8 spricht vom lebendigen Wasser, das aus Jerusalem kommt.

Vers 39:
vgl. dazu das Wort Jesu am Kreuz: "Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" (Lk 23,46) und das Wort des Auferstandenen: "Empfangt den Heiligen Geist!" (Joh 20,22)

Fragen zum Gespräch:

Kenne ich Durst (im körperlichen Sinn)?
Wie lässt sich dieses Gefühl beschreiben?

Gibt es in meinem Leben Sehnsüchte,
die sich mit einem solchen Durstgefühl vergleichen lassen?

Aus welchen Quellen trinke ich?
Wie bekommt mir das?

Wo finde ich "lebendiges Wasser"?
Was gibt meinem Leben Kraft?
Was macht es schön und lebenswert?
Was befreit?
Habe ich Jesus, den Glauben, die Kirche, die Hl. Schrift
schon als eine solche Quelle entdeckt?

Habe ich mich selbst/
haben wir uns als KAB-Gruppe
schon als eine solche Quelle für andere erlebt? Wobei? Für wen?

Gibt es in meinem Alltag andere Zeichen und Symbole, die mich daran erinnern, dass Gott es gut mit mir aber auch mit den anderen Menschen meint?

Möchte ich mich vom Geist Jesu leiten lassen?
Wohin führt das?
Bitte ich/bitten wir Gott um seinen Geist?

Gebet:

(V) Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen
(A) und entzünde in uns das Feuer deiner Liebe.

(V) Sende aus deinen Geist und alles wird neu geschaffen
(A) und du wirst das Angesicht der Erde erneuern.

(V) Gott, du hast die Herzen deiner Gläubigen
durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes gelehrt.
Gib, dass wir in diesem Geist erkennen, was recht ist
und allezeit seinen Trost und seine Hilfe erfahren
durch Christus, unsern Herrn. Amen.

oder:

Ich glaube an den Heiligen Geist,
ich glaube, dass er meine Vorurteile abbaut,
dass er meine Gewohnheiten ändert,
dass er meine Gleichgültigkeit überwindet,
dass er mir Fantasie zur Liebe gibt,
dass er mich vor dem Bösen warnt,
dass er mir Mut für das Gute gibt,
dass er meine Traurigkeit besiegt, '
dass er mir Liebe zu Gottes Wort schenkt,
dass er mir Minderwertigkeitsgefühle nimmt,
dass er mir Kraft in meinem Leiden gibt,
dass er mir einen Bruder, eine Schwester an die Seite gibt,
dass er mein Wesen durchdringt.

(Karl Rahner)

Lieder: Komm herab, o Heilger Geist (GL 244)
Alle meine Quellen entspringen in dir (Text und Melodie Sr. Leonore Heinzl)


Andreas Ginzel
KAB-Diözesanpräses Magdeburg
Militärpfarrer, z.Zt. Kabul (AFG)
Druckversion - Lebendiges Evangelium (mit Notenblatt) Mai 2008
Lebendiges Evangelium - April 2008
Dritter Sonntag der Osterzeit - Lesejahr A (6. April 2008)
Der Text: Aus dem Evangelium nach Johannes

1. Es war am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise.

2 Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus (Zwilling), Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen.

3 Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts.

4 Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war.

5 Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen? Sie antworteten ihm: Nein.

6 Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es.

7 Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See.

8 Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot - sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her.

9 Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot.

10 Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt.

11 Da ging Simon Petrus und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht.

12 Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war.

13 Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch.

14 Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.
(Joh 21,1-14)
Der Text stammt aus dem Nachtragskapitel des Johannesevangeliums, das an den ursprünglichen Schluss (Joh 20,31) angefügt wurde und wahrscheinlich aus dem Schülerkreis des Evangelisten stammt.

Eine Erzählung vom reichen Fischfang gibt es auch im Lukasevangelium (Lk 5,1-11) mit ähnlichen Motiven (Vergeblichkeit der Arbeit, Erfolg durch das Wort Jesu, Berufung des Petrus). Die Erzählungen bei Lukas und Johannes gehen wahrscheinlich auf eine gemeinsame Überlieferung zurück. Jesus offenbart sich den Jüngern mitten im Alltag, bei ihrer Arbeit. Begegnung mit Jesus kann nicht nur in der Kirche oder an besonderen Orten, wie auf Bergen geschehen, sondern auch in der Gewöhnlichkeit der alltäglichen Arbeit.

Vers 1: "See von Tiberias" ist eine andere Bezeichnung für den See Genezareth oder das Galliläische Meer.

Vers 4: Dass Jesus am Morgen am Ufer steht erinnert an den Ostermorgen.

Vers 7: Ähnlich wie beim leeren Grab (Joh 20,8)versteht der Jünger, den Jesus liebte zuerst, was geschehen ist, die Auferstehung oder hier, dass der Fremde am Ufer der Herr ist.

Vers 11: In der Antike waren 153 Fischarten bekannt. Im Netz Petri, in der Kirche ist für alle Platz. Trotz der Vielfalt und der Spannungen zerreißt das Netz nicht.

Vers 12: Jesus lädt zum Mahl ein, er reicht Brot und Fisch, auch den Fisch, den ihm die Jünger gebracht haben. In der Feier der Eucharistie ist der Herr verborgen gegenwärtig (vgl. die Emmaus-Geschichte Lk 24,13-35)

Vers 14: Es ist dritte Offenbarung Jesu nach seiner Auferstehung, von der das Johannesevangelium erzählt. Die erste ist die Begegnung mit den Jüngern am Abend des Ostertages, die zweite die Begegnung acht Tage darauf, bei der auch Thomas dabei war.
Fragen zum Gespräch

Was spricht mich an, welche Fragen habe ich?

Wie gehe ich um mit Misserfolgen und Scheitern? Welche Rolle spielt dabei der Glaube?

Welche Rolle spielt in meinem Leben, im Leben unserer KAB-Gruppe das Wort Gottes? Wo habe ich schon einmal erfahren, dass es weiterhilft?

Welche Menschen begegnen mir bei meiner Arbeit?

Was kann sich verändern, wenn ich mir bewusst bin, dass Jesus auch bei meiner alltäglichen Arbeit gegenwärtig ist?

Welche Menschen haben Platz im Netz unserer KAB-Gruppen? Ist wirklich für alle Platz? Wie gehen wir mit Spannungen um?



Gebet

Herr Jesus Christus,
der Alltag ist oft grau und schwer,
mit Sorgen und Problemen,
mit Misserfolgen und Scheitern,
mit vergeblichen Mühen.

Doch wo du bist,
ist Licht und Hoffnung,
dein Wort gibt uns Kraft,
es noch einmal zu versuchen,
Neues und ganz Anderes zu wagen,
den nächsten Schritt zu gehen.

Gib uns das liebende Herz,
das deine Gegenwart spürt
in den Gewöhnlichkeiten des Alltags,
in den Begegnungen mit den Menschen,
in den Mühen der Arbeit.

Denn wo du bist,
wo dein Wort die Herzen bewegt,
ist nicht Leere und Tod,
sondern Fülle und Leben,
Menschlichkeit und Frieden

Wir danken dir Herr,
dass du uns nahe bist,
auch wenn wir dich nicht erkennen,
es uns oft nicht bewusst ist
und alle Dunkelheiten unseres Lebens
mit deinem österlichen Licht erfüllst.

oder: KAB-Gebet

Lieder:

"Herr gib uns Mut zum Hören" (GL 521) "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind"

Mathias Kotonski
KAB-Diözesanpräses
Augsburg
Druckversion - Lebendiges Evangelium April 2008
Lebendiges Evangelium - März 2008
Palmsonntag - Lesejahr A (16. März 2008)
Der Text: Phil 2,1-11

1 Wenn es also eine Ermahnung in Christus gibt, einen Zuspruch aus Liebe, eine Gemeinschaft des Geistes, inniges Mitgefühl und Erbarmen,

2 dann macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, einander in Liebe verbunden, einmütig und einträchtig,

3 dass ihr nichts aus Streitsucht und nichts aus Prahlerei tut; sondern in Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst.

4 Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen.

5 Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht:

6 Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein,

7 sondern er entäußerte sich, nahm Knechtsgestalt an und wurde den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen;

8 er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.

9 Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der über alle Namen ist,

10 damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu

11 und jede Zunge zur Ehre Gottes, des Vaters bekennt: "Jesus Christus ist der Herr".
Zugänge zum Text:
  • Die Stadt Philippi: Schon in früher Zeit existierte eine Menschensiedlung in der von Gebirgen umsäumten ostmazedonischen Ebene. Ursache dafür mag die ziemlich günstige Lage gewesen sein - mit leichtem Zugang zum Meer, beträchtlichem Baumbestand sowie Gold- und Silbervorkommen im nahen Gebirge. Die eigentliche Gründung der Stadt geschah um das Jahr 356 v.Chr. durch König Philipp II. von Mazedonien, der die Siedlung eroberte, ausbaute und ihr seinen eigenen Namen verlieh. Etwa 300 Jahre später wurde Philippi römische Kolonie mit städtischer Selbstverwaltung, Befreiung von Steuern sowie Verleihung des "ius italicum" - also mit den gleichen Bürgerrechten wie eine italienische Stadt. Das religiöse Leben in Philippi war geprägt von vielfältigen Kulturen und Religionen. Die Verehrung der römischen Götter und der ägyptischen Gottheiten, aber auch der alten Land- und Fruchtbarkeitsgötter sowie der ursprünglichen Götter Thrakiens gehörte dazu. Auch der Kaiserkult dürfte eine wichtige Rolle gespielt haben.

  • Die christliche Gemeinde: In diese römisch geprägte und von einer Mischung zahlreicher religiöser Kulte beseelten Stadt kam der Apostel Paulus auf seiner zweiten Missionsreise um das Jahr 49 nach Chr. Dort gründete er die erste christliche Gemeinde auf europäischem Boden - eine Gemeinde, die ihm besonders ans Herz wuchs und mit der er eine ganz enge persönliche Bindung hatte. Nur von ihr ließ sich Paulus unterstützen, auch finanziell, wie er selbst im Philipperbrief schreibt (vgl. Phil 4,15-16).

  • Grundanliegen des Briefes: Ein besonders Anliegen des Apostels ist die Einheit und Solidarität der Christengemeinde in Philippi - um mit einem Geist für die Frohbotschaft Jesu zu kämpfen und Angriffe von außen abzuwehren. Diese Solidarität der Christen soll sich nicht nur im gemeinsamen Glauben zeigen, sondern sich auch in der Verfolgung und im Leiden bewähren. Diese einmütige Gesinnung soll vor allem innerhalb der Gemeinde selbst sichtbar werden - indem jede Art von Streitsucht und Prahlerei aus ihrer Mitte verbannt wird und jedes Gemeindemitglied nicht nur auf das eigene, sondern auch auf das Wohl der Anderen achtet (V.3-4). Als grundlegendes Beispiel für diese Solidarität mit den Menschen nennt Paulus das Leben und Leiden, die Erniedrigung und Erhöhung von Jesus Christus, der nicht daran festhielt, "wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich, nahm Knechtsgestalt an und wurde den Menschen gleich." (V. 6-7) Hier in den Versen 6-11 greift Paulus ein altes schon vorhandenes Christuslied auf, in dem die Selbsthingabe und vorbehaltlose Verbundenheit Jesu mit den Menschen der Christengemeinde als Vorbild gegenseitigen Dienens und als Ermutigung zu gemeinsam gelebter Solidarität vor Augen gestellt wird.
Fragen zum Gespräch:

- Was macht mir Mut in diesem Text, was bereitet mir Unbehagen?

- Wie kommt die gelebte Solidarität unter den Mitgliedern unserer KAB-Gruppen / unserer Pfarrgemeinde konkret zum Ausdruck? Wo gibt es Defizite?

- Auf welcher Weise versucht unsere KAB-Ortsgruppe ihr Solidarisch-Sein zu zeigen? Z.B. mit den arbeitenden und arbeitslosen Menschen in der Region, mit den armen Familien und ihren Kindern, die von Hartz-IV leben müssen.

- Wie sieht die "internationale" Solidarität unserer Pfarrgemeinde mit den leidenden Opfern von Unrecht und Ausbeutung in der sog. 3. Welt aus?

- Wie können wir folgende Aussage des 2. Vatikanischen Konzils mit Leben füllen: "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi." (GS 1)?

Gebet - Impuls - Lied

1. Gedanken von Helmut Gollwitzer, evang. Theologe: "Gott ist mit uns solidarisch. Wir sind umgeben nicht von kaltem und leerem Nichts. Wir sind nicht regiert vom blinden Schicksal. Wir sind nicht ausgeliefert den Folterknechten dieser Welt. Wir sind nicht erwartet vom letzten Henker, vom Tod. Wir sind umgeben, getragen, beschützt, regiert, erwartet von einer ewigen Solidarität, die auf unserer Seite steht, mit uns leidet, für uns kämpft, sich für uns opfert und die Zukunft für uns gewinnt. Das ist unsere Wirklichkeit. Davon leben wir."

2. Aussagen aus der Enzyklika "Sollicitudo rei socialis" (Ziff. 38 u. 39): "Die Solidarität ist nicht ein Gefühl vagen Mitleids oder oberflächlicher Rührung wegen der Leiden so vieler Menschen nah oder fern. Im Gegenteil, sie ist die feste und beständige Entschlossenheit, sich für das "Gemeinwohl" einzusetzen, das heißt für das Wohl aller und eines jeden, weil wir für alle verantwortlich sind..... Die Solidarität hilft uns, den "anderen" - Person, Volk oder Nation - nicht als irgendein Mittel zu sehen, dessen Arbeitsfähigkeit und Körperkraft man zu niedrigen Kosten ausbeutet und den man, wenn man ihn nicht mehr braucht, fallen lässt, sondern als einen "Gleichen", einen "Helfer" (vgl. Gen 2,18.20), einen Mitmenschen also, den wir befähigen sollen, so wie wir am Festmahl des Lebens teilzunehmen, zu dem alle Menschen von Gott in gleicher Weise eingeladen sind."

3. Zitat aus dem gemeinsamen Sozial- und Wirtschaftswort der christlichen Kirchen (1997) (Ziff. 101): "Die Christen können nicht das Brot am Tisch des Herrn teilen, ohne auch das tägliche Brot zu teilen. Ein weltloses Heil könnte nur eine heillose Welt zur Folge haben. Der Einsatz für Menschenwürde und Menschenrechte, für Gerechtigkeit und Solidarität ist für die Kirche konstitutiv und eine Verpflichtung, die ihr aus ihrem Glauben an Gottes Solidarität mit den Menschen und aus ihrer Sendung, Zeichen und Werkzeug der Einheit und des Friedens in der Welt zu sein, erwächst."

Charles Borg-Manché
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Lebendiges Evangelium - Februar 2008
2. Fastensonntag, Lesejahr A

Lesung Gen 12, 1-4a
Text

1 Der Herr sprach zu Abram: Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde.

2 Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen.
Ein Segen sollst du sein.

3 Ich will segnen, die dich segnen; wer dich verwünscht, den will ich verfluchen.
Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.

4 Da zog Abram weg, wie der Herr ihm gesagt hatte.

Zugänge zum Text

Nach der sogenannten "Urerzählung" von der Schöpfungsgeschichte bis zum Turmbau zu Babel (Gen 1 - 11) beginnt mit der Berufung Abrahams ein neuer Anfang. Zunächst heißt er noch Abram (= Gott ist erhaben). In Gen 17, 5 erhält er den Namen Abraham (= Vater der Menge).

Auf Gottes Wort hin bricht Abraham auf. Er wird dadurch für uns zum Vater der Glaubenden (vgl. Maria - die Mutter der Glaubenden). Glaubende sind Menschen, die sich auf Gottes Wort einlassen und sich von Gottes Wort bewegen lassen und ihren Weg im Vertrauen auf Gottes Verheißung gehen.

In der Segenszusage wird deutlich: Gott will die Menschheit nie wieder verfluchen. Der Segen soll die ganze Menschheit erreichen. Ob Abraham zu Segen wird, hängt nicht allein an ihm, sondern auch daran, wie andere sich zu Abraham verhalten: ob sie ihn segnen oder verfluchen.

Jemand segnen bedeutet hier so viel wie jemand Gutes wünschen, ihm Wohlwollen bezeigen, mit ihm Gemeinschaft pflegen; mit dem Verwünschen oder Verfluchen ist zum Ausdruck gebracht, dass man mit dem Betreffenden nichts zu tun haben will, dass man keine Gemeinschaft mit ihm wünscht.

Abraham gilt als Stammvater der Juden, der Christen und der Muslimen.


Fragen

1. Welche Aufbrüche gab und gibt es in meinem Leben? Was hat mich dazu ermutigt, was hat mir dazu die Kraft gegeben?

2. Welchen Segen habe ich in meinem Leben erfahren dürfen? Was ist mir an Gutem zuteil geworden? Was ist mir gelungen? Worin besteht das Glück meines Lebens?

3. Wie kann ich für andere zum Segen werden? Wie können wir als Gruppe, als Verband für andere zum Segen werden?

4. Wo leben in unserer Umgebung Juden und Muslime, die wie wir als Stammvater Abraham haben? Wie nehmen wir sie in den Blick? Welchen Kontakt haben wir zu ihnen?


Lied und Besinnung

Versuchung des Abraham
Seichtes suchen,
Tiefes fürchten,
kleinlich denken,
ängstlich handeln,
vor sich fliehen,
sich nichts trauen,
Kluges reden,
Taten meiden,
Spießbürger sein,
sein Glück vertun,
Gott verdrängen,
nichts entfalten,
nichts ausstrahlen.

Aus: Nachdenken mit Martin Gutl, Verlag Styria 1983

Albin Krämer
Bundespräses KAB
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Lebendiges Evangelium - Januar 2008

Hochfest Erscheinung des Herrn (6. Januar)
Mt 2,1-12
Der Text

1 Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem

2 und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.

3 Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.

4 Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.

5 Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten:

6 Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.

7 Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.

8 Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.

9 Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.

10 Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.

11 Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.

12 Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

Hinweise zum Text

Dem Verfasser des Matthäusevangeliums war es wichtig, Jesus als den verheißenen Messias nachzuweisen. Daher finden sich auch in diesem Abschnitt Zitate aus dem Alten Testament und das Leitmotiv, das sein Evangelium durchzieht: Jesus wird von Anfang an von den Führern seines Volkes abgelehnt, von Sündern und Heiden aber anerkannt.

Zu 1:
Herodes: König von Judäa von 37 - 4 v.Chr., baute u.a. den von den Römern im Jahr 70 zerstörten Tempel in Jerusalem. Sterndeuter aus dem Osten: Mitglieder der persischen Priesterkaste, die sich mit Sternkunde und Astrologie befassten.

Zu 2:
König der Juden: nur hier und am Kreuz (vgl. 27,37) wird Jesus dieser Titel gegeben Stern: weit verbreitet war in der antiken Kultur und Gesellschaft die Vorstellung, dass Sterne die Geburt großer Männer anzeigten, ebenso die Erwartung eines künftigen idealen Weltherrschers. Der Stern ist als Mittel göttlicher Führung zu verstehen (vgl. besonders V. 9, außerdem Num 24,17), weniger als realer Himmelskörper. Huldigen: bezeichnet ein völliges Sichniederwerfen, wie es nach 4,9f nur Gott zusteht (vgl. Dtn 5,9) und Jesus als Sohn Gottes (14,33 und 28,9.17).

Zu 3:
Das Erschrecken des Königs und ganz Jerusalem ist als Kontrast zu Vers 1 und 2 zu lesen und beinhaltet das oben genannte Leitmotiv.

Zu 4:
Schriftgelehrte des Volkes: legten die Schrift sachkundig aus, Berater in religiösen und juristischen Fragen, gehörten mit den Ältesten und Hohenpriestern zum Hohen Rat.

Zu 6:
Das Zitat aus Mi 5,1 geht am Ende in 2 Sam 5,2 über. Betlehem, die Vaterstadt Davids, soll auch die des Messias sein.

Zu 11:
Die dargebrachten Gaben sind eines Königs würdig. Die Kirchenväter sahen in ihnen das Sinnbild des Königtums (Gold), der Gottheit (Weihrauch - damit wurde im Tempel geräuchert) und der Passion Jesu Christi (Myrrhe - wurde als Parfum und Salböl sowie als Wohlgeruch bei der Bestattung oder auch als betäubender Weinzusatz verwendet). Aus der Dreizahl der Gaben schloss man auf drei Gabenüberbringer, die man sich, beeinflusst durch alttestamentliche Schriftstellen, als Könige dachte (vgl. Ps 72,10.15; Jes 60,3; Jes 60,6).

Zu 12:
Im Traum empfangen die Sterndeuter Gottes Weisung (vgl. auch 1,20; 2,13; 2,19).
Matthäus greift dabei auf ein Stilmittel zurück, das sich auch im Alten Testament findet (vgl. Gen 28,12-15).

Fragen zum lebendigen Evangelium
  • Welche Fragen habe ich an den Text? Was spricht mich besonders an?

  • Wonach suchen Menschen heute? Woran orientieren sie sich?

  • Was bringt unsere Politiker und Machthaber und unsere Gesellschaft heute zum Erschrecken?

  • Bei welchen Gelegenheiten haben wir die Erfahrung gemacht, "das Kind gesehen" zu haben, bzw. wann ist ER in unserem Leben "erschienen" (vgl. Festname: "Erscheinung des Herrn"!)?

  • Welche Schätze haben wir?

  • Nach welchen Kriterien treffen wir unsere Entscheidungen (vgl. V.12)?

  • Wovon lassen wir uns in unserem Handeln leiten (vgl. V. 2)?
Zum Abschluss
Lied im Gotteslob Nr. 555
Der Text von Angelus Silesius, vertont von Georg Joseph, kann helfen, die wesentliche Aussage des bekannten Evangeliums vertieft in den Blick zu nehmen:
Jesus Christus ist selbst der (Morgen-)Stern, der die Welt und unser Leben mit Freude erhellt (vgl. auch Osterlob!).Es gilt, die Sehnsucht nach ihm in uns wachzuhalten (vgl. Str. 1,2 und 6), aus der Verbundenheit mit ihm zu leben (diese Erfahrung spiegelt sich in den Strophen 3 und 4) und dadurch selber etwas von seinem Licht auszustrahlen(vgl. Str. 5).

Es bietet sich an, die einzelnen Strophen zu betrachten, indem einzelne Worte oder Sätze wiederholt werden und das Lied zum Schluss gemeinsam zu singen.


Regina Wühr,
Geistliche Begleiterin im KAB-Diözesanverband Augsburg

Druckversion - Lebendiges Evangelium Januar 2008