Lebendiges Evangelium Januar 2011
4. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A,
1 Kor 1, 26 - 31
Peter Hartlaub
Diözesanpräses Würzburg

Der Schrifttext:

26 Seht auf eure Berufung, Brüder und Schwestern! Da sind nicht viele Weise im irdischen Sinn, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme,

27 sondern das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen.

28 Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten,

29 damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott.

30 Von ihm her seid ihr in Christus Jesus, den Gott für uns zur Weisheit gemacht hat, zur Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung.

31 Wer sich also rühmen will, der rühme sich des Herrn; so heißt es schon in der Schrift.

 

Zugänge zum Text:

In den Briefen des Apostels Paulus an die Korinther werden die Konflikte innerhalb der Gemeinde deutlich sichtbar. Paulus spricht diese Konflikte in seinen Briefen an und versucht, sie durch seine Briefe zu lösen und der Gemeinde in Korinth auf dem Weg der Nachfolge zu geben. Eine der Wurzeln der Konflikte in der Gemeinde sind die sozialen Unterschiede: zwischen Reich und Arm, zwischen freien Bürgern und Sklaven, zwischen Mächtigen und Ohnmächtigen. Immer wieder führt das Überlegenheitsgefühl derer, die in der Stadt das Sagen haben, dazu, dass sie auch in der Gemeinde das Sagen haben wollen. Diese Konflikte brechen sogar bei der Feier der Eucharistie auf, wo die Wohlhabenden bereits gegessen und getrunken haben, bevor die Sklaven überhaupt zur Gemeinde hinzu gestoßen sind (vgl. 1 Kor 11, 17 - 34). Die Frage, wie weit Christinnen und Christen sich der heidnischen Welt anpassen und deren Maßstäbe und Handlungsweisen übernehmen sollen, steht im Zentrum der Konflikte. Es geht immer wieder um das richtige Verständnis von christlicher Freiheit zwischen Liberalismus und engagierter Nachfolge. Die Gemeinde soll an ihrem Lebens- und Umgangsstil erkennbar sein.

In der heutigen Lesung legt Paulus die theologische Grundlage für seine Haltung in den konkreten Konflikten: Er macht deutlich, dass Gott die Schwachen und Armen und all jene, die nach den gängigen Maßstäben der Gesellschaft nichts gelten, in den Mittelpunkt seines Handelns und seiner Verkündigung stellt. Am Umgang mit ihnen entscheidet sich, ob sich eine Gemeinde wirklich "christlich" nennen kann.

 

Fragen und Impulse:

1. Wer sind heute die Schwachen, die Törichten, die Niedrigen?
Wer sind die Menschen, die heute nach den Maßstäben unserer Gesellschaft nichts gelten?

2. Haben die Armen und Schwachen einen Platz in unseren Gemeinden und in der KAB?
Stehen sie in unseren Gemeinden und in unserer KAB im Mittelpunkt oder werden sie an den Rand gedrängt, nicht ernst genommen?
Spüren sie durch unser Handeln und Reden die besondere Wertschätzung Gottes?
Wer zählt bei uns, wer hat bei uns etwas zu sagen?

3. Wie gehen wir mit den sozialen Unterschieden in unseren Gemeinden und in der KAB um? Sprechen wir sie an und versuchen wir, das Trennende zu überwinden?
Oder bilden sich die gesellschaftlichen Unterschiede auch bei uns ab?

4. Gott erwählt das Niedrige, das Schwache, das Törichte, das Verachtete. Wir vertrauen auf unsere Stärke, unsere Klugheit, unseren Einfluss und wollen gut dastehen.
Was bedeutet es für unseren Umgang mit uns selber, wenn wir die Maßstäbe Gottes auf uns anwenden?

5. Gerade in der Weihnachtszeit wird besonders sichtbar, dass Gott den Weg der Ohnmacht, der Armut, der Schwäche und der Niedrigkeit geht. Oft sieht es so aus, als könne dieser weg in unserer Gesellschaft nicht erfolgreich sein.
Wer auf diesem Weg das Reich Gottes sucht, braucht die Kraft der Hoffnung und Geduld.
Woraus schöpfen wir die Hoffnung, Jesus auf diesem Weg nachzufolgen trotz aller Enttäuschungen und scheinbaren Mißerfolge?

 

Text - Gebet:

Gott ist anders - Der Herr ist König

Gott ist anders, als wir ihn möchten:
ein Gott, der machtlos ist,
den man nicht haben kann,
vor dessen Überraschungen wir niemals sicher sind,
der überall ist und nirgends zugleich.

Wir aber leben in einer Welt,
die vor der Macht auf dem Bauch liegt,
die von allem und jedem Besitz ergreifen will,
die sich berechnen und planen lässt,
die nach Ruhe und Ordnung schreit.

In dieser Welt bist du ein Fremdling,
Gott, doch ohne dich sind wir uns selbst entfremdet,
fremder Gott.

Diethard Zils (nach Psalm 93)

 

Lebendiges Evangelium Druckversion Januar 2011
Lebendiges Evangelium Februar 2011
5. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A,
Matthäus 5,13-16
Dezember 2010 Januar 2011
Andreas Ginzel, Militärpfarrer Diözesanpräses Magdeburg

Der Schrifttext:

13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.

14 Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.

15 Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus.

16 So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

 

Zugänge zum Text:
Der Abschnitt gehört zur Bergpredigt und schließt unmittelbar an die Seligpreisungen an, die am 4. Sonntag im Jahreskreis gelesen wurden und im Evangelium des Monats November 2010 (Allerheiligen) vorgestellt wurden. Dort finden sich auch gute Zugänge zur Bergpredigt.

Salz wird hier als "Geschmack"stoff (Würzmittel) genannt, es ist aber auch schon in der Antike ein Mittel zur Reinigung und Fäulnishemmung. Im Alten Bund reinigt Salz die Opfergaben (Lev 2,13) und macht schlechtes Wasser trinkbar (Elischa an der Quelle von Jericho; 2 Kön 2,20ff).
Auch wenn Jesus wohl nicht daran dachte: Salz taut auf und schütz auf Eis vor dem Ausrutschen.

Das Licht der Welt ist zunächst Jesus selbst (Joh 8,12: Ich bin das Licht der Welt). Wenn er uns erleuchtet, wir uns erleuchten lassen, dann kann auch von uns etwas ausstrahlen, dann werden wir zur "Stadt auf dem Berg".

Die Stadt hat immer etwas mit Gemeinschaft zu tun. Im Zusammenhang mit der Bergpredigt: Kristallisationspunkt des Reiches Gottes.

Der Berg ist nicht nur weithin sichtbar sondern Ort der besonderen Nähe Gottes.

Wenn die Jünger/wir in Gottes Nähe sind, von ihm erleuchtet, "groß rausgebracht" und durch ihn etwas bewirken können, dann sollen wir unser "Licht nicht unter den Scheffel stellen".

Es geht nämlich nicht darum, dass wir dafür gelobt werden, sondern darum, dass letztlich alle Menschen in Beziehung zu Gott kommen und den "Vater im Himmel preisen" können.

 

Fragen und Impulse:

"Salz sein"
Wo bin ich/sind wir das Salz in der Suppe - gerade richtig, zu fad?
Habe ich den Mut auch reinigend zu wirken, u.U. unangenehm für andere zu sein?
Welche "Berufung" (Aufgabe, Fähigkeit, Besonderheit) gehört so zu mir (zur KAB), dass ich mich (wir uns) selbst verliere(n), wenn ich sie nicht lebe?

"Licht der Welt"
Für wen leuchte ich/leuchten wir?
Für wen möchte ich leuchten?
Was würde das konkret bedeuten?
Welche Situationen habe ich/haben wir schon erhellt (verändert)?

"Stadt auf dem Berg - Licht auf dem Leuchter"
Wie nah fühle ich mich Gott? - Wie stark fühle ich mich mit anderen (KAB Gruppe) verbunden?
Gibt mir das Sicherheit/Mut/(Ausstrahlungs-)Kraft?
Sind wir in unserer Gruppe/Gemeinde offen für andere?

"gute Werke" sind Gottesdienst Gott dient uns, indem er uns erleuchtet und in seine Nähe ruft, er dient anderen, indem er u.a. durch uns handelt und auch sie erleuchtet und ruft. Darum können wir ihn preisen und andere können dann vielleicht mit einstimmen.

 

Eine Geschichte

Ein Christ fand Arbeit in einem Holzfäller-Camp. Seine Kollegen waren bekannt für ihre Gottlosigkeit und Lasterhaftigkeit. Als sein Freund erfuhr, dass er die Stelle erhalten hatte, sagte er ihm: "Wenn deine Kollegen raus kriegen, dass du ein echter Christ bist, dann wird es dir dreckig gehen." Nach einem Jahr entschied sich der Mann, seine alte Heimat zu besuchen. Während seines Aufenthaltes traf er auch seinen Freund, der ihn damals gewarnt und ihm vorhergesagt hatte, dass die Kollegen in dem Holzfäller-Camp sich über ihn lustig machen würden. "Haben sie dir arg zugesetzt, weil du ein Christ bist?" war dessen erste Frage. "Nein, nein.", erwiderte der Mann, "überhaupt nicht. Sie haben gar nichts gemacht. Sie haben noch nicht einmal raus gekriegt, dass ich ein Christ bin." (aus "Leben ist mehr" 2001)

 

Liedvorschläge

1. Ihr seid das Licht der Welt.
Wie sollen Menschen leben,
wenn ihr sie nicht erhellt,
da Gott euch Licht gegeben

2. Verbergen wir dein Licht
aus Angst vor klarem Handeln,
so lass uns fallen nicht.
Hilf uns, im Licht zu wandeln.

3. Ihr seid das Salz der Erd.
Nur dafür sollt ihr leben,
dass ihr der Fäulnis wehrt,
weil Gott euch Kraft gegeben.

4. Vergeuden wir die Zeit,
auch wenn wir niemals ruhen,
so mache uns bereit,
das Nötigste zu tuen.

(GL 906 Freiburg und Rottenburg-Stuttgart)
GL 639 - Ein Haus voll Glorie schauet
GL 641 - Gleichwie mich mein Vater gesandt hat

 

Lebendiges Evangelium Druckversion Februar 2011
Lebendiges Evangelium Februar 2011
5. Sonntag im Jahreskreis A
Charles Borg-Manché Diözesanpräses München

Text: Mt 5,13-16

Jesus sprach zu seinen Jüngern:

13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.

14 Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.

15 Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus.

16 So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Zugänge zum Text:

Vers 13: Die Bedeutungen des Salzes:

 

  • Als konservierende Kraft: Salz als Träger von Lebenskraft - bewahrt Lebensmittel vor Fäulnis (gerade in der Hitze des Orients); d.h. Salz ist Zeichen für Ausdauer.

  • Als verfeinernde Eigenschaft: Salz ist ein Gewürz besonderer Art - richtig dosiert, bringt es weniger sich selbst als den eigenen Geschmack der verschiedenen Lebensmittel zur Geltung. Salz trägt daher zum Unterscheiden der Speisen, der verschiedenen Geschmäcke bei - Salz also als Zeichen von Weisheit (= "sapientia" von lat. "sepere" = schmecken).

  • Als Gemeinschaft stiftendes Element: Beim Sabbatmahl taucht der Familienvater Fladenbrot in Salz als Zeichen von Gemeinschaft und Verbundenheit. Israels Bund mit Gott wird als "Salzbund" (Lev 2,13) bezeichnet und die Tora (jüdische Lebensweisung) mit Salz verglichen.
Bemerkung zum Satz:
"Es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten": Zur Zeit Jesu wurden Salzsteine solange in den Kochtopf gehängt, bis die Speise genug gewürzt wurde. Völlig ausgelaugte Salzsteine wurden dann auf die Straße geworfen und in den schlammigen Weg getreten - sie haben so zur Befestigung des Weges beigetragen.

Jünger Jesu als Salz der Erde bedeutet:
  • Das Leben fördern und vor Fäulnis, vor den Mächten des Todes bewahren.

  • Die prophetische Gabe der Unterscheidung entwickeln, die Weisheit erkennen und gebrauchen.

  • Gemeinschaft unter den Menschen auf verschiedenartiger Weise stiften.

 

Verse 14 - 16:
Aussage:

Der Jünger Jesu fällt immer auf! Er kann sich dem Blick und Gerede der Menschen nicht entziehen - tut er es doch, ist er kein Jünger mehr! Ein Christ, der nicht auffallen will, ist ein Widerspruch in sich - er ist wie ein angezündetes Licht, das nicht hell macht oder wie eine Stadt auf dem Berg, die sich verstecken will oder wie Salz, das salzlos wird. Wenn wir Jesus nachfolgen wollen, sind wir Salz der Erde und Licht der Welt - da kann es keine (falsche) Selbstbescheidung geben. Als Jünger Jesu können wir den Sinn unseres Daseins nicht mehr selbst bestimmen, er ist uns durch Jesus vorgegeben. Das "Auffallen" des Jüngers Jesu geschieht allerdings nur durch gute Werke.

Fragen zum Gespräch:

 

  • Wie können wir in unserem persönlichen Leben - in Familie, Betrieb, Gemeinde bzw. Stadtteil - in konkreten Schritten Salz der Erde und Licht der Welt sein?

  • Auf welche Weise können wir als KAB-Ortsgruppe, als Pfarrgemeinderat mehr Geschmack in das Leben unserer Gemeinde vor Ort hineinbringen, mehr Solidarität stiften?

  • Durch welche Aktionen, Projekte gelingt es uns, als KAB-Gemeinschaft über unseren Kirchturm hinaus mehr Licht in die Dunkelheiten und Ungerechtigkeiten der Arbeitswelt, Gesellschaft, Politik und Kirche hinein strahlen?

Impulstexte:

Missverständnis

Die Jünger Jesu sollen sein,
das steht geschrieben:
die Hefe im Teig,
das Licht in der Welt,
die Stadt auf dem Berge.
Aber nicht:
die Axt im Walde,
das Haar in der Suppe,
die Made im Speck.
("Lothar Zenetti aus: Bergpredigt - Biblische Texte verfremdet, Calwer/Kösel Verlag)

Meditation:
"Ihr seid das Licht der Welt. Ihr seid das Salz der Erde."

Licht leuchtet nicht nur,
es zieht an.
Lass uns Licht sein,
dein Licht,
das viele anzieht.
Dürfen wir Salz sein,
dann wollen wir einander das Leben vor dem Schalwerden bewahren
und deine Zeugen sein.

(Heide Schwesinger aus: Friede durch dich - Gedanken zum Gottesdienst der Sonntage und Feste, Verlag Butzen und Bercker, Kevelaer)

 

Lebendiges Evangelium Druckversion Februar 2011
Lebendiges Evangelium März 2011
2. Fastensonntag - 20. März 2011
Mt 17,1-9
Albin Krämer
Bundespräses

Der Text

Die Verklärung Jesu: Sechs Tage danach nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg.
2 Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht.
3 Da erschienen plötzlich vor ihren Augen Mose und Elija und redeten mit Jesus.
4 Und Petrus sagte zu ihm: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.
5 Noch während er redete, warf eine leuchtende Wolke ihren Schatten auf sie und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören.
6 Als die Jünger das hörten, bekamen sie große Angst und warfen sich mit dem Gesicht zu Boden.
7 Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf, habt keine Angst!
8 Und als sie aufblickten, sahen sie nur noch Jesus.
9 Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemand von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.

 

Zugänge zum Text

Das Evangelium von der Verklärung Jesu ist eine Ostererzählung. Es macht deutlich, wer Jesus von Nazaret ist: der Sohn Gottes. Er geht seinen Weg durch die Auseinandersetzungen und Konflikte, ist dabei sich selbst treu und vertraut der Treue seines himmlischen Vaters. Gottes Treue hält im Tod und schenkt Leben durch den Tod hindurch, ewiges Leben. Mose und Elija stehen für das Gesetz und die Propheten. In ihrer Tradition steht Jesus von Nazaret. Mose und Elija mussten sich in ihrer jeweiligen Zeit Auseinandersetzungen und Konflikten stellen. Mose bezeugte in der Auseinandersetzung mit dem Pharao und seiner Kriegsmaschinerie den rettenden und befreienden Gott. Dieser Gott führt durch die Wüste, offenbart sich immer wieder neu als rettende, lebensschenkend und befreiend. Mose d.h. "aus dem Wasser gezogen". Und das Volk Gottes erfährt: da, wo uns das Wasser bis zum Hals steht, da, wo wir in den Fluten vom Tode bedroht sind, ist Gott rettend da. Der Name des Propheten Elija bedeutet: "Mein Gott ist Jahwe." Für ihn steht Elija ein. Er entlarvt die Götzen seiner Tage, all jene Götzen, die die Menschen zu Opfern zwingen, sie unterdrücken und in falschen Abhängigkeiten versklaven.

Petrus erliegt der Versuchung, sich auf dem Berg der Verklärung einzurichten. Er will Hütten bauen. Von Jesus lernt er und seine Gefährten, dass der Weg weitergeht. "Steht auf, habt keine Angst!" In diesem Vertrauen dürfen sie den Abstieg in den Alltag wagen.

 

Fragen zum Gespräch

In welchen Auseinandersetzungen und Konflikten stehen wir in unseren Tagen?

- Persönlich?
- In unserer Gemeinde und KAB vor Ort?
- In unserer Kirche (in Deutschland und weltweit)?
- In unserer Gesellschaft? (Bitte möglichst genau benennen!)

Wie können wir uns diesen Auseinandersetzungen und Konflikten stellen?
Wo bin ich dabei ohnmächtig?
Vor welchem Konflikt habe ich Angst?
Wo erleben ich, dass Menschen mir zu Seite stehen, um einen Konflikt anzupacken?
Was macht mir Mut? Welche Erfahrung hält und trägt mich?

"Steht auf, habt keine Angst!" - Diese Zusage Jesu ermutigt.
Was können wir miteinander anpacken?
Welcher Herausforderungen können wir uns stellen?
(Ein konkretes, überschaubares Projekt miteinander durchführen.)

 

Gebet

"Wer Jesus für mich ist?
Einer, der für mich ist.
Was ich von Jesus halte?
Einer, der mich hält!"
Lothar Zenetti

Lied: Gotteslob 635 - "Ich bin getauft"

 

Lebendiges Evangelium Druckversion März 2011
Lebendiges Evangelium April 2011
Karfreitag: Der verlassene Gott,
Markus 15,33-39
ebruar 2011 Februar 2011 Borg Manche März 2011
Erwin Helmer
Diözesanpräses Augsburg

Der Schrifttext:

33 Als die sechste Stunde kam, brach über das ganze Land eine Finsternis herein. Sie dauerte bis zur neunten Stunde.

34 Und in der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: Eloï, Eloï, lemasabachtani? das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

35 Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Hört, er ruft nach Elija!

36 Einer lief hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken. Dabei sagte er: Lasst uns doch sehen, ob Elija kommt und ihn herabnimmt.

37 Jesus aber schrie laut auf. Dann hauchte er den Geist aus.

38 Da riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei.

39 Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand, ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.

 

Zugänge zum Text:
Jesus, der verheißene Messias, der Erlöser, der Retter der Welt stirbt am Kreuz. Wie kann das sein? Wer kann es begreifen? Wie ist das möglich? Es bleibt letztlich ein Geheimnis, warum Gott das zulassen konnte. Und doch - die Antwort muss mit Liebe zu tun haben. Nur die Liebe vermag es. Nur Gott, der die Liebe in Person ist.

Vers 34: Es gibt nur wenige Worte in den Evangelien, die in aramäischer Sprache aufgeschrieben wurden. Zu ihnen gehört dieser Vers: "Eloï, Eloï, lemasabachtani?" also: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"Das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein wahres Jesuswort. Jesus durchlitt das Leiden am Schandpfahl des Kreuzes bis zum Letzten. Vergleiche mit Psalm 22: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, bist fern meinem Schreien, den Worten meiner Klage?"

Vers 35: Elija wurde von den Juden angerufen als Helfer in der Not.

Vers 39: Ausgerechnet der heidnische, römische Hauptmann erkannte Jesus als Gottes Sohn.

 

Fragen zum Gespräch:

1. Was spricht mich in diesem Text an?

2. Wo spüren Menschen heute, verlassen zu sein? Wo hören wir den Schrei der Bedrängten?

3. "Es gibt keine größere Liebe, als wer einer sein Leben für seine Freunde hingibt."Joh 15,13 So sagt uns Jesus einmal. Wo erleben wir das - Liebe, die sich verschenkt, im Kleinen und im Großen?

4. Gottes Sohn lebte mit uns, litt für uns, starb für uns - und der heidnische Hauptmann erkannte ihn. Wo wird der Gottessohn heute erkannt? Wo handeln Menschen im Sinne Jesu Christi?

 

Impulstext:

Seit Jesus hat sich die Welt grundlegend verändert, denn wir Christen haben ein Vorbild. Jesus Christus wurde Einer von uns, damit wir Anteil an Ihm haben können, Ihm ähnlich werden können. Von jetzt an gelten andere Werte. Dies zeigt diese Geschichte:

Das Gleichnis von den Türklinken.

Es war einmal eine Türklinke, die schmückte ein prächtiges Portal. Weil sie an einem so herausragenden Platz war, glaubte sie, sie sei etwas Besonderes. Während ihre Schwester jedem, der das Portal betrat, die Hand reichte, hielt sie sich vornehm zurück. "Wie man sich nur so herablassen und jedem die Hand geben kann, rümpfte sie die Nase. Du weißt ja gar nicht, welche Krankheiten die Leute haben. Und außerdem: Was für schwitzige und feuchte Hände die Leute haben, wenn sie in dieses Haus kommen. Dass du dich nicht ekelst!" Aber ihre Schwester, die andere Türklinke, ließ sich nicht beirren. Ob kleine Angestellte, ob Arbeiter, ob Lehrerin oder Bürgermeister - sie gab jedem die Hand. Jedem teilte sie etwas von ihrer Festigkeit und Kühle mit, so dass die Besucher mutiger in die Vorzimmer und Chefetagen gingen. Ihre stolze Schwester aber schaute weiterhin herablassend auf sie herab ... bis, ja bis die Stolze eines Tages weit die Augen aufriss. "Du, du bist ja vergoldet!" hauchte sie. Und in der Tat! Die vielen Hände, die täglich die Klinke berührten, hatten sie unbeabsichtigt blank und strahlendgelb gerieben, so dass sie wie vergoldet wirkte. Und es machte gar nichts aus, dass sie ein wenig abgegriffen aussah. Traurig schaute dagegen die stolze Schwester an sich herab. Sie war grau und von Grünspan überzogen. Aber, jetzt war es zu spät. Die Besucher ließen sie auch weiterhin links liegen. Auch die Menschen, die den Streit zwischen den beiden Türklinken mitbekommen hatten, bekamen Mut, sich weiterhin einzusetzen und sich von den Mitmenschen gebrauchen zu lassen. Und so kommt es, dass in unserer Welt so viele Menschen leuchten wie frisch vergoldete Türklinken.

Nach Pater Gerhard Eberts, MSF, aus: Erwin Helmer, Mutmachbuch für Betriebsräte, Kettelerverlag der KAB

 

Lebendiges Evangelium Druckversion April 2011
Lebendiges Evangelium Mai 2011
Schrifttext Apg 2, 42 - 47
Albin Krämer
Bundespräses Köln

Der Schrifttext:

Die Gläubigen hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten.
Alle wurden von Furcht ergriffen; denn durch die Apostel geschahen viele Wunder und Zeichen. Und alle, die gläubig geworden waren, bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam. Sie verkauften Hab und Gut und gaben davon allen, jedem so viel, wie er nötig hatte.
Tag für Tag verharrten sie einmütig im Tempel, brachen in ihren Häusern das Brot und hielten miteinander Mahl in Freude und Einfalt des Herzens.
Sie lobten Gott und waren beim ganzen Volk beliebt. Und der Herr fügte täglich ihrer Gemeinschaft die hinzu, die gerettet werden sollten.

 

Zugänge zum Text:

Von Konflikten lesen wir in diesem Text nichts. Keine Auseinandersetzung, keine Spannung und keine Spaltung scheint es in der jungen Gemeinde zu geben. Die Briefe, die der Apostel Paulus an seine Gemeinden schreibt, sprechen da oft eine andere Sprache. Lukas, der Verfasser der Apostelgeschichte, stellt uns ein Ideal vor Augen, eine Zielperspektive.
Vier Säulen machen das Leben der Gemeinde aus:

1. Festhalten an der Lehre der Apostel Der Kern der apostolischen Botschaft ist die Auferstehung Jesu. Der am Kreuz Gehängte ist der Messias. Gott hat Jesus von Nazaret, sein Leben und seine Botschaft, als seinen Sohn bezeugt und ihn nicht im Tod gelassen. Die Begegnung mit Jesus Christus, das Leben mit dem Auferstandenen, das Handeln aus seinem Geist ist die Mitte der Lehre der Apostel.
2. Festhalten an der Gemeinschaft Die an Jesus Christus glauben, bilden die neue Familie der Söhne und Töchter Gottes. Sie wissen sich miteinander verbunden, aber auch verbunden mit dem ganzen Volk Gottes, mit allen Menschen. Denn zu den Menschen sind sie gesandt, um zu heilen, zu retten und zu ermutigen, dem lebendigen Gott zu vertrauen.
3. Festhalten am Brechen des Brotes Brotbrechen ist das Erkennungszeichen des Auferstandenen Christus, sein Markenzeichen. Es bezeugt die Identität Jesu Christi: "Mein Leib für euch!" Brotbrechen ist Zeichen dafür, dass das Leben geteilt wird. Jesus teilt sein Leben mit uns bis in die letzte Konsequenz und gibt uns Anteil am ewigen Leben, an einem Leben, das den Tod und die todbringenden Mächte überwindet. Die Gläubigen versammeln sich zum Brot brechen, um die Gegenwart Jesu zu feiern und sich aus dieser Feier zu den Menschen senden zu lassen. Leben lebt vom Teilen!
4. Festhalten am Gebet Wer betet, öffnet sich der Gegenwart Gottes. Die Welt in die Gegenwart Gottes stellen und sich von der Gegenwart Gottes in die Welt schicken lassen.

Wenn die christliche Gemeinde sich an diese vier Säulen hält, dann geschehen Zeichen und Wunder: "Seht, wie sie einander lieben!" Dann werden Grenzen überwunden, Mauern aufgebrochen, Vorurteilen abgebaut. Dann gewinnen Menschen einen neuen Zugang zueinander und ein neues Miteinander. Dann spielt nicht mehr das Privateigentum die entscheidende Rolle, sondern das Gelingen des gemeinsamen Lebens.

 

Fragen zum Gespräch:


1. Wo und wie werden die oben genannten vier Säulen im konkreten Leben unserer Gemeinde sichtbar, erfahrbar?
2. Welche Spannungen und Konflikte bei uns und unter uns machen es schwer, das gezeichnete Idealbild zu verwirklichen?
3. Die Forderungen der KAB wie Mindestlohn, Grundeinkommen, Finanztransaktionssteuer, Freier Sonntag……sind konkrete Forderungen für das Gelingen unseres Zusammenlebens bei uns, in Europa und weltweit. Wie können wir diese Positionen der KAB bei uns ins Gespräch bringen?
4. Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit. Welche Bedeutung hat "Arbeit" heute in meinem Leben?

 

Gebet - Text:
"Wenn jeder gibt, was er hat" Text Wilhelm Willms

V/A: Wir spinnen, knüpfen, weben; wir säen neues Leben.

V /A: Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt.

V/A: Wir spinnen, träumen, schauen; wir fangen an zu bauen.

V/A: Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt.

V/A: Wir teilen, was wir haben; wir bringen uns´re Gaben. V/A: Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt.

V/A: Kleine Gabe gute Hand, sättigt Tausende im Land. V/A: Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt.

 

April 2011 Mai 2011
Lebendiges Evangelium Druckversion Mai 2011
Lebendiges Evangelium -
Juni 2011 Pfingsten, Lesejahr A, Apg 2, 1 - 11
Peter Hartlaub
Diözesanpräses Würzburg

Der Schrifttext:

1 Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort.

2 Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren.

3 Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.

4 Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.

5 In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel.

6 Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden.

7 Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden?

8 Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören:

9 Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien,

10 von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten,

11 Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.

 

Zugänge zum Text:

Die Pfingsterzählung stellt den Gründungsmoment der Kirche dar. Die Jüngerinnen und Jünger Jesu haben sich zurück gezogen. Sie versuchen, mit ihrer Trauer, ihrer Enttäuschung, ihrer Orientierungslosigkeit fertig zu werden. Denn: Es ist durchaus nicht so, dass ihnen der Glaube an die Auferweckung Jesu leicht fällt. Viele Ostererzählungen berichten von der Furcht, die sie packt, weil ihnen die Auferstehungserfahrung so ungeheuerlich erscheint. Sie selber tun sich schwer, daran zu glauben, dass eben nicht alles aus und vorbei, alles verloren ist. So vieles scheint doch dagegen zu sprechen: vor allem die Erfahrung, dass der Hass, die Gewalt, der Tod noch immer gewonnen hat in der Weltgeschichte. Kein Wunder, dass sie sich nicht trauen, diese Botschaft unter die Leute zu bringen: Wie sollen sie das, was sie erfahren haben, in Worte fassen, die für andere Menschen verständlich sind, wenn sie selber nicht richtig verstehen, was ihnen widerfahren ist. Dass sie diese Angst überwinden, dass sie eine Sprache für ihre Erfahrung finden, die andere Menschen verstehen können, das ist das Wunder von Pfingsten, das Werk des Heiligen Geistes. Um dieses Wunder zu beschreiben, greift der Autor der Apostelgeschichte auf das Bild von der Selbstmitteilung Gottes im Feuer zurück. Er knüpft an die Erzählung vom brennenden Dornbusch an, in der Gott dem Mose seinen Namen und sein Wesen mitteilt: Ich bin der "Ich-bin-da", voller Liebe und Mitleid zu den Menschen.

Fragen und Impulse:
1. Pfingsten heißt, die Sprachbarrieren zu überwinden. Wo sehen wir heute Sprach- und Verständnisbarrieren, die überwunden werden müssen: in der Gesellschaft, in der Kirche, in der KAB? Welche Ideen haben wir, um solche Sprachbarrieren zu überwinden?

2. Den Jüngern fällt es schwer, an die Botschaft von der Auferstehung zu glauben. Was kann ich mit dieser Botschaft anfangen? Was bedeutet mir die Botschaft von der Auferstehung? Was macht es mir schwer, an die Auferstehung zu glauben? Was erleichtert es mir? Welche Auferstehungs-Erfahrungen habe ich in meinem Leben machen dürfen?

3. Das Pfingstgeschehen ermutigt die Jüngerinnen und Jünger, Zeugnis von ihrer Hoffnung auf den Auferstandenen abzulegen. Das ist unsere Aufgabe: "Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt." (1 Petr 3, 15 b) Spüren die Menschen, denen wir begegnen, etwas von der Hoffnung, die uns erfüllt? Wer braucht diese Botschaft der Hoffnung heute ganz besonders? Bin ich wirklich innerlich von der Hoffnung erfüllt?

4. Wo ist heute besonders Neuanfang aus der Kraft des Geistes notwendig? In der Kirche, in der Gesellschaft, in der KAB, in meinem Leben? Was können wir tun, um diesen Neuanfang zu unterstützen?

 

Lebendiges Evangelium Druckversion Juni 2011
Lebendiges Evangelium - Juli 2011
18. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A, Matthäus 14,13 - 21
Albert Seelbach
Diözesanpräses Limburg

Der Schrifttext:

13 Als Jesus vom Tod Johnnes des Täufers hörte, fuhr er mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. Aber die Leute in den Städten hörten davon und gingen ihm zu Fuß nach.

14 Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen und heilte die Kranken, die bei ihnen waren.

15 Gegen Abend kamen die Jünger zu ihm und sagten: Der Ort ist abgelegen, und es ist schon spät geworden. Schick die Menschen also weg, damit sie in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen.

16 Jesus antwortete ihnen: Sie brauchen nicht wegzugehen; gebt ihr ihnen zu essen.

17 Sie sagten zu ihm: Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische bei uns.

18 Darauf sagte er: Bringt sie mir her!

19 Dann wies er die Leute an, sich ins Gras zu setzen. Er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel hinauf, sprach den Segen, brach die Brote und gab sie den Jüngern: die Jünger aber gaben sie den Leuten.

20 und alle aßen und wurden satt. Als man die übriggebliebenen Brotstücke einsam-melte, wurden zwölf Körbe voll.

21 Es waren etwa fünftausend Männer, die am Mahl teilgenommen hatten, dazu noch Frauen und Kinder.

 

Zugänge zum Text:

Jesus hatte Mitleid mit den Menschen, er erbarmte sich der Menge. Das heißt im lateinischen Text: "Misereor super turbam". Daher kommt der name des kirchlichen Hilfs - werkes "MISEREOR" zur Bekämpfung von Armut, Hunger und Unterentwicklung in der Welt. Die Jünger machten sich Sorgen um die Menschen, weil es Abend wurde und die Gegend abgelegen von jeder Versorgung mit Lebensmitteln war. Sie schlagen Jesus vor, die Menschen nach Hause bez. in die umliegenden Dörfer zu schicken, damit sie sich etwas zu essen kaufen. Das ist verständlich. Jesus aber denkt anders: Er nimmt die Jünger in die Verantwortung, für die Menschen zu sorgen. Verständlich auch, dass die Jünger da Schwierigkeiten haben.

Wie sollen sie mit 5 Broten und 2 Fischen eine vieltausendfache Menge versorgen?

Jesus aber lässt sich die fünf Brote und zwei Fische bringen. Er nimmt sie in seine Hände, blickt zum Himmel hinauf, segnet die Brote und gibt sie den Jüngern, damit sie das Wenige an die Menge austeilen. Und es reicht für die Vielen, ja es bleiben sogar noch zwölf Körbe voll übrig.

Die Speisung der Menge hat eine Parallele im letzten Abendmahl und im Brotbrechen bei der Emmausgeschichte. Jesus nahm das Brot, sprach den Segen, das Dankgebet, brach das Brot und gab es ihnen. Jesus ist gekommen, um uns das Leben in Fülle zu bringen. Gutes Leben für alle. Damit es aber für alle reicht, müssen auch die Jünger Jesu bereit sein, das wenige, das sie haben zu teilen (MISEREOR) im Vertrauen auf den himmlischen Vater, der uns das tägliche Brot gibt und das Brot vom Himmel für das Leben der Welt. Das zwölf Körbe voll übrig bleiben weist hin auf die zwölf Stämme Israels im Alten Bund, die ja auch in den zwölf Aposteln im Neuen Bund eine Parallele finden.

Fragen und Impulse:

1. Wo haben wir Not der Menschen wahrgenommen wie die Jünger? Tragen wir unsere Sorgen um die Menschen auch zu Jesus (im Gebet, in der Eucharistiefeier)? Zum Beispiel die Sorgen junger Menschen um einen Aus-bildungsplatz, die Sorgen Älterer um einen Arbeitsplatz, die Sorgen der Betriebsräte in ihren Betrieben, die Nöte der Migranten, die Probleme Alleinerziehender?

2. Jesus sagt: Gebt ihr ihnen zu essen! Er erwartet auch von uns, dass wir uns einsetzen für Menschen, die uns brauchen. Die Jünger verweisen auf das Wenige, das sie haben, um die Not zu lindern. Wo haben wir schon einmal Angst gehabt, mit unseren begrenzten, schwachen Kräften und Mitteln "nichts machen" zu können? Da kam z.B. unerwarteter Besuch und die Hausfrau hatte Angst, das die Mahlzeit nicht reicht. Da wurden Gästebetten gesucht für den Weltjugendtag oder andere Begegnungen und wir hatten Sorge nicht genug Gastgeber zu finden. Der KAB - Vorstand sah sich überfordert in schwieriger Vereinssituation.

3. Haben wir auch schon erfahren, dass wir mit begrenzten Mitteln (Ressourcen) und wenig Mitarbeitern doch unser Ziel (ein Jubiläum zu feiern, einen neuen Vorstand zu wählen, eine Seminarreihe zu veranstalten u.ä.) verwirklichen konnten? Haben wir auch die Augen zum Himmel erhoben und gebetet, bevor wir "ans Werk" gegangen sind? Ermutigt uns das für die Zukunft?

4. Könnte die Geschichte von der Speisung der Menge ein Leitbild für unsere KAB - Arbeit werden? Mit den vorhandenen Ressourcen es wagen, unsere Arbeit im Reich Gottes zu tun. "Sorgt euch zuerst um das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit und alles andere wird euch dazu gegeben werden."

 

Lied:

"Wenn jeder gibt, was er hat..." (neue Strophen)

1. Wir sorgen, schaffen, hetzen,
verstricken uns in Netzen.
Wir sorgen, schaffen, hetzen,
verstricken uns in Netzen.

2. Wir steigern ständig Quoten
und schaffen uns zu Tode.
Wir steigern ständig Quoten
und schaffen uns zu Tode.

3. Manche schaffen ohne Ruh,
arbeitslos seh´n andre zu.
Manche schaffen ohne Ruh,
arbeitslos sehn andre zu.

4. Wir suchen neue Gaumenfreuden,
während andre Hunger leiden.
Wir suchen neue Gaumenfreuden,
während andre Hunger leiden.

5. Kaffee ist eine Kostbarkeit,
(den) Bauern fehlt Gerechtigkeit.
Kaffee ist eine Kostbarkeit,
(den) Bauern fehlt Gerechtigkeit.

6. Rüstung kostet Millionen,
während Menschen Slums bewohnen.
Rüstung kostet Millionen,
während Menschen Slums bewohnen.

Albert Seelbach
(Leiter der Arbeitnehmerkirche Frankfurt)

 

Lebendiges Evangelium Druckversion Juli 2011
Lebendiges Evangelium - August 2011
15. August, Aufnahme Mariens in den Himmel
Lk 1,46-56
Michael Prinz
Diözesanpräses Münster
Schrifttext

Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn,
und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.
Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.
Denn der Mächtige hat Großes an mir getan
und sein Name ist heilig.
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht
über alle, die ihn fürchten.
Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten:
Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;
er stürzt die Mächtigen vom Thron
und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben
und lässt die Reichen leer ausgehen.
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an
und denkt an sein Erbarmen,
das er unsern Vätern verheißen hat,
Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.
Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.
Juni 2011 Juli 2011

Kurzimpuls zum Text

Maria lobt Gott für die Erhöhung der Niedrigen, sie lobt den Gott, der tatsächlich all das tut, was sie besingt. Kein ferner Gott, kein Hätte-Gott, kein Möchte-Gern-Gott! Sie lobt den wahren Gott, der in seiner großen Liebe zu allen Menschen sich klein machen kann und selbst die Gestalt eines Menschen annehmen kann in Jesus Christus.

Maria lobt diesen Gott, ihren Gott, weil sie selbst erfährt, dass dieser Gott glaubwürdig ist. In der vorher geschehenen Begegnung mit der schwangeren Elisabeth wird ihr deutlich, dass sie die Botschaft Gottes vom Leben für bare Münze nehmen darf. Gott ist keiner, der mit den Menschen spielt, dieser Gott meint es ernst mit den Menschen. Gott meint es ernst mit dir und mir, mit jeder und jedem!

 

Fragen

Im Lobpreis Mariens wird die Zuversicht Mariens deutlich, dass dieser Gott der wahre Gott ist. Kann ich in meinem Leben Situationen entdecken, in denen mir selbst diese Zuversicht geschenkt ist? Lebt die KAB in meinem Ortsverein aus dieser Zuversicht?

Maria entdeckt für sich eine Zukunft. Nachdem die Botschaft des Engels all ihre Lebenspläne durchkreuzt hatte, kann sie nun wieder nach vorne schauen. Wie sehen meine Lebenspläne aus? Was erwarte ich von der Zukunft? Wie gestaltet die KAB vor Ort ihre Zukunft? Das Leben der Maria verändert sich - grundlegend! Sie ist bereit für diese Veränderung, obwohl es ihr nicht leicht fällt. Wie gehe ich mit Veränderungen in meinem Leben um? Was verändert sich in ‚meiner KAB'?

Der Lobpreis Mariens erwächst aus Beziehung. Da ist zunächst einmal die ganz irdische Beziehung zu Elisabeth, sie gibt Gewißheit. Und da ist die tiefe Beziehung zum Gott des Lebens, sie schenkt Zukunft. Welche Beziehungen lebe ich und wie intensiv gestalte ich sie? Wie ermöglicht mein KAB-Verein Beziehung?

 

Letzte Hymne

Ehre, wem Ehre gebührt,
leuchtend lebendiger Gott.
Dir gebührt jede Stimme,
jede Faser des Singens.
Der uns erzeugt und lässt sein,
uns offenbart und neu atmet,
einer, vollends in allen
und über allen hinaus,
Vater Sohn und Geist,
Quelle, Wasser und Strömung,
der Liebe erster Beginn,
der Liebe Weg, der Liebe Treue,
Du, der lässt leuchten das Meer,
leuchten Erde und Himmel,
ström' deine Menschen voll Kraft,
lass aufleben die Augen.
Möge es werden, endlich,
was du gewollt hast von Anfang:
Licht, das nicht stirbt,
Liebe, die bleibt.

HuubOosterhuis

 

Lebendiges Evangelium Druckversion August 2011
Lebendiges Evangelium - September 2011
25. Sonntag im Jahreskreis Mt 20,1-16
Regina Wühr
Geistliche Begleiterin
DV Augsburg

Schrifttext

1 Denn mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen sein Haus verließ, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben.

2 Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg.

3 Um die dritte Stunde ging er wieder auf den Markt und sah andere dastehen, die keine Arbeit hatten.

4 Er sagte zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist.

5 Und sie gingen. Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder auf den Markt und machte es ebenso.

6 Als er um die elfte Stunde noch einmal hinging, traf er wieder einige, die dort herumstanden. Er sagte zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?

7 Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben. Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg!

8 Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter, und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen bei den letzten, bis hin zu den ersten.

9 Da kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denar.

10 Als dann die ersten an der Reihe waren, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch sie erhielten nur einen Denar.

11 Da begannen sie, über den Gutsherrn zu murren,

12 und sagten: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt; wir aber haben den ganzen Tag über die Last der Arbeit und die Hitze ertragen.

13 Da erwiderte er einem von ihnen: Mein Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart?

14 Nimm dein Geld und geh! Ich will dem letzten ebensoviel geben wie dir.

15 Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich (zu anderen) gütig bin?

16 So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten.

 

Hinweise zum Text:

Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg findet sich nur bei Matthäus. Bei den angeworbenen Arbeitern handelte es sich wahrscheinlich ausschließlich um Männer (auch wenn die Pluralform weibliche Arbeitskräfte einschließen kann), denn Frauen wurden in der Antike nur selten für Tageslohn beschäftigt und wurden außerdem schlechter bezahlt als Männer. Im Gleichnis wird aber für alle der gleiche Lohn vereinbart. Der Hintergrund für das Anwerben der Arbeiter dürfte die Traubenlese gewesen sein; es ist durchaus realistisch, dass während der Lese der Bedarf an Arbeitern stieg. Der vereinbarte Denar für die zu verrichtende Arbeit entsprach in der damaligen Zeit einem durchschnittlichen bis guten Tageslohn (Verse 1-3).

Die Erwartung der Ganztagesarbeiter, mehr zu bekommen als die, die weniger gearbeitet haben, ist leicht nachzuvollziehen, denn auch schon damals galt in der Arbeitswelt, dass es eine Entsprechung zwischen Leistung und Lohn geben müsse. Gerecht war Bezahlung dann, wenn sie im rechten Verhältnis zur geleisteten Arbeit stand (vgl. Vers 4). Der Gutsherr geht über diesen Grundsatz hinweg. Offenbar belohnt er nicht die Leistung, sondern die Einsatzbereitschaft bzw. den Willen dazu. Darin besteht seine unerwartete Güte (Vers 15), und über diese ärgern sich die Ganztagesarbeiter. Vers 16 ist als Kommentar zum Erzählten zu verstehen und gehört nicht mehr zur Rede des Gutsherrn.

Es ist klar, dass es in diesem Gleichnis nicht um die Frage einer gerechten Bezahlung gehen kann. Rein wirtschaftlich betrachtet, würde sich der Gutsbesitzer langfristig mit einem solchen Verhalten selber ruinieren und auch seine Arbeiter nicht mehr bezahlen können. Das Bild vom Weinbau hat in der Bibel eine lange Tradition. Der Besitzer des Weinbergs bzw. der Gutsherr steht für Gott selbst; der Weinberg für Israel. Die im Weinberg Arbeitenden sind die (gläubigen) Menschen. Ihr Leben ist im Gleichnis in einem einzigen Arbeitstag verdichtet.

 

Fragen zum Gespräch:

Was spricht mich/uns an?
Was macht mich/uns betroffen?

Wo und wann laufen wir Gefahr, andere und uns selbst nur nach der erbrachten Leistung zu beurteilen (auch in KAB und Kirche)?

Welche Aussagen sind aus dem Gleichnis über Gott herauszulesen?

Wozu fordert das Gleichnis die Zuhörer/innen und Leser/innen bzw. uns indirekt auf (vgl. Verse 14 und 15)?

 

Zum Abschluss

Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter.
Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer.
Menschen, die aus dem Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht.

Lothar Zenetti

 

Lebendiges Evangelium Druckversion September 2011
Lebendiges Evangelium - Oktober 2011
30. Sonntag im Jahreskreis A (23.10.2011)
Charles Borg-Manché Diözesanpräses München

Exodus 22,20-26:

120 Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen.

21 Ihr sollt keine Witwe oder Waise ausnützen.

22 Wenn du sie ausnützt und sie zu mir schreit, werde ich auf ihren Klageschrei hören.

23 Mein Zorn wird entbrennen und ich werde euch mit dem Schwert umbringen, sodass eure Frauen zu Witwen und eure Söhne zu Waisen werden.

24 Leihst du einem aus meinem Volk, einem Armen, der neben dir wohnt, Geld, dann sollst du dich gegen ihn nicht wie ein Wucherer benehmen. Ihr sollt von ihm keinen Wucherzins fordern.

25 Nimmst du von einem Mitbürger den Mantel zum Pfand, dann sollst du ihn bis Sonnenuntergang zurückgeben;

26 denn es ist seine einzige Decke, der Mantel, mit dem er seinen bloßen Leib bedeckt. Worin soll er sonst schlafen? Wenn er zu mir schreit, höre ich es, denn ich habe Mitleid.

 

Zugänge zum Text:

Grundsätzliches: Der obige Text entstammt aus dem sogenannten Bundesbuch, das etwa 700 v. Chr. entstand und die älteste in der Bibel überlieferte Rechtssammlung enthält. Sein Hauptziel war der Schutz der sozial und rechtlich Schwachen in der damaligen jüdischen Gesellschaft. Der geschichtliche Hintergrund war wahrscheinlich der große Flüchtlingsstrom, der nach dem Fall des Nordreiches Israel (722 v.Chr.) besonders in Jerusalem erhebliche Probleme verursacht hat. Mit seinen sozialen Rechtsbestimmungen tritt das Bundesbuch für Menschen ein, die keine Stimme in der Gesellschaft hatten: Für die Fremden, d.h. die Zugezogenen und Flüchtlinge - für die Witwen und Waisen, deren Zahl gerade in Zeiten des Krieges stets zunahm - für die Verarmten im Land, die durch Verschuldung keine Lebensperspektive mehr hatten. Diese Menschengruppen hatten keine Chance, sich selbst vor Gericht Recht zu verschaffen.

Die Fremden: Die Liebe zu den Fremden gehört für Israel zum Gebot der Gottes- und Nächstenliebe, das das Herzstück der ganzen biblischen Botschaft (AT und NT) bildet. Unter Fremden versteht die Bibel Menschen, die an einem Ort leben, wo sie weder Verwandte noch Grundbesitz haben - also sowohl Israeliten als auch andere Volksangehörige. Das israelitische Recht unterschied zwischen Ausländern, die sich nur vorübergehend im Land aufhielten und daher Gastrecht genossen - und Fremden, die sich im Land niedergelassen hatten. Letztere mussten durch das Gesetz ausdrücklich geschützt werden, da sie weder das Gastrecht noch das Recht der freien Bürger genossen. Ähnlich wie Frauen, Kinder und Sklaven hatten Fremde vor Gericht in Israel keine eigene Stimme.

Die Armen: Die kapitalistische Wirtschaftsweise im Alten Orient zwang die verschuldete Bevölkerung zur ständigen Armut und daher zum Elend am Rand der Sklaverei. Denn die Armen mussten Geld leihen, um überleben zu können. Wer aber aus nackter Not lieh, musste zugleich hohe Zinsen bezahlen. Aus diesem Teufelskreis versucht das älteste Wirtschaftsgesetz der Bibel (Ex 22,24-26) durch zwei Bestimmungen die Armen zu befreien: 1. Durch das Verbot, gegenüber Volksgenossen Wucherzinsen zu erheben; 2. durch das Gebot, ein überlebensnotwendiges Gut wie den Mantel als Pfandstück für die Nacht zurückzugeben.

Gottes Autorität: Jahwe, der Gott Israels, wird im Bibeltext ausdrücklich als Rechtsinstanz zitiert (vgl. VV 22,23 u. 26 c), in deren Namen Gerechtigkeit geschehen soll. Damit wird das Übertreten dieser Sozialgesetze als Gotteslästerung gedeutet und besonders scharf geahndet. Zugleich aber appelliert das Bundesbuch an die Einsicht der Israeliten: "Ihr seid in Ägypten doch selbst Fremde gewesen!" "Wenn du den Armen den Mantel für die Nacht wegnimmst, worin soll er dann schlafen?"

 

Fragen zum Gespräch:
  • Was löst der Bibeltext in mir für Gedanken und Gefühle aus?

  • Was weiß ich über die Situation der Fremden, Armen und Arbeitslosen in meinem Wohnort oder Bezirk?

  • Welchen Beitrag kann die Pfarrgemeinde oder der KAB-Ortsverband zur Integration der Fremden vor Ort konkret leisten?

  • Welche Möglichkeiten sieht die KAB-Ortsgruppe, die Sorgen und Nöte der Fremden, Armen und Arbeitslosen in die Liturgie der Pfarrgemeinde regelmäßig einzubringen?

  • Was kann sie auch politisch dagegen unternehmen?
Impulstexte:

"In der Tatsache, dass die Beziehung zum Göttlichen über die Beziehung zu den Menschen verläuft und mit sozialer Gerechtigkeit zusammenfällt, manifestiert sich der Geist der ganzen Bibel. Mose und die Propheten kümmern sich nicht um die Unsterblichkeit der Seele, sondern um den Armen, die Witwe, das Waisenkind und den Fremden. Die Beziehung zu dem Menschen, in der sich der Kontakt zu dem Göttlichen vollzieht, ist nicht eine Art >geistige Freundschaft<, sondern eine gerechte Ökonomie, für die ein jeder Mensch verantwortlich ist."

Emmanuel Levinas (jüdischer Philosoph)

Du, Anwalt der Armen

Du, Anwalt der Armen.
Ich möchte Anteil haben an Deiner Liebe für die Armen -
hungern mit den Hungernden,
Durst haben mit den Durstigen,
verzichten, weil so viele nichts haben.

Lehr mich ein Fasten,
wie es Dir gefällt.
Öffne meine Augen für die vielfältige Armut.
Lass mich ein Herz haben für die Bedürftigen
und tun, was in meinen Kräften liegt.

Mach mich in dieser Fastenzeit zum Anwalt der Armen -
Dir gleich, Du, Anwalt der Armen.

Du bist nicht, wo Unrecht geschieht

Du bist nicht, Gott, wo Unrecht geschieht
- es sei denn auf der Seite der Benachteiligten!

Du bist nicht, Gott, wo man auf Kosten anderer lebt
- es sei denn auf der Seite der Armen!
Du bist nicht, Gott, wo man die Güter des Lebens anhäuft
- es sei denn auf der Seite der Ausgeschlossenen!

Darum will ich Dich suchen
in der Gerechtigkeit
und bei den Benachteiligten,
Armen und Ausgeschlossenen.

Texte von Anton Rotzetter aus seinem Buch "Gott, der mich atmen lässt"

 

Lebendiges Evangelium Druckversion Oktober2011
Lebendiges Evangelium - November 2011
Zum Fest Christkönig
Christen als Könige und Königinnen - gesalbt und gewürdigt, ausgestattet mit Macht, zum Handeln gerufen!
Erwin Helmer
Diözesanpräses Augsburg

Matthäusevangelium, 25,31-46:

31 Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen.

32 Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet.

33 Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken.

34 Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist.

35 Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen;

36 ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen.

37 Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben?

38 Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben?

39 Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?

40 Darauf wird der König ihnen antworten: Amen ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.

41 Dann wird er sich auch an die auf der linken Seite wenden und zu ihnen sagen: Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist

 

Zugänge zum Text:

Christus wird uns in Matthäus 25 als König und als Richter dargestellt. ER selbst, der König des Weltalls, ist kein ferner Gott, der über allem thront. ER wurde einer von uns, ER kennt das irdische Leben und begegnet uns in jedem Menschen, besonders in den Hilfsbedürftigen, den Armen, Kranken und Schwachen.

Vers 31-33: Es ist nicht so, dass alles gut ist, was der Mensch sagt und was er tut. Es ist auch nicht alles einfach automatisch entschuldbar, sondern Christus will unsere aktive Tat, unser bewusstes Handeln, unsere Aktion als Einzelne, als Verbund - wie die Kirche - und als Verband wie die KAB. Deshalb müssen wir am Ende unseres Lebens mit dem Richter Jesus Christus rechnen. Er will uns recht machen, er spricht Recht, er ist das Gericht.

32-33: Jesus bezieht sich hier auf die alltägliche Arbeit des Hirten, der beim Melken die Muttertiere von den Böcken trennt. (Es ist nicht anzunehmen, dass Jesus hier alle Männer zu bösen Buben vorverurteilen wollte.)

35-36: Wenn hier 6 Werke der Barmherzigkeit benannt werden, so sind diese nur als Beispiele zu verstehen.

 

Fragen zum Gespräch

 

  1. Was spricht mich in diesem Text an?

  2. Was sperrt sich in mir?

  3. Alle Christen sind in der Taufe gesalbt worden, zu Königen, Priestern und Propheten. Wie kann sich unser König-sein oder Königin-sein in der Welt zeigen?

  4. Mutter Theresa sagte einmal: "In den gebrochenen Körpern unserer Armen begegnen wir Christus!" und sie fragte: "Kennt ihr die Armen eurer Stadt?" Kennen wir sie?

  5. Eine Kirche oder auch eine KAB, die zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind, geht an den Armen vorbei und damit an Christus vorbei. Wo erkennen wir diese Gefahr und was tun wir dagegen?

Impulstexte:

Die folgende Geschichte zeigt uns, welche Art von König unser christlicher Gott ist:

In einem fernen Land lebte einmal ein unzufriedener, ungerechter König. Ein falsches Wort genügte, und der König geriet außer sich vor Zorn. Eines Tages ließ er seine Minister kommen und sprach: "Ich bin nun alt geworden. In all den Jahren habe ich vieles gesehen. Doch Gott ist mir immer verborgen geblieben. Darum befehle ich euch: Zeigt mir, wo Gott ist! Ich muss ihn unbedingt sehen, bevor ich sterbe." Und er drohte ihnen: "Wenn ihr mir nicht innerhalb von drei Tagen Gott zeigt, werde ich euch alle töten."

Da bekamen es die Minister mit der Angst zu tun. Verzweifelt überlegten sie, was sie tun könnten. Doch keiner von ihnen hatte eine Idee. Nach drei Tagen ließ der grausame König seine Minister zu sich kommen. Er wurde sehr zornig, als er hörte, dass sie Gott nicht gefunden hatten. Gerade wollte er den Henker rufen, um sie hinrichten zu lassen. Da kam ein Hirte vom Feld. Er hatte gehört, was der König plante. Der Hirte bat den Torwächter, ihn zum König vorzulassen. Der zögerte zuerst. Aber die Minister taten ihm Leid.

Der Hirte wurde zum König geführt. Er sagte: "Bitte erlaube mir, deinen Wunsch zu erfüllen. Ich will dir Gott zeigen. Aber du musst mir versprechen, dass die Minister am Leben bleiben." Der König wunderte sich über den Mut des Hirten und warnte ihn: "Du weißt, dass ich auch dich töten werde, wenn du Gott nicht findest."

Der Hirte aber hatte keine Angst. Er führte den König aufs Feld und bat ihn: "Schau in die Sonne!" Der König aber konnte nicht in die Sonne schauen. Denn er wurde von ihrem Glanz geblendet. Schnell schloss er die Augen und rief wütend: "Willst du, dass ich blind werde?". Da antwortete der Hirte: "Die Sonne ist nur ein schwacher Abglanz vom Licht Gottes. Wie willst du Gott sehen, wenn deine Augen schon zu schwach sind, in die Sonne zu schauen? Gott ist viel größer und strahlender als die Sonne. Du musst ihn mit den Augen des Herzens suchen."

Der König war sehr beeindruckt und fragte den Hirten: "Was war vor Gott?" Der Hirte antwortete: "Beginne zu zählen!" Der König begann: "Eins, zwei, drei ...". Der Hirte unterbrach den König und forderte ihn auf: "Beginne mit dem, was vor eins kommt!" Der König wunderte sich und sagte: "Das geht nicht. Vor eins kommt doch nichts." Der Hirte antwortete: "Du hast recht. Vor Gott gibt es nichts."

Da meinte der König: "Deine Antworten gefallen mir. Ich werde dir so viel Gold und Edel-steine geben, dass du nie mehr Not leiden musst. Aber beantworte mir noch eine einzige Frage: "Was macht Gott?" Da schlug der Hirte vor: "Lass uns für eine Weile unsere Kleider tauschen." Der König war einverstanden. Er legte seine kostbaren Gewänder ab und gab sie dem Hirten. Er selbst zog die alten Kleider des Hirten an. Die beiden gingen zum Schloss zurück. Der Hirte setzte sich die Krone auf, griff nach dem Zepter und nahm auf dem Thron Platz.

Der König stand im abgetragenen Hirtengewand vor den Stufen des Thrones. Da sagte der Hirte: "Nun weißt du, was Gott macht. Die Kleinen macht er groß, und die Großen macht er klein." Der König schaute den Hirten dankbar an und meinte: "Du hast mir die Augen und das Herz geöffnet." Wie versprochen beschenkte der König den Hirten mit Gold und Edelsteinen. Von nun an war er ein guter Herrscher Und das blieb er bis zu seinem Lebensende.

Text: Margret Nußbaum, nach Leo Tolstoi

 

Lebendiges Evangelium Druckversion November 2011
Lebendiges Evangelium - Dezember 2011
Fest des Hl. Stephanus,
Lesejahr B, Mt 10, 17 - 22

Der Schrifttext:

17 Nehmt euch aber vor den Menschen in Acht! Denn sie werden euch vor die Gerichte bringen und in ihren Synagogen auspeitschen.

18 Ihr werdet um meinetwillen vor Statthalter und Könige geführt, damit ihr vor ihnen und den Heiden Zeugnis ablegt.

19 Wenn man euch vor Gericht stellt, macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben, was ihr sagen sollt.

20 Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden.

21 Brüder werden einander dem Tod ausliefern und Väter ihre Kinder, und die Kinder werden sich gegen ihre Eltern auflehnen und sie in den Tod schicken.

22 Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet.

 

Zugänge zum Text:

Der heutige Tag mutet uns einen abrupten Stimmungswechsel in den Gottesdiensten zu. Waren der Heilige Abend und der Erste Weihnachtsfeiertag geprägt von Freude und Jubel, so begegnen wir heute der Kehrseite des Evangeliums. Haben wir gestern die Geburt des neuen Lebens gefeiert, so gedenken wir heute des Sterbens des Heiligen Stephanus, des ersten Märtyrers der Kirche.

Und doch hängen beide Ereignisse eng zusammen: Geht es doch im Weihnachtsgeschehen eben nicht um eine harmlose Idylle, sondern um die Geburt des Messias, mit dem Gottes Reich des Friedens und der Gerechtigkeit beginnt. Wer diesem Messias nachfolgt und sich mit ihm für das Gottesreich einsetzt, der muss sich entscheiden. Der muss Partei ergreifen für die Schwachen und Ausgestoßenen. Der muss ein klares Wort sprechen, wie es Stephanus getan hat. Der macht sich angreifbar und muss mit Konsequenzen rechnen. Der beglaubigt die Frohe Botschaft von der Geburt des Messias mit seinem eigenen Leben.

Und es gibt noch einen weiteren Zusammenhang zwischen der Geburt des Messias und dem Tod des Stephanus: Als Christinnen und Christen glauben wir daran, dass jene, die Jesus Christus nachfolgen, im Tod nicht sterben, sondern neu geboren werden. So feiern wir also heute ein zweites Geburtsfest, ein Fest der Geburt hinein in das ewige Leben.

 

Fragen und Impulse:

 

1. Jesus spricht davon, dass Konflikte, die aus der Nachfolge entstehen, sogar Familien entzweien können. Wo erlebe ich heute Konflikte, die daraus entstehen, dass jemand versucht, das Evangelium konsequent umzusetzen? Oder gibt es solche Konflikte heute nicht mehr?

2. "Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden." Was bedeutet diese Zusage Jesu für mich? Habe ich schon erlebt, dass der "Geist des Vaters" durch mich spricht?

3. "Zeugnis ablegen" für das Evangelium - das ist die Aufgabe der Christinnen und Christen.
Wie kann ich in meinem Alltag Zeugnis für das Evangelium ablegen?

 

Text - Gebet:

 

Wie kann ich glauben

Wie kann ich glauben,
wenn ich keine Beweise habe,
sondern nur das,
was mir die Zeugen erzählen?

Kann ich ruhig glauben,
was die Zeugen erzählen,
oder muss ich zweifeln,
ob sie die Wahrheit sagen?

Aber wie sollte ich glauben,
dass das, was die Zeugen erzählen,
nicht die Wahrheit ist?

Soll ich vielleicht glauben,
die Zeugen, die sich für ihr Zeugnis erschlagen, erstechen, verbrennen,
und den wilden Tieren zum Fraß vorwerfen ließen,
hätten all das,
was sie auf sich genommen haben,
nur um eines Hirngespinstes willen
auf sich genommen?

Josef Dirnbeck

 

Der Beistand des Heiligen Geistes

Der Beistand des Heiligen Geistes
nimmt dem, dem er beisteht,
die Mühe des Stehens
und Durchstehens
nicht ab.
Aber er erhöht das Stehvermögen.

Josef Dirnbeck

 

Lebendiges Evangelium Druckversion Dezember 2011
Dezember2011 November 2011