Lebendiges Evangelium für Dezember 2009
- Bar 5, 1-9

Zweiter Adventssonntag 6. Dezember 2009
Karlheinz Laurier Diözesanpräses Aachen
Bibeltext

1 Leg ab, Jerusalem, das Kleid deiner Trauer und deines Elends, und bekleide dich mit dem Schmuck der Herrlichkeit, die Gott dir für immer verleiht.
2 Leg den Mantel der göttlichen Gerechtigkeit an; setz dir die Krone der Herrlichkeit des Ewigen aufs Haupt!
3 Denn Gott will deinen Glanz dem ganzen Erdkreis unter dem Himmel zeigen.
4 Gott gibt dir für immer den Namen: Friede der Gerechtigkeit und Herrlichkeit der Gottesfurcht. 5 Steh auf, Jerusalem, und steig auf die Höhe! Schau nach Osten, und sieh deine Kinder: Vom Untergang der Sonne bis zum Aufgang hat das Wort des Heiligen sie gesammelt. Sie freuen sich, dass Gott an sie gedacht hat.
6 Denn zu Fuß zogen sie fort von dir, weggetrieben von Feinden; Gott aber bringt sie heim zu dir, ehrenvoll getragen wie in einer königlichen Sänfte.
7 Denn Gott hat befohlen: Senken sollen sich alle hohen Berge und die ewigen Hügel, und heben sollen sich die Täler zu ebenem Land, so dass Israel unter der Herrlichkeit Gottes sicher dahinziehen kann.
8 Wälder und duftende Bäume aller Art spenden Israel Schatten auf Gottes Geheiß.
9 Denn Gott führt Israel heim in Freude, im Licht seiner Herrlichkeit; Erbarmen und Gerechtigkeit kommen von ihm.

Zugänge zum Text:

Der späte Prophet, der in Baruch 5, 1-9 spricht, wendet sich an Juden, die als Minderheiten in der Fremde leben. Sie haben keine politische Macht, aber Gott denkt an sie, er kümmert sich um sie; sein Wort ist zuverlässig. Wer sich an Gottes Wort hält, hat Zukunft und Hoffnung.

Jerusalem aufgefordert, die Trauerkleidung abzulegen und den Schmuck der göttlichen Herrlichkeit anzulegen. Sie soll den Mantel der göttlichen Gerechtigkeit anziehen und die Krone Jahwes aufsetzen, damit der ganze Erdkreis ihren Glanz sieht, den Jahwe ihr wieder zurückgibt. Abschließend erhält Jerusalem zwei Thronnamen: "Friede der Gerechtigkeit" und "Herrlichkeit der Gottesfurcht". Mit "Friede der Gerechtigkeit" ist eine Lebensführung nach dem göttlichen Gesetz gemeint, die zu einem gerechten und daher auch zu einem heilvollen Miteinander der Menschen führt. Dieser Lebensführung korrespondiert der zweite Titel "Herrlichkeit der Gottesfurcht", die in dankbarer Weise voller Ehrfurcht Jahwe begegnet, darum wissend, dass das heilschaffende Gesetz sein Geschenk an das Volk Israel ist. Ein zweites Mal soll Jerusalem nach Osten schauen, um die Erfüllung prophetischer Aussagen des Jesajabuches zu erleben: Gottes Wort hat die Deportierten aus der weltweiten Diaspora gesammelt. Er selber bringt im Triumph und auf sichere bzw. schützende Weise Israel in das Land seiner Väter zurück Stand Israel zu Beginn unter Jahwes Zorn (strafende Gerechtigkeit), so erfährt es abschließend seine Zuwendung als Erbarmen und rettende Gerechtigkeit. In diesen beiden Begriffen bündelt sich die heilvolle Botschaft des Buches für Israel.
(vgl. E. Zenger: Stuttgarter Altes Testament - Kommentar)

Mögliche Aktualisierung:
Die Adventzeit bietet sich an, Bestandsaufnahme zu machen und zu erkennen, wo und wieweit wir in "fremdem Land" leben, in dem Gott mit seiner Gerechtigkeit kaum noch zum Zuge kommt. Die Adventzeit bietet sich an, unsere Hoffnungskraft zu überprüfen und uns zu fragen, wie es um unsere Gottesfurch und den Einsatz für Frieden durch Gerechtigkeit bestellt ist. Wir werden eingeladen umzukehren, wo es nötig ist und uns der Zusage Gottes zu vergewissern, dass er ein gutes Leben für alle will. Wir werden eingeladen, die Trauerkleidung abzulegen und den Mantel der Gerechtigkeit wieder anzuziehen. Wenn uns das gelingt, können wir an Weihnachten mit Jesus, wie Neugeborene leben und andere mit unserer Hoffnung und Zuversicht anstecken.

Schritte des Bibelgesprächs:

Sehen: Was steht im Text - wovon ist die Rede?
Januar 2009
September 2008
Lebendiges Evangelium Mai 2008
Lebendiges Evangelium Juni 2008 Juli 2008 Oktober 2008
  • welche Personen spielen mit?

  • was läuft da ab - wer tritt mit wem in Beziehung?

  • Welche Situation könnte vorliegen, in die hinein diese Geschichte erzählt wird?

  • welche Botschaft will Jesus oder der Schreiber weitergeben?

  • welche Reaktionen gibt es?

  • wie kommt die Botschaft bei wem an?
Urteilen: Was steht für mich/ für uns im Text?
  • kennen wir ähnliche Situationen heute?

  • wer wären heute die Handelnden?

  • was könnte Jesus, der Schreiber uns heute sagen?

  • in welcher Rolle stecken wir?
Handeln: Konsequenzen für mein/ unser Handeln
  • was nehme ich mit für mein Handeln - für mein Leben?

  • Was nehmen wir mit für unser Handeln in der Gruppe
    - für unser Miteinander-Leben?
    - für unser Handeln in und mit der KAB?
Meditation:

Was ich dir zum Advent schenken möchte

Einen Orgelton wider den finsteren Morgen,
meinen Atem gegen des Eiswind des Tags,
Schneeflocken als Sternverheißung am Abend
und ein Weglicht für den verloren geglaubten Engel,
der uns inmitten der Nacht
die Wiedergeburt der Liebe verkündet.

Christine Busta
Lebendiges Evangelium Druckversion Dezember 2009
Lebendiges Evangelium - November 2009:
Joh 18,33b-37 Christkönigsonntag Lesejahr B - 22. November
Albert Müller Diözesanpräses Bamberg
Der Text: Jesu Verhör vor Pilatus

In jener Zeit fragte Pilatus Jesus:
Bist du der König der Juden?
Jesus antwortete:
Sagst du das von dir aus,
oder haben es dir andere über mich gesagt?
Pilatus entgegnete:
Bin ich denn ein Jude?
Dein eigenes Volk und die Hohenpriester
haben dich an mich ausgeliefert.
Was hast du getan?
Jesus antwortete:
Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.
Wenn es von dieser Welt wäre,
würden meine Leute kämpfen,
damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde.
Aber mein Königtum ist nicht von hier.
Pilatus sagte zu ihm:
Also bist du doch ein König?
Jesus antwortete:
Du sagst es, ich bin ein König.
Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen,
dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.
Jeder, der aus der Wahrheit ist,
hört auf meine Stimme.

Zugänge zum Text

Als Überschrift zu diesem Evangelium könnten wir schreiben: das Drama des Verhörs Jesu durch Pontius Pilatus. Es ist ein weiterer Mosaikstein, das Christusgeheimnis zu lüften, ein Faden, der sich durch das gesamte Johannesevangelium zieht und ein Anliegen des Verfassers war.

Im Evangelium kommt das Spiel um Macht zum Ausdruck - und zugleich die Angst, diese Macht zu verlieren. Nicht in der Person des Pontius Pilatus, der das Königtum Jesu anerkennt, sondern vielmehr beim jüdischen Hohenpriester und seinem Gefolge. Pontius Pilatus ist nur eine kleine, unbedeutende Spielfigur bei jenem Schachspiel, das darauf abzielt, Jesus schachmatt zu setzen.

Die Angst, Macht zu verlieren, bleibt jedoch unbegründet. Doch das sehen die jüdischen Gelehrten nicht. Jesus trennt die politische von der himmlischen Macht (ausgedrückt im Jesuswort in Vers 36).

Im Verhör geht es also um die Frage nach dem Status Jesu - eine sehr politische Frage. Jesus beantwortet die Fragen mit: "Ja, ich bin ein König". Aber sein Königreich ist nicht von dieser Welt. Er ist damit kein politischer Machthaber und nicht vergleichbar mit den Mächtigen dieser Welt. Sein Kommen in diese Welt hat den einen Sinn, für die Wahrheit zu zeugen. Alle, die in dieser Wahrheit sind, gehören zu den wahren Bürgern seines Königreiches. An dieser Wahrheit müssen sich alle Mächtigen dieser Welt messen lassen!

Christkönig: Letzter Sonntag des Kirchenjahres

Am Ende des Kirchenjahres feiern Katholiken den Christkönigsonntag, ein Ideenfest, das Pius XI. (1922 - 1939) im Jahr 1925 zum Andenken an das 1.600jährige Jubiläum des Konzils von Nizäa (325) eingeführt hat. In Anbetracht der in Europa zerfallenden Monarchien bürstete der Papst bewusst gegen den Strich: Die Betonung des Königtums Christi in dieser Zeit hatte demonstrativen Charakter. Ursprünglich wurde ein Bekenntnistag der Katholischen Jugend nicht an diesem Tag, sondern am Dreifaltigkeitssonntag, dem Sonntag nach Pfingsten, gefeiert. Als aber die Nationalsozialisten den Dreifaltigkeitssonntag mit dem Reichssportfest belegten, wurde das Treuebekenntnis der Jugend auf den Christkönigssonntag verschoben. Die Bekenntnisfeiern mit persönlicher Präsenz und Fahnenabordnungen am letzten Sonntag vor dem Advent hatten besonders zu Zeiten der Nazis, aber auch noch in der Nachkriegszeit prägenden Charakter.

Aus: © Dr. theol. Manfred Becker-Huberti, Köln www.festjahr.de


Fragen
  • Worin besteht für mich der Unterschied zwischen Christus, dem König, und den Mächtigen dieser Welt?

  • Wo entdecke ich in meinem Alltag Spuren vom Königreich Jesu Christi, das ja schon unter uns ist?

  • "Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme." -Hören wir die Stimme Jesu in der gegenwärtigen Finanzkrise? Was sagt sie uns? Wer verkauft seine Meinung als Wahrheit?

  • Das Christkönigsfest wurde als Bekenntnistag gefeiert: was ist unser Bekenntnis als KAB?
Gebet - Impuls

Besinnung (nach dem Mahl)

Herr Jesus, du bist uns ganz nahe.
Aus der Zeitlosigkeit der Ewigkeit bist du zu uns gekommen:
Ganz nahe unserem Leben, lebst du mit uns;
ganz nahe unserem Weg, gehst du mit uns;
ganz nahe unseren Kämpfen, kämpfst du mit uns;
ganz nahe unserem Schmerz, leidest du mit uns;
ganz nahe unserem Herzen, liebst du uns;
ganz nahe unserer Nacht, erleuchtest du uns;
ganz nah unserer Sündhaftigkeit, verzeihst du uns;
ganz nahe unserer Bosheit, läuterst du uns;
ganz nahe unserer Sehnsucht, erfüllst du uns;
ganz nahe unserer Hoffnung, verheißt du uns Zukunft.
Herr Jesus, König unserer Zeit und Ewigkeit
du bist uns ganz nahe und bleibst uns immer nahe,
um uns dereinst ganz mit dir zu vereinigen. Amen.

Segen
Geh mit der Ansage,
dass uns Gott wichtig nimmt
und deshalb sein Tun
mit unserem Tun verbindet.
Dass Gott durch uns handelt
und nicht ohne uns
den Hunger nach Gerechtigkeit
in dieser Welt stillt.

Geh mit der Absage
an alle Trägheit,
die die größte Sünde der Gegenwart ist,
an alle Feigheit,
die uns daran hindert, den Mund aufzutun
für die Stummen und Schwachen,
an alle Ungerechtigkeit im Kleinen und Großen,
die wir oft als unabänderlich hinnehmen.

Geh mit der Zusage,
dass Gott bei uns und mit uns ist,
wenn wir in seinem Namen
hinausgehen und handeln.

Rollenspiel '

Leiter liest vor: Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König.

(Verschiedene Sprecher nehmen einen Globus in die Hand und streiten sich um die Weltkugel )

König: Wie? Was hat Jesus eben gesagt? Er ist ein König? Wohl nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Die Welt gehört den Mächtigen der Welt, also mir, dem König. Ich habe sie geerbt von meinen Ahnen .Ich bin von Geburt dazu berufen, zu herrschen. (hält die Weltkugel in der Hand)

Politiker: Ach was. Wir Politiker beherrschen die Welt. Wir bestimmen die wichtigen Fragen, die Menschen betreffen. Wir sorgen dafür, dass alles geregelt wird. Mächtig auf der Welt sind die Politiker (greift nach der Weltkugel)

Manager: Ich fürchte, da muss ich Sie enttäuschen. Die Welt gehört denen, die Geld haben. Geld ist Macht. Wer Geld hat, hat letztlich das Sagen. Wir Manager haben den internationalen Markt voll im Griff, keine Sorge. An uns kommt keiner vorbei. Die Frage ist beantwortet. Die Welt gehört uns! (greift nach der Weltkugel)

Forscher: Unsere Ergebnisse verändern die Welt. Wir Forscher machen uns die Welt so nutzbar, so wie wir sie brauchen. Wir können der Natur ins Handwerk pfuschen. Wir lassen uns Leben patentieren. Wir bestimmen, wo und was angebaut wird oder welche Arten Menschen am geeignetsten sind zu überleben. Unsere Macht ist so grenzenlos! (greift nach der Weltkugel)

Militär: Krieg und Frieden liegen in der Hand des Militärs. Ein Knopfdruck kann die Welt in Schutt und Asche legen. Wir haben Macht über Leben und Tod. Wir sichern den Industrieländern die Zugangswege zu Rohstoffen und so greifen wir nach fremden Ländern und verleiben uns diese ein. Das ist Macht über die Welt! (greift nach der Weltkugel - Zum Schluss haben alle Ihre Hand an der Weltkugel)

Leiter: Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Liedvorschläge (aus dem Gotteslob = GL)

GL 258: Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren
GL 483: Wir rühmen dich, König der Herrlichkeit
GL 548: Die einen fordern Wunder, die andern suchen Wissenschaft
GL 549: O Herz des Königs aller Welt
GL 551: Schönster Herr Jesu, Herrscher aller Herren
GL 553: Du König auf dem Kreuzesthron GL 560: Gelobt seist du, Herr Jesus Christ, ein König aller Ehren
GL 564: Christus, Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit
GL 566: Hebt euer Haupt, ihr Tore all
Lebendiges Evangelium Druckversion November 2009
Lebendiges Evangelium - Oktober 2009
Mk 10,17-27 28. Sonntag im Jahreskreis - 11. Oktober 2009 (Lesejahr B)
P. Ludwig Dehez SJ
Diözesanpräses Köln
Der Text

Von Reichtum und Nachfolge

10:17 Als sich Jesus wieder auf den Weg machte, lief ein Mann auf ihn zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?

10:18 Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen.

10:19 Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter!

10:20 Er erwiderte ihm: Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt.

10:21 Da sah ihn Jesus an, und weil er ihn liebte, sagte er: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!

10:22 Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen.

10:23 Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!

10:24 Die Jünger waren über seine Worte bestürzt. Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen!

10:25 Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.

10:26 Sie aber erschraken noch mehr und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden?

10:27 Jesus sah sie an und sagte: Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich.

Zugänge zum Text


In diesem Text spielt die Sehnsucht eine große Rolle und das, was uns von der Erfüllung der Sehnsucht trennt. Der junge Mann will über den geistigen und geistlichen Stand seines Lebens Bilanz ziehen. Sein Ziel ist das ewige Leben. Der Exeget Fridolin Stier übersetzt die Frage des jungen Mannes genauer als in der Einheitsübersetzung: "Was soll ich tun, um unendliches Leben zu erben?" Die Formulierung macht deutlich, dass das Erlangen des Lebens nicht auf eigener Leistung und Machermentalität beruht, sondern einzig und allein auf der gnädigen Zusage Gottes, des "Erblassers". Mit seiner ersten Antwort verweist Jesus den Mann auf den Willen Gottes, wie er in den Zehn Geboten steht. Jesus nennt ihm dabei die Gebote, die das menschliche Zusammenleben betreffen. Der Umgang mit den Mitmenschen ist mitentscheidend für den Zugang zum ewigen Leben, keine asketischen Spitzenleistungen.

Die Befolgung der Gebote wird von Jesus positiv aufgenommen. Er merkt aber auch die Sehnsucht des Fragestellers nach mehr Leben. Diese Sehnsucht nach mehr Leben, einem "guten" Leben hat die Menschen zu allen Zeiten bewegt.

Jesus blickt den jungen Mann erwählend an und gewinnt ihn lieb. Jesus scheint gleichsam glücklich darüber zu sein, dass der junge Mann ganz nach den Geboten lebt. Er ruft ihn in die Nachfolge, womit zunächst das konkrete Mitwandern mit ihm, dem Wanderprediger, gemeint ist. Diese neue Lebensweise verlangt die Aufgabe des Besitzes. Dabei ist die Aufgabe des Besitzes nicht Vorbedingung für die Nachfolge. Vielmehr erfordert die Nachfolge unter den gegebenen Umständen den Verzicht auf das Eigentum; in anderen Verhältnissen kann sie den Verzicht auf anderes verlangen.

Bei seinem Plädoyer für Besitzlosigkeit und gegen den Reichtum geht es Jesus nicht um die Verteufelung des Besitzes. Besitz ist nichts Schlechtes. Besitz tut viel Gutes - wenn man es tut. Besitz kann vom Reich Gottes trennen, muss aber nicht. Der junge Mann war zu "angefüllt". Ein griechischer Ausdruck für reich bedeutet wörtlich: voll, vollgestopft. Wer vollgestopft ist, kann nicht empfangen. Wer vollgestopft ist, gerät in die Versuchung, sich selbst zu vertrauen und sich gegenüber der Kraft zu verschließen, die von Gott kommt. Nach dem Motto: Ich rette mich schon selber, verfällt der Reiche leicht in Selbstgenügsamkeit oder Unempfänglichkeit für das, was Gott allein geben kann. Reichtum und Besitz sind eng verbunden mit Macht und Ansehen und Einfluss. Das ist nicht der Weg Jesu. Bei ihm geht es darum zu dienen, nicht zu herrschen. Bei ihm geht es darum, zu lieben. Mit dem Herzen, mit dem Mund, und - mit den Händen. Mit vollen Händen. Und die soll man leer machen, so gut man es vermag. Lieben heißt dann: ich will geben.

Fragen
  • Von was bin ich "vollgestopft"? Was ist mir wichtig im Leben? Kann ich loslassen, um damit für Gottes Anregungen hellhörig zu werden?

  • Welche Strategien habe ich für mich entwickelt, mich vor der Abhängigkeit von Ansehen, Reichtum, Besitz, Macht, Einfluss zu schützen, um auch im Alltag im Gespräch mit Jesus bleiben zu können? Habe ich den Besitz oder hat der Besitz mich?

  • Habe ich genügend Dynamik, das Liebesgebot in der KAB zu praktizieren: die Armen, die Vernachlässigten, die Entrechteten, die ihrer Würde Beraubten nicht im Stich zu lassen; für Gerechtigkeit und Menschenwürde zu kämpfen; den Mächtigen und zu Unrecht Reichen mit Entschiedenheit und Eindeutigkeit entgegen zu treten, das "gute Leben" für alle im Blick zu haben?

  • Kann unsere Mitwelt erkennen, dass wir als Mitglieder in der KAB von der Liebe Gottes geprägt sind, aus ihr heraus leben
Impulse - Texte - Gebete - Lieder

"Die Erde ist für alle da, nicht nur für die Reichen. Das Privateigentum ist also für niemand ein unbedingtes und unumschränktes Recht. Niemand ist befugt, seinen Überfluss ausschließlich sich selbst vorzubehalten, wo andern das Notwendigste fehlt…. Das Gemeinwohl verlangt deshalb manchmal eine Enteignung von Grundbesitz, wenn dieser wegen seiner Größe, seiner geringen oder überhaupt nicht erfolgten Nutzung, wegen des Elends, das die Bevölkerung durch ihn erfährt, wegen eines beträchtlichen Schadens, den die Interessen des Landes erleiden, dem Gemeinwohl hemmend im Wege steht…. Deshalb darf es nicht geduldet werden, dass Bürger mit übergroßen Einkommen aus den Mitteln und der Arbeit des Landes davon einen großen Teil ins Ausland schaffen, zum ausschließlichen persönlichen Nutzen, ohne sich um das offensichtliche Unrecht zu kümmern, das sie ihrem Lande damit zufügen."
Papst Paul VI: Enzyklika "Populorum progressio" 23/24

"Nicht nur Armut, sondern auch Reichtum muss ein Thema der politischen Debatte sein. Umverteilung ist gegenwärtig häufig die Umverteilung des Mangels, weil der Überfluss auf der anderen Seite verschont wird… Aus sozialethischer Sicht gibt es auch solidarische Pflichten von Vermögenden und die Sozialpflichtigkeit des Eigentums. Die Leistungsfähigkeit zum Teilen und zum Tragen von Lasten in der Gesellschaft bestimmt sich nicht nur nach dem laufenden Einkommen, sondern auch nach dem Vermögen."
Gemeinsames Kirchenwort "Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit" (1997), Nr. 220

Text:

So reich waren wir nie wie heute
So reich waren wir nie wie heute, so habgierig aber waren wir auch nie wie heute.
So viele Kleider hatten wir nie wie heute, so ausgezogen, so nackt aber waren wir auch nie wie heute.
So satt waren wir nie wie heute, so unersättlich aber waren wir auch nie wie heute.
So schöne Häuser hatten wir nie wie heute, so unbehaust, so heimatlos aber waren wir nie wie heute.
So versichert waren wir nie wie heute, so unsicher aber waren wir nie wie heute.
So viel Zeit hatten wir nie wie heute, so gelangweilt aber waren wir auch nie wie heute.
aus: "der geerdete Himmel" von Wilhelm Willms, 5. Auflage 1981, Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer

Gebet: Mein Herr und mein Gott

Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir. Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich führet zu dir. Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.
Gebet des hl. Niklaus von Flüe

Gebet: Das Leben - ein Geschenk

Gott, wir leben. Wir arbeiten, um zu leben. Wir genießen das Leben.
Wir bangen um unser Leben. Aber leben wir wirklich? Was meinen wir mit Leben? Was ist denn - das Leben?
Dein Sohn sagt: "Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber dabei sein Leben verliert?"
Ist Leben nicht mehr als essen und trinken? Als arbeiten und genießen, als lachen und weinen? Dieses Leben - vergeht schnell. Das wahre Leben - bleibt. Das wirkliche Leben - ist uns geschenkt.
Es ist dein Leben, unsterbliches Leben. Leben, das du meinst, ist Vertrauen und Hoffen, ist Lieben und Menschsein, ist Preisung und Dank, ist Einssein mit dir, Gott.
Lass mich dieses dein Leben dankbar annehmen als ein Geschenk.
aus: Theo Schmidkonz SJ, In deiner Hand, Gebets-Meditationen, Eos Verlag, St. Ottilien, 1989

Lied: Gotteslob Nr. 622: "Hilf, Herr meines Lebens

1. Hilf, Herr meines Lebens, dass ich nicht vergebens, dass ich nicht vergebens hier auf Erden bin.

2. Hilf, Herr meiner Tage, dass ich nicht zur Plage, dass ich nicht zur Plage meinem Nächsten bin.

3. Hilf, Herr meiner Stunden, dass ich nicht gebunden, dass ich nicht gebunden an mich selber bin.

4. Hilf, Herr meiner Seele, dass ich dort nicht fehle, dass ich dort nicht fehle, wo ich nötig bin.

5. Hilf, Herr meines Lebens, dass ich nicht vergebens, dass ich nicht vergebens hier auf Erden bin.
Lebendiges Evangelium Druckversion Oktober 2009
Lebendiges Evangelium - September 2009
26. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr B (27. September 2009)
Ch. Borg-Manché Diözesanpräses München
Der Text: Jakobusbrief 5, 1- 6

1 Ihr aber, ihr Reichen, weint nur und klagt über das Elend, das euch treffen wird.

2 Euer Reichtum verfault und eure Kleider werden von Motten zerfressen.

3 Euer Gold und Silber verrostet; ihr Rost wird als Zeuge gegen euch auftreten und euer Fleisch verzehren wie Feuer. Noch in den letzten Tagen sammelt ihr Schätze.

4 Aber der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben, der Lohn, den ihr ihnen vorenthalten habt, schreit zum Himmel; die Klagerufe derer, die eure Ernte eingebracht haben, dringen zu den Ohren des Herrn der himmlischen Heere.

5 Ihr habt auf Erden ein üppiges und ausschweifendes Leben geführt und noch am Schlachttag habt ihr euer Herz gemästet.

6 Ihr habt den Gerechten verurteilt und umgebracht, er aber leistete euch keinen Widerstand.

Zugänge zum Text:
  • Der Jakobusbrief, Ende des ersten christlichen Jahrhunderts vermutlich in Alexandrien abgefasst, ist im hellenistisch-jüdischem Milieu entstanden. Damit ist die griechisch-sprechende Welt gemeint, in der das Judentum seit geraumer Zeit Fuß gefasst und sich auch die christlichen Gemeinden seit der Paulusmission festgesetzt hatten. Der Jakobusbrief gehört zu den sogenannten "Katholischen Briefen" des Neuen Testaments; d.h. er richtet seine Botschaft nicht an eine einzelne Christengemeinde, sondern an alle Christen. Auch wenn dieser Brief einen klaren Aufbau vermissen lässt, gibt es darin Schwerpunktthemen, die dem Autor ein besonderes Anliegen sind, wie z.B. das Verhältnis von Glauben und Handeln, die Spannung von Arm und Reich sowie vor allem die Bewährung des christlichen Lebens im Angefochten sein.

  • Die Frage nach den sozialen Verhältnissen im Umfeld des Jakobus ist für das Verständnis des Briefes entscheidend. Die Adressaten des Jakobusbriefes setzen sich aus unterschiedlichen sozialen Schichten zusammen. Im Brief (Jak 2,5-7) wird deutlich, dass es gerade die Armen sind, die unter den Reichen zu leiden haben und die offenbar auch von der Christengemeinde nicht voll angenommen werden. Neben den Armen gibt es in den christlichen Gemeinden auch Begüterte, die geschäftlich tätig sind, und solche, denen soziales Engagement aufgrund ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse zuzumuten ist. Das Problem der Sozialpflichtigkeit des Reichtums wurde in den christlichen Gemeinden der nachpaulinischen Zeit immer drängender thematisiert.

  • Der Sonntagstext Jak 5,1-6 beginnt mit einer Aufforderung an die Reichen zum Weinen und Klagen über das Unheil, das ihnen im Endgericht bevorsteht. All ihr angesammelter Besitz, den die Reichen nicht in den Dienst der Sorge für die Notleidenden gestellt haben, verfault und verrottet. Und der "Rost" ihres vermeintlich beständigen Reichtum an Gold und Silber wird sich beim Gericht wie ein Belastungszeuge gegen sie stellen. Vers 4 stellt klar, wie die Reichen zu ihrer Besitzhäufung gekommen sind - nämlich, indem sie den Feldarbeitern den ihnen zustehenden Lohn einfach vorenthalteten und somit ausbeuteten.

    Das Buch Jesus Sirach (34,25-27) geißelt Lohnvorenthaltung als Blutsaugerei, Mord des Nächsten und Blutvergießen (s.u.). Doch die Ohren Gottes hören den Schrei dieses vorenthaltenen Lohns und die Klagerufe der Entrechteten. Vers 5 und 6 führen weitere Anklagen gegen die Reichen auf: Auf Kosten der Armen haben sie im Luxus geschwelgt und selbst am "Schlachttag" (= Gerichtstag) im Überfluss geprasst. Ausdruck größter Gier und Unsolidarität ist schließlich der drastische Anklagepunkt in Vers 6: Die Reichen haben die Armen selbst mit Hilfe der Gerichte ausgebeutet und sprichwörtlich ent-rechtet. Sie haben die Gerechten und Ohnmächtigen verurteilen lassen und sie getötet - und damit ihre anklagenden Hilfeschreie zum Schweigen gebracht.
Fragen zum Gespräch:
  • Wo liegt der Schwerpunkt der Ermahnungsbotschaft des Jakobusbriefes?

  • Inwiefern hängen Reichtum und Schuld in der Darstellung des Textes zusammen?

  • Welche Aussagen aus der Bibel zum Thema "Reichtum" sind uns bekannt?

  • Wie sieht unser persönliches Verhältnis zu Geld und Besitz aus?

  • Was sagt uns die Katholische Soziallehre zum Recht auf Privateigentum und zur Sozialpflichtigkeit des Reichtums?

  • Welche gesetzliche Möglichkeiten des Staats sehen wir heute, die im Grundgesetz verankerte Sozialpflichtigkeit des Eigentums bei Privatpersonen und bei Betrieben konkret umzusetzen?

  • Wie sieht es heute bei uns vor Ort aus mit der Ausbeutung und Entrechtung der Beschäftigten? Wie nehmen wir diese wahr? Wie können wir konkret dagegen angehen?
Impulstexte:
  • Jesus Sirach 34,25-27
    25 Kärgliches Brot ist der Lebensunterhalt der Armen, wer es ihnen vorenthält, ist ein Blutsauger.

    26 Den Nächsten mordet, wer ihm den Unterhalt nimmt;

    27 Blut vergießt, wer dem Arbeiter den Lohn vorenthält.

  • Textauszug aus der Enzyklika "Populorum progressio" (1967), Ziff. 23/24:
    "Die Erde ist für alle da, nicht nur für die Reichen. Das Privateigentum ist also für niemand ein unbedingtes und unumschränktes Recht. Niemand ist befugt, seinen Überfluss ausschließlich sich selbst vorzubehalten, wo Anderen das Notwendigste fehlt....Das Gemeinwohl verlangt deshalb manchmal eine Enteignung von Grundbesitz, wenn dieser wegen seiner Größe, seiner geringen oder überhaupt nicht erfolgten Nutzung, wegen des Elends, das die Bevölkerung durch ihn erfährt, wegen eines beträchtlichen Schadens, den die Interessen des Landes erleiden, dem Gemeinwohl hemmend im Wege steht. Das Konzil hat das ganz klar gesagt. Und nicht weniger klar hat es erklärt, dass verfügbare Mittel nicht einfach dem willkürlichen Belieben der Menschen überlassen sind und dass egoistische Spekulationen keinen Platz haben dürfen. Deshalb darf es nicht geduldet werden, dass Bürger mit übergroßen Einkommen aus den Mitteln und der Arbeit des Landes davon einen großen Teil ins Ausland schaffen, zum ausschließlichen persönlichen Nutzen, ohne sich um das offensichtliche Unrecht zu kümmern, das sie ihrem Lande damit zufügen."

  • Textauszug aus dem Gemeinsamen Kirchenwort Nr. 220
    "Nicht nur Armut, sondern auch Reichtum muss ein Thema der politischen Debatte sein. Umverteilung ist gegenwärtig häufig die Umverteilung des Mangels, weil der Überfluss auf der anderen Seite geschont wird. Es geht deshalb nicht allein um eine breitere Vermögensbildung und -verteilung. Aus sozialethischer Sicht gibt es auch solidarische Pflichten von Vermögenden und die Sozialpflichtigkeit des Eigentums. Die Leistungs-fähigkeit zum Teilen und zum Tragen von Lasten in der Gesellschaft bestimmt sich nicht nur nach dem laufenden Einkommen, sondern auch nach dem Vermögen. Werden die Vermögen nicht in angemessener Weise zur Finanzierung gesamtstaatlicher Aufgaben herangezogen, wird die Sozialpflichtigkeit in einer wichtigen Beziehung eingeschränkt oder gar aufgehoben. In einer Lage, in der besondere Aufgaben in großem Umfang durch die Aufnahme von Staatsschulden finanziert werden müssen, sollten stärker die Vermögen herangezogen werden."

  • Aussage von Friedrich Schorlemmer, evang. Theologe:
    "Wo Gewinn alles wird, verliert der Mensch - auch sich selbst. Wo alles das als wertvoll gilt, was sich in Geld ausdrücken lässt und Warencharakter bekommt, wird auch der Mensch zur Ware, zu einem Kostenfaktor oder zu einem Leistungsträger. Die aus puren Renditegründen "Freigesetzten" stehen Mächtig-Reichen machtlos gegenüber. Der Markt regelt nicht alles von selbst. Es bedarf einsichtiger Maßstäbe, die das Lebensrecht aller am Arbeitsprozess Beteiligten angemessen berücksichtigen."
Lebendiges Evangelium Druckversion September 2009
Lebendiges Evangelium - August 2009
22. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B, Markus 7,1-8.14-15.21-23
Peter Hartlaub Diözesanpräses Würzburg
Der Schrifttext:

1 Die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren, hielten sich bei Jesus auf.

2 Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen.

3 Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Hand voll Wasser die Hände gewaschen haben, wie es die Überlieferung der Alten vorschreibt.

4 Auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen. Noch viele andere überlieferte Vorschriften halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln.

5 Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen?

6 Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesaja hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir.

7 Es ist sinnlos, wie sie mich verehren; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen.

8 Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen.

14 Dann rief er die Leute wieder zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage:

15 Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.

21 Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord,

22 Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft.

23 All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.


Zugänge zum Text:


Gemeinschaften brauchen Regeln: Wer sich an die Regeln hält, zeigt damit, dass er zu einer Gemeinschaft gehört.

Deshalb war es für die ersten Christinnen und Christen eine zentrale Frage, wie weit sie an die Regeln der jüdischen Religion, aus der sie ja hervor gegangen sind, gebunden bleiben. Diese Auseinandersetzung spiegelt sich in unserem Text. Jesus soll eine Antwort auf die Frage geben, ob sich seine Jünger an die Gesetze halten müssen oder nicht.

Jesus gibt darauf eine klare Antwort: In der Bergpredigt (Mt 5, 17 - 19) fordert er dazu auf, auch die kleinsten Gebote zu halten. In unserem Text geht er sogar noch weiter. Es genügt nicht, sich einfach nur an das Gesetz zu halten. Das Gesetz muss bis ins Herz hinein erfüllt werden. Sonst werden die Gebote und der Glaube zu leeren äußeren Hüllen.

Wer nämlich nur buchstabengetreu die Regeln einhält, der greift zu kurz. Es kommt darauf an, sein Leben von innen heraus an den Werten auszurichten, die den Regeln und Geboten zu Grunde liegen.

Deshalb braucht es eine Auseinandersetzung mit den bösen Gedanken, mit den Versuchungen, die wir im Herzen tragen.

Übertragen in unsere Zeit: Auch wenn sich die Manager der Banken und Fonds im Rahmen dessen bewegt haben, was vom Gesetz her erlaubt war, haben sie doch durch die Gier, die sie innerlich angetrieben hat, die Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelöst.


Fragen und Impulse:

"All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.

" Wie gehe ich um mit den negativen Antrieben in mir? Was tue ich, um sie zu überwinden?

Was hilft mir, mit den Verlockungen von Macht und Geld und Ansehen umzugehen?

Wie stärke ich die positiven Antriebe in mir? "

Was sie lehren, sind Satzungen von Menschen.

" Wo erlebe ich, dass es nicht genügt, sich allein an das Gesetz zu halten?

Was motiviert mich, mehr zu tun als das, was vorgeschrieben ist?

Gibt es heute Situationen, in denen es notwendig ist, sich sogar gegen Regeln zu stellen?

"Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir."

Sehe ich heute die Gefahr, dass der Glaube in Regeln und Ritualen erstarrt? Wo?

Was tue ich, um solche Situationen aufzubrechen?


In der katholischen Soziallehre wird die Veränderung der Strukturen und die Veränderung des Bewusstseins immer zusammen gedacht.

Was können wir in der KAB zu diesem Veränderungsprozess beitragen?


Text - Gebet:

Die selbstherrlichen Wege
verlassen
und den Weg Jesu gehen
und das mit aller Hingabe

Die eigenmächtigen Gedanken
aufgeben
und die Gedanken Jesu denken
und das mit aller Hingabe

Die ichbezogenen Ziele
loslassen
und das Ziel Jesu verfolgen
und das mit aller Hingabe

Anton Rotzetter
Lebendiges Evangelium Druckversion August 2009
Lebendiges Evangelium - Juli 2009
14. Sonntag im Jahreskreis Lesejahr B, Markus 6, 1 - 6a
Albert Seelbach Diözesanpräses Limburg
Der Schrifttext:
  1. Jesus kam in seine Vaterstadt und seine Jünger begleiteten ihn.

  2. Als der Sabbat kam, lehrte er in der Synagoge. Die Menge, die ihm zuhörte, staunte und sagte: Woher hat er das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist?
    Und was sind das für Wunder, die durch ihn geschehen?

  3. Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder des Jakobus, Joses, Judas und Simon? Und leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm.

  4. Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends gilt ein Prophet weniger als in seiner Vaterstadt, bei seinen Verwandten und in seiner Familie.

  5. Und er konnte dort keine Wunder tun; nur einigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie.

  6. Und er wunderte sich über ihren Unglauben.
Zugänge zum Schrifttext:

Jesus kommt am Sabbat, dem Ruhetag der Juden, in seine Heimatstadt Nazareth, lässt sich dort in der Synagoge (Versammlungs - und Gebetshaus) die Schriftrolle des Tages geben und hält eine Predigt. Das ist nichts Ungewöhnliches, denn jeder erwachsene Jude darf in der Synagoge sprechen. Seine Landsleute staunen zwar über seine Lehre und sie haben auch von seinen ungewöhnlichen Taten gehört. Aber sie nehmen Anstoß an ihm. Sie glauben nicht, dass der Zimmermann und Sohn der Maria, der Handwerker, den sie von Kindesbeinen an kennen und mit dessen Verwandten sie vertraut sind, etwas Besonderes sein kann.
Auch in der alttestamentlichen Lesung dieses Sonntags (Ezechiel 2,2 - 5) ist von der Ablehnung eines Propheten die Rede. Und vielen anderen Propheten erging es ähnlich.
Fragen:
  1. "Ist das nicht der Zimmermann...?" ... "Und sie nahmen Anstoß an ihm." (Vers 3).
    Immer wieder gibt es Situationen, wo jemand nichts Besonderes zugetraut wird, weil man glaubt, ihn und seine Herkunft, seine Familie, seine gesell- schaftliche Stellung zu kennen und daraus schließen zu können, dass von ihm nicht viel zu erwarten ist. Eltern trauen ihren Kindern nicht viel zu, Kollegen setzen andere herab und in Kirchengemeinden gelten oft nur die Studierten etwas. Lassen wir uns von diesem Denken beeinflussen? Ist uns selbst schon solche Voreingenommenheit entgegen gebracht worden? Haben wir als KAB Selbstbewusstsein, kennen wir unseren Auftrag unsere Sendung gerade als Arbeitnehmer?

  2. "Und er konnte dort keine Wunder tun..." (Vers 5).
    Zeichen und Wunder haben den Zweck, die Menschen zum Fragen zu bringen: Wer ist dieser Jesus? Aber die Leute von Nazareth haben dazu schon ihre Antwort fertig. Sie stoßen sich daran, dass Jesus "nur einer von ihnen" ist. Sie können nicht an ihn glauben, weil Gottes Sohn nicht "göttlicher" auftritt und nicht aus "hohem Hause" stammt. Die Nazarener haben das Geheimnis der Inkarnation (Menschwerdung, Fleischwerdung Gottes) nicht verstanden und konnten so nicht an Jesus glauben. Wo fällt es uns schwer, an die Inkarnation zu glauben? Wünschen wir uns auch Gottes Sohn mit mehr Macht und Herrlichkeit? Auch die Kirche kommt uns oft sehr menschlich entgegen und wir meinen, das müsse doch alles "göttlicher" sein, aber wir haben es mit fehlbaren, sündigen Menschen zu tun, bis hin zum Papst. Und Gott begegnet uns in Menschen und Dingen, denen man es nicht sofort ansieht. Sind wir offen für das überraschende Kommen Gottes in unser Leben?
Gebet - Impuls - Lied:

Machtlos und töricht
"Gott, nicht in Macht und Majestät zeigst du dich. Unseren Überlegungen und Träumen zum Trotz bist du machtlos und töricht geworden in deinem Sohn. Wir bitten dich, dass wir in diesem Menschen auf der Erde dein erstes und dein letztes Wort verstehen mögen, deine Kraft und deine Weisheit, den Sinn unseres Lebens.
(H. Oosterhuis)

Meine engen Grenzen
Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht, bringe ich vor dich. Wandle sie in Weite. Herr, erbarme dich. Wandle... Meine ganze Ohnmacht, was mich beugt und lähmt, bringe ich vor dich. Wandle sie in Stärke. Herr, erbarme dich. Wandle... Mein verlornes Zutraun, meine Ängstlichkeit, bringe ich vor dich. Wandle sie in Wärme. Herr, erbarme dich. Wandle... Meine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit, bringe ich vor dich. Wandle sie in Heimat. Herr, erbarme dich. Wandle...
Lebendiges Evangelium Druckversion Juli 2009
Lebendiges Evangelium - Juni 2009
12. SONNTAG IM JAHRESKREIS Mk 4,35-41
Karlheinz Laurier Diözesanpräses Aachen
Bibeltext

35 Am Abend jenes Tages sagte er zu ihnen: "Lasst uns ans andere Ufer fahren. "

36 Sie schickten die Volksmenge weg und nahmen ihn so, wie er war, im Boot mit. Weitere Schiffe begleiteten das Boot.

37 Da kam ein heftiger Sturmwind auf, und die Wellen schlugen ins Boot, so dass es voll Wasser lief.

38 Jesus lag im Heck und schlief auf einem Kissen. Sie weckten ihn und riefen: "Lehrer, machst du dir keine Sorgen, dass wir dabei sind unterzugehen?"

39 Der Aufgeweckte drohte dem Wind und sagte zum See: "Schweig! Sei still!" Da legte sich der Wind, und es wurde völlig still.

40 Er fragte sie: "Was fürchtet ihr euch? Habt ihr noch kein Vertrauen?"

41 Nun ergriff sie große Ehrfurcht, und sie sprachen zueinander: "Wer ist das, dass selbst Wind und See ihm gehorchen?"


Zugänge zum Text:
Es geht wohl um die Frage, die sich den Männern und Frauen in den jungen Gemeinden immer wieder neu stellt:
wie tragend ist unser Glaube, woran halten wir uns, wenn um uns alles zu versinken droht, wenn uns der Boden unter den Füßen weggezogen wird, wenn wir den Eindruck haben, dass Gott schläft, wo er unserer Meinung nach handeln müsste.

Markus fordert mit seiner Geschichte vom Seesturm heraus.
Er ermutigt, laut um Hilfe zu rufen, sich an Jesus zu wenden ,mit der Gewissheit, dass ihm die Ängste nicht egal sind und er Hilfe geben kann.
Markus weist mit seiner Geschichte aber auch auf den noch kleinen Glauben, auf das noch geringe Vertrauen hin und will wohl ermutigen, daran "zu arbeiten", dass er wächst und stärker wird.
Die Geschichte erinnert mich an die Aussage: Wer glaubt, kann Berge versetzen.
Glauben wir das selbst? Probieren wir das aus? Oder wissen wir vorher: Da ist nichts zu machen. Wir können ja doch nichts ändern.
Solche Aussagen sind, damals wie heute, Aussagen mangelnden Glaubens.
Doch es geht Markus nicht um einen Vorwurf, sondern um Ermutigung.

Schritte des Bibelgesprächs:

Sehen: Was steht im Text - wovon ist die Rede?
  • welche Personen spielen mit?
  • was läuft da ab - wer tritt mit wem in Beziehung?
  • Welche Situation könnte vorliegen, in die hinein diese Geschichte erzählt wird?
  • welche Botschaft will Jesus oder der Schreiber weitergeben?
  • welche Reaktionen gibt es?
  • wie kommt die Botschaft bei wem an?
Urteilen: Was steht für mich/ für uns im Text?
  • kennen wir ähnliche Situationen heute?
  • wer wären heute die Handelnden?
  • was könnte Jesus, der Schreiber uns heute sagen?
  • in welcher Rolle stecken wir?
Handeln: Konsequenzen für mein/ unser Handeln
  • was nehme ich mit für mein Handeln - für mein Leben?
  • Was nehmen wir mit für unser Handeln in der Gruppe
    - für unser Miteinander-Leben?
    - für unser Handeln in und mit der KAB
Meditation

Komme, was mag: Gott ist mächtig!

Wenn unsere Tage verdunkelt sind
und unsere Nächte finsterer
als tausend Mitternächte,
so wollen wir stets daran denken,
dass es in der Welt eine große, '
segnende Kraft gibt, die Gott heißt.

Gott kann Wege aus der Ausweglosigkeit weisen.
Er will das dunkle Gestern
in ein helles Morgen verwandeln -
zuletzt in den leuchtenden Morgen der Ewigkeit.

Martin Luther King
Lebendiges Evangelium Druckversion Juni 2009
Lebendiges Evangelium - Mai 2009
5. Sonntag der Osterzeit - Lesejahr B - Johannes 15, 1-17
Albin Krämer
KAB-Bundespräses Köln
Der Text:
(Die liturgische Ordnung sieht für den 5. Fastensonntag Joh 15,1-8 vor und für den 6. Fastensonntag Joh 15,9-17. Beide Texte sind hier zusammengenommen.)

Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer.
2 Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt.
3 Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe.
4 Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. 5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.
6 Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen.
7 Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten.
8 Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.

9 Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!
10 Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.
11 Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.
12 Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.
13 Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.
14 Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage.
15 Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.
16 Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.
17 Dies trage ich euch auf: Liebt einander!
Zugänge zum Text:
Der Evangelist Johannes überliefert uns die "Ich-bin-Worte" Jesu. z.B. "Ich bin das Brot des Lebens" (Joh 6,35) oder "Ich bin der gute Hirt" (Joh 10,11) oder "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben" (Joh 14,6).

In diesen "Ich-bin-Worten" stellt sich Jesus vor und offenbart sich als der, der den Menschen Erfüllung bringt und Leben in Fülle schenkt (vgl. Joh 10,10). Die "Ich-bin-Worte" erinnern uns an die Offenbarung Gottes im brennenden Dornbusch als Jahwe d.h. "Ich bin der: Ich bin da" (Ex 3,14).

Gott ist immer da als der, der rettet, befreit und Leben schenkt. Dieses Dasein Gottes erreicht in Jesus seinen unüberbietbaren Höhepunkt.

Als Christinnen und Christen sind wir mit Jesus Christus verbunden. Wir tragen seinen Namen. Aus dieser Verbindung gilt es zu leben und Frucht zu bringen d.h. die Liebe zu bezeugen, die Gott ist. Diese Verbundenheit wird durch die Bildworte "Weinstock" und "Rebe" zum Ausdruck gebracht.

Ohne Quelle können wir nicht leben. Nur in der Verbindung mit dem Weinstock kann die Rebe wachsen und Frucht bringen. Die Verbindung mit Jesus bleibt nicht fruchtlos. Sie befreit aus der Abhängigkeit der Knechte. Sie macht uns zu seinen Freunden und untereinander zu Schwestern und Brüder.
Fragen und Impulse

Leben aus der Verbundenheit mit Jesus:
Wie lebe ich meine Beziehung zu Jesus? Welchen Platz hat das Lesen der Heiligen Schrift in meinem Leben? Wann bin ich in der Stille vor Jesus?

Wie leben wir unsere Beziehung zu Jesus? Wir als Bibelkreis, als Aktionskreis, als KAB-Gruppe, als…? Wie verändert die Beziehung zu Jesus unseren Alltag in der Familie, in der Nachbarschaft, in der Kirchengemeinde, im Stadtteil….?

Wie pflegen wir die "Quellen" aus denen wir leben und aus denen sich die Ziele unserer Aktionen und Kampagnen ableiten? Die "Quellen" sind vor allem das Evangelium und die kirchliche Sozialverkündigung. Wo haben diesen "Quellen" bei uns ihren Platz?

Welche Frucht bringen wir? Welche Ziele haben wir schon erreicht? Welche Erfolgsgeschichten können wir erzählen? Welche Ziele nehmen wir uns vor?

Was sind unsere Stärken und Begabungen und Möglichkeiten, um diese Ziele zu erreichen?
Text - Gebet - Lied
Manchmal braucht man einen
der sagt: Steh auf!
Und die müden Beine tanzen

Manchmal braucht man einen
der sagt: Nun komm!
Und da ist plötzlich ein Ziel

Manchmal braucht man einen
der sagt: Nun geh!
Und der Anfang gelingt

Manchmal braucht man einen
der sagt: Du kannst!
Und die Kräfte sind da

Manchmal braucht man einen
der sagt: Steh auf!
Und reicht uns die Hände

Immer ist da einer
der sagt: Nun komm!
Und fängt uns auf

Immer ist da einer
der sagt: Nun geh!
Und geht mit

Immer ist da einer
der sagt: Du kannst!
Und ist selbst die Kraft

Wilma Klevinghaus

Albin Krämer
Bundespräses KAB
Lebendiges Evangelium Druckversion Mai 2009
Lebendiges Evangelium - April 2009
1 Kor 15, 1-11 - Ostermontag - Lesejahr B -
Albin Krämer
KAB-Bundespräses Köln
Der Text:
1 Kor 15, 1-11 - Ostermontag - Lesejahr B -
(Die Verse 9-10 sind in der liturgischen Leseordnung nicht vorgesehen. Sie stehen hier aber kursiv.)

Ich erinnere euch, Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündet habe. Ihr habt es angenommen; es ist der Grund, auf dem ihr steht.
Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet, wenn ihr an dem Wortlaut festhaltet, den ich euch verkündet habe. Oder habt ihr den Glauben vielleicht unüberlegt angenommen?
Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, /
gemäß der Schrift,
und ist begraben worden. /
Er ist am dritten Tag auferweckt worden, /
gemäß der Schrift,
und erschien dem Kephas, dann den Zwölf.
Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen.
Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln.
Als Letztem von allen erschien er auch mir, dem Unerwarteten, der "Missgeburt".
Denn ich bin der geringste von den Aposteln; ich bin nicht wert, Apostel genannt zu werden, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe.
Doch durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben. Mehr als sie alle habe ich mich abgemüht - nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir.
Ob nun ich verkündige oder die anderen: das ist unsere Botschaft, und das ist der Glaube, den ihr angenommen habt.
Zugänge zum Text:
Die Auferstehung Jesu ist die zentrale Aussage des christlichen Glaubens. Der Tod und Auferstehung Jesu ist der Grund unseres Glaubens. In der Auferstehung Jesu geht es um wesentlich mehr als um die Frage der Gestaltung menschlichen Zusammenlebens. Aber aus diesem Grundereignis ergeben sich Konsequenzen für das Miteinander in Kirche und Welt.

Paulus greift in seinem Brief an die Christengemeinde in Korinth auf das überlieferte Bekenntnis zurück:
"Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf."
Dieses Bekenntnis ist EVANGELIUM für uns: frohe Botschaft. Eine Botschaft, die rettet und befreit aus Angst und Enge und aus allen todbringenden Mächten und letztlich aus den Fesseln des Todes.
Dieses Bekenntnis ist gebunden an Leben und Wirken Jesu, das in seinem Tod und seiner Auferstehung sich vollendet.
Die Auferstehung Jesu ist eine Wirklichkeit, die bezeugt ist in den Begegnungen des Auferstandenen.
Fragen zum Gespräch

Wer sind die Menschen, die mir die befreiende christliche Botschaft verkündet haben?

Wo bin ich dem Auferstandenen auf meinem Lebensweg begegnet?
Wann und wo weiß ich mich IHM besonders nahe?

Die Mitte unseres Glaubens ist die Botschaft der Auferstehung, die Überwindung des Todes und aller todbringenden Mächte.
Welche Konsequenzen hat diese Botschaft für unser Zusammenleben?

Wer erfährt durch mir, durch uns von der Botschaft der Auferstehung? Wie gestalten wir unsere Verkündigung?
Gebet - Impuls
"Gott ist groß. Er wird uns überraschen. Er hat nie aufgehört, die Welt, die Menschen und selbst den vermeintlich so listigen Teufel zu überraschen. Auf den Lauf der Welt ist wenig Verlass, wohl aber auf die Überraschungen Gottes, deren bezeichnendste die Auferweckung Jesu Christi von den Toten war."

Kurt Marti

Österliche Sicht

Nur das Grab? -
Es ist eine Abstellkammer,
dunkles Verließ -
verlassen von IHM.

Der Blick muss sich wenden,
öffnen,
ins Freie, Weite,
ins Leben.

Dort ist ER,
dort ist ER zu finden
in der Fülle,
der Freiheit Gottes.

ER ruft dorthin,
lockt den,
der offen lebt,
sich abwendet vom Gestern.

Ulrich Debler

Albin Krämer
Bundespräses KAB
Lebendiges Evangelium Druckversion April 2009
Lebendiges Evangelium - März 2009
1. Fastensonntag - Lesejahr B (1. März 2009)
Ch. Borg-Manché Diözesanpräses München
Der Text:
Mk 1,12-15

12 Der Geist trieb Jesus in die Wüste.
13 Dort blieb Jesus vierzig Tage lang und wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm.
14 Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes
15 und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!
Zugänge zum Text:
  • "Vierzig Tage": Die Zahl "vierzig" symbolisiert in der Bibel eine Zeit der Fülle, eine lange von Gott bemessene Zeit. 40 Tage war Moses auf dem Berg Sinai; 40 Jahre wanderte Israel durch die Wüste; 40 Tage und Nächte wanderte Elija, durch Engelspeise verstärkt, zum Gottesberg Horeb.

  • Jesu Versuchung: Im Unterschied zu Matthäus und Lukas sagt uns Markus nicht, in welcher Art und Weise Jesus vom Satan versucht wurde. Außerdem scheint Jesus hier nicht erst am Ende der 40 Tage, sondern während der ganzen Zeit versucht worden zu sein.

  • "Er lebte bei den wilden Tieren, und die Engel dienten ihm": Diese merkwürdig klingenden Worte weisen die Leser des Markusevangeliums auf die biblische Paradiesdarstellung hin. In einer aus der Zeit Jesu stammenden jüdischen Erzählung über das Leben Adams und Evas wird deutlich, dass vor dem Sündenfall Menschen, Tiere und Engel in großer Eintracht miteinander lebten. Wenn Markus hier Jesus im Frieden mit der Schöpfung schildert, dann will er ihn damit gewissermaßen im Paradies zeigen. Oder anders ausgedrückt: In Jesus begegnet uns nicht nur Gottes geliebter Sohn, sondern auch der neue Mensch, in dessen Gemeinschaft die Schöpfung zum Frieden (Schalom) findet.

  • "Die Zeit ist erfüllt": Die griechische Sprache kennt zwei Wörter für "Zeit": Zum einen "chronos" (=Zeit in ihrer Ausdehnung) und zum anderen "kairos" (=der Zeitpunkt). Hier geht es um "kairos": "Der entscheidende Zeitpunkt ist gekommen. Wir haben keinen Grund mehr, auf eine spätere Zeit zu warten! Wir müssen handeln!"

  • Denn: "Das Reich Gottes ist nahe!" Hier ist die Einheitsübersetzung zu ungenau. Richtig übersetzt heißt es vielmehr: "Das Reich Gottes ist da!" D.h. mit Jesus, seiner Verkündigung und seiner Heilstätigkeit ist Gottes Reich hier auf Erden schon angebrochen; es ist jetzt schon mitten unter uns.

  • "Kehrt um": Im Unterschied zu Johannes dem Täufer kündigt Jesus dem Volk nicht das Gericht an, sondern Gottes Herrschaft der Solidarität, der Gerechtigkeit und des Friedens - und zwar ohne jede Vorbedingung! Gottes Reich verlangt vom Menschen als Antwort die Umkehr (metanoia" = Lebens- und Herzens-wandel). Mk 1,15 ist allerdings die einzige Stelle, an der Jesus vom "umkehren" spricht - danach (noch im selben Kapitel V.17) fordert er seine Jünger vielmehr zur Nachfolge auf. D.h. dieses "Auf, mir nach!" drückt die Botschaft Jesu eindeutiger aus - denn Jesus wollte nicht, dass seine Glaubensgenossen zu den alten Wegen zurückkehren, sondern vielmehr dass sie nach vorne schauen und auf seine Spuren voran gehen. Die Nachfolge Jesu soll uns also neue Perspektiven eröffnen, um am Aufbau des Reiches Gottes hier auf Erden aktiv mitzuwirken.
Fragen zum Gespräch:
  • Welche Herrschaft ist für unser Leben, für das Leben der Menschen heute oft prägend?

  • Welchen Anteil habe ich, haben wir an der Herrschaft des Marktes, an der "Religion" des Haben-Wollens, am wirtschaftlichen Denken und Nutzen, an der Ökonomisierung aller menschlichen Lebensbereiche?

  • Wo sehe ich, wo entdecken wir als KAB-Gruppe, als Christengemeinde Anzeichen der Gegenwart des Reiches Gottes in unserem Leben, in unserer Verbandsarbeit, in Gesellschaft, Politik und Kirche, in Wirtschaft und Arbeitswelt?

  • Welche konkrete Symptome und Strukturen von Unrecht und Ungerechtigkeit erkennen wir, die den Durchbruch und die Wirkung des Reiches Gottes in unserer Welt verhindern?

  • Welche Aktion, welches konkrete Zeichen wollen wir in den nächsten Wochen der Fastenzeit setzen, um Gottes Reich der Solidarität, der Gerechtigkeit und des Friedens in unserer unmittelbaren Umgebung sichtbar werden zu lassen?
Impulstexte
  • "Der Markt ist das Supersubjekt, ist der kommende Gott - ein hässlicher Gott. Seine Geschöpfe zeichnen sich dadurch aus, dass sie an ihren Marktwert glauben. Ihre Kathedralen sind die Börsen, ihre Priester die Spekulanten, und ihre Theologen hat man in der Wirtschaftswissenschaft zu suchen. Für die Christen ist der Mensch das Abbild Gottes. Die Marktreligion äfft das nach: Für sie ist der Mensch ein Abbild des Marktes, weswegen sein wichtigstes Attribut sein Marktwert ist. Es gibt wenig Beunruhigung über diese Herabwürdigung des Menschen von einem Ebenbild Gottes zu einer ausgepreisten Ware, die sich auf dem Markt behaupten und sich anbieten muss."
    (Reiner Gronemeyer, Prof. für Soziologie an der Uni Gießen in: Hofmeister/Bauerochse (Hsg.): Machtworte des Zeitgeistes, S. 113-114)

  • "Was macht die Zeiten schlecht? Was macht die Zeiten gut? Wer beurteilt das, und nach welchem Maßstab? Wer spricht das Urteil über unsere Zeit? Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass die wirtschaftliche Konjunktur dafür maßgebend ist. Entscheiden also die Wirtschaftskonzerne, ob wir gute oder schlechte Zeiten haben? Was ist das für eine Gesellschaft, die Zeit und Zukunft im wesentlichen nach dem wirtschaftlichen Fortschritt misst? Ist das der verheißene Fortschritt der Menschheit, oder schreitet hier die Unmenschlichkeit fort? Heute sind fast alle Lebensbereiche durch die Wirtschaft geprägt. Wir leben in einer Welt, in der Geld mehr zählt als Weltanschauung. Die Wirtschaft hat alle und alles erfasst und durchsetzt. Sie scheint allgegenwärtig, allmächtig. Ich möchte keine Attacke gegen Wirtschaft und Wohlstand reiten. Niemand kann wünschen, dass wir keine Arbeit oder kein Brot haben. Aber es scheint doch, dass wir uns selbst immer fremder werden, je mehr die Wirtschaft unser ganzes Leben bestimmt. Am Ende graut uns bei aller Fortschrittlichkeit so sehr vor unserer Zukunft, dass wir nicht einmal mehr unsere eigenen Nachfahren sein möchten. Wenn die Wirtschaft allein alles beherrscht, dann ist am Ende alles verseucht, nicht nur die Luft und der Wald."
    (Altbischof Franz Kamphaus in seinem Jahreslesebuch "Lichtblick", S. 258)

  • "Es gibt unzählige Bedürfnisse, die keinen Zugang zum Markt haben. Es ist strenge Pflicht der Gerechtigkeit und der Wahrheit, nicht zu dulden, dass die fundamentalen menschlichen Bedürfnisse unbefriedigt bleiben und die davon betroffenen Menschen zugrunde gehen... Noch vor jeder Logik des Austausches gleicher Güter und der für sie geltenden Gerechtigkeit gibt es etwas, das dem Menschen als Menschen zusteht - das heißt aufgrund seiner einmaligen Würde. Dieses ihm zustehende Etwas ist untrennbar verbunden mit der Möglichkeit, zu überleben und einen aktiven Beitrag zum Gemeinwohl der Menschheit zu leisten."
    (Johannes Paul II., Enzyklika " Centesimus annus ", 34)


  • Kurzgeschichte: "Wo Himmel und Erde sich berühren"
    Es waren einmal zwei Mönche, die lasen miteinander in einem alten Buch, am Ende der Welt gäbe es einen Ort, an dem Himmel und Erde sich berührten und das Reich Gottes begänne. Sie beschlossen, ihn zu suchen und nicht umzukehren, ehe sie ihn gefunden hätten. Sie durchwanderten die Welt, bestanden unzählige Gefahren, erlitten alle Entbehrungen, die eine Wanderung durch die ganze Welt fordert, und alle Versuchungen, die einen Menschen von seinem Ziel abbringen können. Eine Tür sei dort, so hatten sie gelesen. Man brauchte nur anzuklopfen und befinde sich im Reiche Gottes. - Schließlich fanden sie, was sie suchten. Sie klopften an die Tür, bebenden Herzens sahen sie, wie sie sich öffnete. Und als sie eintraten, standen sie zu Haus in ihrer Klosterzelle und sahen sich gegenseitig an. Da begriffen sie: Der Ort, an dem das Reich Gottes beginnt, befindet sich auf der Erde, an der Stelle, die Gott uns zugewiesen hat. (Alte Legende)

Charles Borg-Manché
Lebendiges Evangelium Druckversion März 2009
Lebendiges Evangelium - Februar 2009
Mk 1,29-39 (5. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B - 08.02.2009)
Andreas Ginzel
KAB-Diözesanpräses Magdeburg
Der Text:
Mk 1,29-39 Er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten.

In jener Zeit

29 ging Jesus zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas.

30 Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett.Sie sprachen mit Jesus über sie,

31 und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf.Da wich das Fieber von ihr, und sie sorgte für sie.

32 Am Abend, als die Sonne untergegangen war,brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus.

33 Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt,

34 und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten,und trieb viele Dämonen aus.Und er verbot den Dämonen zu reden; denn sie wussten, wer er war.

35 In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er aufund ging an einen einsamen Ort, um zu beten.

36 Simon und seine Begleiter eilten ihm nach,

37 und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich.

38 Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer,damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen.

39 Und er zog durch ganz Galiläa,predigte in den Synagogen und trieb die Dämonen aus.

Zugänge:
Simon und Andreas, Jakobus und Johannes gehören zu den ersten Jüngern Jesu.

Ein merkwürdiges Fieber, das so schnell verschwindet, dass man sofort aufstehen und für andere sorgen kann! Könnte dieses Fieber vielleicht mit Jesus selbst zu tun haben? Er ist doch dafür "verantwortlich" dass Simon seine Frau, ihre Tochter, neuerdings allein lässt.

Da, wo wir mit Jesus sprechen, kommt etwas in Bewegung.

Über manche Krankheiten kann man sprechen (Erkältung, Knochenbrüche …), andere sind so "peinlich" oder selten, dass ich darüber nicht zu reden wage oder mich nicht einmal mehr in die Öffentlichkeit traue. - Jesus nimmt sich aller an.

Besessen ist jemand, der sich nicht selbst besitzt, der also nicht frei ist, besetzt ist. Dämonisch ist es, wenn ich das, was mich da gefangen hält nicht benennen kann oder will. Einen Besessenen zu heilen oder einen Dämonen auszutreiben heißt, jenseits aller merkwürdigen Phänomene, einen Menschen frei zu machen (für sich andere, für Gott und für sich selbst).

Der Mensch Jesus braucht die Stunden des einsamen Gebets, der tiefen Gemeinschaft mit dem Vater. Dann kann er wieder zu den Menschen gehen. Die Jünger müssen das lernen.

Jesus ist es offenbar wichtiger, dass alle Menschen die Botschaft vom kommenden Gottesreich hören, als systematisch alle zu heilen oder auch nur das Gesagte zu vertiefen. Denn wer diese Botschaft kennt hat Zugang zu ihm.

Fragen:
Was macht mich krank (oder handlungsunfähig)?
Wo erlebe ich bei anderen oder bei mir selbst Blockaden,
weil ich das Gefühl habe zu kurz zu kommen?
Möchte ich mich von Jesus, von seiner Botschaft bewegen lassen?
Kann ich das im Gebet zur Sprache bringen oder mit anderen darüber reden?

Finde ich/finden wir den Mut auch Peinliches oder Unangenehmes anzugehen?

Welche Ängste, Gewohnheiten, Leidenschaften, Süchte … halten mich gefangen?
Bin ich bereit mein eigenes Leben ehrlich anzuschauen und Verantwortung zu übernehmen?

Wo finde ich Kraft für mein Leben?
Nehmen wir uns genügend Zeit, im Gebet/im Geist Jesu zu prüfen, was vor allem Wünschenswertem notwendig ist? (für uns selbst, für die Familie, für die KAB-Gruppe, für die Gemeinde, für die Gesellschaft, …)

Gebet - Impuls - Lied:
Das Evangelium in seiner ursprünglichen Frische

Es ist Warten auf Gott. Es ist Leben aus der Dynamik des Heute. Es ist die ständige Rückkehr zu den Quellen. Es ist Versöhnung. - Würden wir, um zu dieser ursprünglichen Frische des Evangeliums zurückzufinden, eine zweite Bekehrung auf uns nehmen? Ein solcher Neuanfang ist freilich umso schwerer zu vollziehen, als die Gewohnheiten, die wir im Lauf der Jahre angenommen haben, und unser Lebensstolz sich dem Geist der Armut und dem Warten auf Gott widersetzen. Der Lebensstolz bildet einen Spalt, durch den alle Frische des Evangeliums versickert. Nehmen wir jedoch diese Bekehrung an, mit allem, was sie einschließt, so wird Christus in uns einziehen und unser Herz und unseren Verstand erfüllen.
(Frère Roger) - Entnommen aus Sonntagsschott, Lesejahr B
Kanon des Pastoralgesprächs in Bamberg
Andreas Ginzel
Lebendiges Evangelium Druckversion Februar 2009
Lebendiges Evangelium - Januar 2009
zu Markus 1, 21 - 28 (Evangelium vom letzten Sonntag im Januar 2009)
Bernhard Antony
ehem. Diözesanpräses
Köln
Das befreiende Wort

1. Der Text

Sie kamen nach Kafarnaum. Am folgenden Tag ging Jesus in die Synagoge und lehrte. Und die Menschen waren von seinen Worten tief beeindruckt; denn er lehrte wie einer, der Vollmacht von Gott hat - ganz anders als die Schriftgelehrten.
In ihrer Synagoge saß ein Mann, der von einem bösen Geist besessen war. Der begann zu schreien: "Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazareth? Willst du uns ins Verderben stürzen? Ich weiß, wer du bist: Der Heilige Gottes."

Jesus befahl dem bösen Geist: Schweig und verlass den Mann!" Der böse Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit einem lauten Schrei.
Da erschraken alle, und einer fragte den anderen: "Was hat das zu bedeuten? Hier wird eine ganz neue Lehre verkündet, mit Vollmacht von Gott. Sogar die bösen Geister gehorchen seinem Befehl."
Und wie ein Lauffeuer verbreitete sich sein Ruf im ganzen Gebiet von Galiläa.

2. Zugänge zum Text

Das persönliche Leben und unser gesellschaftliches Zusammenleben mit der nüchternen und begeisternden Hoffnung des Evangeliums Christi in Verbindung zu bringen, ist Ziel und Sinn des "Lebendigen Evangeliums".

Zu dieser Art, "die Bibel neu zu lesen", wollen wir möglichst viele Zeitgenossen ermutigen.

Darum stellen wir uns auch drei Fragen an den Bibeltext:

(1) Was sagt dieser Text aus?
(2) Was sagt dieser Text mir/uns heute?
(3) Welche Antwort geben wir/ich darauf?



(1) Zur ersten Frage

Die Teilnehmenden sagen sich gegenseitig, was im Text drin steht (nicht, was sie in den Text hineinlesen). Anfangs kann das nicht gleich gelingen; aber mit Übung wächst die Fähigkeit, beides zu unterscheiden und sich gegenseitig mitzuteilen, was der Text vorgibt. Nur so kommt das Befreiende, das Andere als das Bekannte, das Befremdende, das Weiterführende, das Hoffnungsstiftende in unseren Blick.

Weitere aufschließende Fragen zur Grundfrage sind:
Was passiert hier? - Wer sind die handelnden Personen und was tun sie? - In welchen Beziehungen stehen sie zueinander? - Was ist unverständlich?

Erfahrungen
mit diesem Vorgehen zeigen: Wenn die Teilnehmenden mit ihren eigenen Worten wiedergeben, was der Text sagt, erschließen sie sich diese Worte für uns heute. Die Bibel wird auf das persönliche Leben und unser Zusammenleben hin durchsichtig.

Mitglieder der KAB haben zur ersten Frage an dieses Markusevangelium festgestellt:

- Am Sabbat geht Jesus in die Synagoge, also an den traditionellen Ort, zur gewohnten Zeit; aber er tritt anders auf als gewohnt.

- Wie jedem anderen erlaubt, ergreift Jesus das Wort. Was er sagt, trifft einen Nerv der Leute. Sie stellen Unterschiede fest zu den gewohnten "Predigten". Ob sie mit "Vollmacht" seine Glaubwürdigkeit meinen? "Er lebt, was er sagt" - sagen wir ja auch.

- Jesus verurteilt nicht den Mann. Aber er überlässt ihn nicht dem, was ihn so besetzt hält. Dem leistet er Widerstand.

- Ist der Sabbat ein Tag des Widerstands - um des Menschen willen?

- Was Jesus da von sich gibt, erregt bei dem Mann das Gefühl der Bedrohung. Er wird laut. Keine angenehme Sache, wenn jemand so unangenehm rumschreit. Aber so ist das, wenn lebensfeindliche Mächte sich entdeckt sehen

- Die Lehre, die alle so persönlich anspricht, ruft auch Ablehnung hervor, von Anfang an. Mit Widerstand ist also zu rechnen.

- Der Besessene fragt Jesus an: "Willst du mich kaputt machen? Lass mich in Ruhe!

- Keine langen Erklärungen - nur ein klares Macht-Wort bringt Befreiung von dem, was Menschen gefangen hält. Also kein "Basta"-Wort, das in der Regel nichts klärt, sondern nur die Diskussion für beendet erklärt.

- Die Leute in der Synagoge erleben, wie zerstörerisch das ist, wovon Menschen besessen sind und sich nicht selbst befreien können.

- Die Leute in der Synagoge erschrecken darüber, welche Voll-Macht, was für eine befreiende Kraft das Wort des Zeitgenossen Jesus von Nazareth hat. Es gibt also doch immer wieder eine Alternative, eine andere Lösungsmöglichkeit.
- Faszinierend ist: Jesus lehrt nicht so, dass es allen den Mund verschließt, weil einer sagt, wo´s lang geht. Das gilt nur für Besetzte, Unfreie. Jesus lehrt so, dass die Leute sich gegenseitig fragen und darüber ins Gespräch kommen: "Was hat das zu bedeuten? - für uns".

Ein Hinweis
für diejenigen, die das "Lebendige Evangelium" leiten: Diese Feststellungen zur ersten Frage sind nur zur Anregung gedacht, also nicht zum "allgemeinen Vorkauen". Ein Gesprächsleiter kann sie vor der gemeinsamen Bibellesung zur Kenntnis nehmen. Dann kann er das Gespräch vielleicht etwas leichter bei der Stange halten: Was steht im Text? (Auch: Was steht nicht in diesem Text!)

(2) Zur zweiten Frage
Was sagt dieser Text mir/ uns heute?

Ein "Lebendiges Evangelium" zur Dämonenaustreibung kann sich schnell in mehr oder weniger zeitnahen Exorzismusgeschichten verlieren. Das kann die Bedeutung dieses Evangeliums für uns "Aufgeklärte" heute als überholt abtun. Dann wäre die Bedeutung dieser befreienden Botschaft für uns heute blockiert.
Darum folgende Klarstellung:
Nicht nur im Alten Testament und bei anderen Völkern des Altertums begegnen wir dem Glauben, dass es böse Geister (Dämonen) gibt. Zu oft erlebten und erleben Menschen und Völker, "dass Leben und Besitz jederzeit durch letztlich unerklärliche Mächte angegriffen, beschädigt und vernichtet werden können. Dieses Dämonenverständnis begegnet uns auch in den ersten drei Evangelien. An keiner Stelle, die von dämonischer Besessenheit handelt, ist von irgendwelchen Sünden der Besessenen oder von einer Sündenvergebung durch Jesus die Rede. "Dämonen" waren also in den Augen von Jesu Zeitgenossen jene dunklen, zerstörerischen Mächte, vor denen kein menschliches Leben sicher ist. Auch wenn die Meinungen über ihren Ursprung auseinander gingen, - an deren übermächtiger Wirklichkeit gab es weder im Judentum noch im Heidentum einen Zweifel. Das hieß für sie jetzt: Wo Jesu Wort laut wird, können sich all die dunklen Mächte nicht mehr halten, die wir oftmals in unserem Leben spüren - ohne uns letztlich erklären zu können, woher sie kommen! - , und aus deren Gewalt wir uns nicht selbst zu befreien vermögen.
Mag sich der Widerstand gegen Jesu Botschaft auch noch so laut äußern, und mögen wir uns selbst durch Jesu Wort hin und her gerissen erleben - Jesu Wort lässt sich in ganz erstaunlicher Weise durch keine andere Macht aufhalten."
(Aus: Markusevangelium, Stuttgarter Kleiner Kommentar, von Meinrad Limbeck)

Also: Was sagt dieser Text mir/uns heute?
- An erster Stelle steht: Die Teilnehmenden werden eingeladen, ihre eigene Feststellung zur ersten Frage mit dieser zweiten Frage weiter zu verfolgen:
Zum Beispiel: Wo begegnen mir persönlich Menschen, die "wie besessen" sind von...?
In aller Ehrfurcht sollte auch die Frage nach sich selbst nicht ausgeklammert werden. Wo begegnen uns heute (in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Kirche...) Mitmenschen und Gruppen jeder Art, die sich von zerstörerischen Anschauungen, angeblichen "Sachzwängen" usw. in ihrem Handeln bestimmen lassen oder dazu gezwungen werden?

- Als Menschen der Aufklärung sind wir zur "Unterscheidung der Geister" verpflichtet: Welche zerstörerischen Kräfte sind "hausgemacht"? - Welche können wir uns nicht erklären? Wie wirken sich diese Situationen auf die Menschen aus?

- Ein zeitgenössischer Bibellehrer hat die "Dämonen" der Bibel mit "Abergeister" übersetzt; eine aufschlussreiche Bezeichnung! Wir brauchen nur unserer Alltagssprache nachzugehen: Wie oft findet sich da die Redewendung: "Ja, aber"...? - Wie viel Einfluss haben Pauschalurteile wie: "Da ist nichts zu machen", oder: "Mit dem/mit der ist nichts los", oder: "Heute denkt doch jeder nur an sich selbst"...und andere Redensarten.

- Die bezeichnendsten Handlungen und Verhaltensweisen, "die im Gegensatz zum Willen Gottes und zum Wohl des Nächsten stehen", sind heute vor allem "die ausschließliche Gier nach Profit und das Verlangen nach Macht, mit der Absicht, anderen den eigenen Willen aufzuzwingen...um jeden Preis." Dieses klare Wort hat Papst Johannes Paul II in seinem Weltrundschreiben "Die soziale Sorge der Kirche" (Sollicitudo rei socialis) schon 1987 gesprochen.

- Das befreiende Wort Christi will uns als Hoffnungsträger/innen:
Wo, wie habe ich/haben wir dieses befreiende Handeln Jesu schon erlebt, heute?
Alles, was Menschen klein hält, für dumm verkauft, unfrei macht, nicht zu sich selber kommen lässt, gemeinsames Leben stört, zerstört oder verhindert..., ist "unreiner Geist", (wie die Bibel die Dämonen auch nennt).
Wer hat da nicht so seine Erfahrungen? Wo haben wir auch im öffentlichen Geschehen da so unsere Erfahrungen?

- Mit welchen konkreten Erfahrungen spüren wir dem befreienden Verhalten Christi im persönlichen und im öffentlichen Leben nach?

- Er sieht den lebensfeindlichen Mächten ins Auge, wo immer sie auftreten;
- Er nimmt den Standort der Menschen ein, die "Opfer des Menschen" werden;
- Er entlarvt Verstrickungen; zerstörerische Kräfte sehen ihre unheimliche Macht gebrochen, und protestieren darum umso heftiger;
- Er spricht sein befreiendes Macht-Wort; er lässt sich nicht abschrecken;
- Er handelt hier am Sabbat, am Tag Gottes, und macht öffentlich: Gott will die Freiheit des Menschen, die immer die Freiheit des Mitmenschen ist;
- er liebt den aufrechten Gang, getragen von Vertrauen und Wertschätzung.
Jesus macht deutlich: Es ist Gottes-Dienst, wenn Menschen von lebensfeindlichen Mächten befreit werden.

(3) Zur dritten Frage:
Welche Antwort geben wir/gebe ich auf diese befreiende Botschaft?

- Auch im Bezug auf unser Handeln bleibt hier die Frage: Was hat das zu bedeuten? Was für Chancen haben wir, dass wir uns dieser Frage gemeinsam, in unseren Kreisen und Gruppierungen stellen können...!

- Was tue ich/was tun wir, was in unserer Macht steht Was tue ich/was tun wir, was in der Macht des Herrn steht?

Dieses Ineinander, dem wir vertrauen dürfen, drängt uns,
- immer wieder neu unsere Gegenwart besser zu verstehen,
- mit Phantasie und Beharrlichkeit unsere Christenaufgabe in dieser Gesellschaft wahr zu nehmen (zu sehen und wahr zu machen)
- unsere Gottverbundenheit zu pflegen, allein schon,um in so vielen unübersicht lichen Lebenssituationen den Irrglauben "Da ist nichts zu machen" zu über-winden,
- "ohne Unterlass" um die Unterscheidung der Geister zu beten
- eine konfliktfreudige Zelle in der weltweiten Kirche zu bilden, die zur Hoffnung für Fremdgesteuerte wird.

- Was kann ich/was können wir konkret anpacken?

3. Ein Segenswort
Möge Gott dich segnen mit Unbehagen
gegenüber allzu einfachen Antworten,
Halbwahrheiten und oberflächlichen Beziehungen,
damit Leben in der Tiefe deines Herzens wohnt

Möge Gott dich mit Zorn segnen
gegenüber Ungerechtigkeit, Unterdrückung
und Ausbeutung von Menschen,
damit du nach Gerechtigkeit und Frieden strebst.

Möge Gott dich mit Tränen segnen,
zu vergießen für die, die unter Schmerzen,
Ablehnung, Hunger und Krieg leiden,
damit du deine Hand ausstreckst, um sie zu trösten
und ihren Schmerz in Freude zu verwandeln.

Und möge Gott dich mit der Torheit segnen,
daran zu glauben, dass du die Welt verändern kannst,
indem du Dinge tust, von denen andere meinen,
es sei unmöglich, sie zu tun.

Aus: "em tua graca" - Gottesdienstbuch der 9.Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen 2006

Bernhard Antony
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