Lebendiges Evangelium November 2012

Gottesdienst zum Thema "Klug kaufen"
St. Thomas, Straßburg, 20.10.2012
Friedbert Böser
Diözesanpräses Freiburg

Lied: Wo zwei oder drei (415)

Begrüßung

Lied:
In Ängsten die einen (237)

Gemeinsames Gebet:
Ich glaube an Gott, der diese wunderbare Welt ins Dasein gerufen hat - und sie bis zum Ende aller Zeiten in seiner großen Liebe trägt.
Er hat den Planeten Erde in unsere Hände gegeben, damit wir ihn bebauen und hüten.

Ich glaube an Jesus Christus, den Bruder aller Menschen - und Herrn aller Herren. In seinen heilenden Worten und befreienden Taten ist das Reich Gottes angebrochen.
Er ist für uns gestorben und auferstanden, damit wir die LIEBE leben und GERECHTIGKEIT tun.

Ich glaube an den Geist Gottes, der auch heute zu uns spricht. In den Zeichen der Zeit gibt er uns Hinweise für unser Handeln.
Ich hoffe auf die Vollendung der Schöpfung und erwarte einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen die Gerechtigkeit wohnt.
Amen.

Lied:
Liebe ist nicht nur ein Wort (281)

 

Bibeltext: Dtn 8,7-18

Wenn der Herr, dein Gott, dich in ein prächtiges Land führt, ein Land mit Bächen, Quellen und Grundwasser, das im Tal und am Berg hervorquillt, ein Land mit Weizen und Gerste, mit Weinstock, Feigenbaum und Granatbaum, ein Land mit Ölbaum und Honig, ein Land, in dem du nicht armselig dein Brot essen mußt, in dem es dir an nichts fehlt, ein Land, dessen Steine aus Eisen sind, aus dessen Bergen du Erz gewinnst; wenn du dort ißt und satt wirst und den Herrn, deinen Gott, für das prächtige Land, das er dir gegeben hat, preist, dann nimm dich in acht und vergiß den Herrn, deinen Gott, nicht, mißachte nicht seine Gebote, Rechtsvorschriften und Gesetze, auf die ich dich heute verpflichte.

Und wenn du gegessen hast und satt geworden bist und prächtige Häuser gebaut hast und sie bewohnst, wenn deine Rinder, Schafe und Ziegen sich vermehren und Silber und Gold sich bei dir häuft und dein gesamter Besitz sich vermehrt, dann nimm dich in acht, daß dein Herz nicht hochmütig wird und du den Herrn, deinen Gott, nicht vergißt, der dich aus Ägypten, dem Sklavenhaus, geführt hat; der dich durch die große, furchterregende Wüste geführt hat, durch Feuernattern und Skorpione, durch ausgedörrtes Land, wo es kein Wasser gab; der für dich Wasser aus dem Felsen der Steilwand hervorsprudeln ließ; der dich in der Wüste mit dem Manna speiste, das deine Väter noch nicht kannten, und der das alles tat, um dich gefügig zu machen, dich zu prüfen und dir zuletzt Gutes zu tun. Dann nimm dich in acht und denk nicht bei dir: Ich habe mir diesen Reichtum aus eigener Kraft und mit eigener Hand erworben. Denk vielmehr an den Herrn, deinen Gott: Er war es, der dir die Kraft gab, Reichtum zu erwerben, weil er seinen Bund, den er deinen Vätern geschworen hatte, so verwirklichen wollte, wie er es heute tut.

Lied: Wenn einer alleine träumt (385)

 

KAB-Bundesverbandstag 2011 in Würzburg, ‚Unsere Ziele', 21:

Als Bewegung für soziale Gerechtigkeit müssen wir uns für eine neue Form des Wirtschaftens einsetzen. Nachhaltige Entwicklung verlangt ein neues Denken.
Effizienz, Suffizienz und Konsistenz sind dabei untrennbar miteinander verbunden. Effizienz heißt: deutliche Senkung des Ressourcenverbrauchs; Suffizienz bedeutet Maßhalten und Genügsamkeit bei der Inanspruchnahme der sozialen Mitwelt und Schöpfung; Konsistenz verweist auf das Ziel, den Umstieg auf eine solare Wirtschaft und eine vernetzte Kreislaufwirtschaft zu schaffen.
Nur eine in diese Richtung gehende nachhaltige Entwicklung schafft ein Gleichgewicht von zukunftsfähiger Ökonomie, sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Erneuerung. Zukunftsfähig ist eine Wirtschaftsweise, die den Prinzipien der Individualität, Solidarität, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit gleichermaßen Rechnung trägt - und dabei der Beseitigung von Hunger und Armut Vorrang einräumt.

 

Papst Benedikt XVI: Enzyklika ‚Caritas in veritate' 2009, 66:

Gerade in Zeiten wie denen, die wir erleben, in denen die Kaufkraft sich verringern könnte und man sich beim Konsum mäßigen sollte, ist es auch im Bereich des Erwerbs notwendig, andere Wege zu beschreiten, wie zum Beispiel die Formen von Einkaufskooperativen wie die Konsumgenossenschaften, die seit dem neunzehnten Jahrhundert auch dank der Initiative von Katholiken tätig sind.

Ferner ist es nützlich, neue Formen der Vermarktung von Produkten, die aus unterdrückten Gebieten der Erde stammen, zu fördern, um den Erzeugern einen annehmbaren Lohn zu sichern unter der Bedingung, daß es sich wirklich um einen transparenten Markt handelt, daß die Erzeuger nicht nur eine höhere Gewinnspanne, sondern auch eine bessere Ausbildung, Professionalität und Technologie erhalten.

Eine wirksamere Rolle der Verbraucher ist als Faktor einer wirtschaftlichen Demokratie wünschenswert.

Lied: Jetzt ist die Zeit (252)

 

Gemeinsames Gebet:
Gott, sende deinen Geist aus und erneuere das Antlitz der Erde. Gib uns die Einsicht in die Zusammenhänge, die deine gute Schöpfung zerstören. Hilf uns, umzukehren in unserem eigenen Verhalten, und gib uns den Mut, mit Nachdruck für eine Veränderung unserer lebensfeindlichen Wirtschaftsweise einzutreten.

Vater Unser - Segen

 

Lebendiges Evangelium Druckversion November 2012
Lebendiges Evangelium Oktober 2012

"Prekär, arbeitslos und aussichtlos" - wie Christus dem Menschen begegnet
Zum 30.Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B am Sonntag, den 28.Oktober
Markus 10,46 - 52
Erwin Helmer
Diözesanpräses Augsburg

Schrifttext:

46 Sie kamen nach Jericho. Als Jesus mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho wieder verließ, saß an der Straße ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus.

47 Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir!

48 Viele wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!

49 Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich.

50 Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu.

51 Und Jesus fragte ihn: Was soll ich dir tun? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte wieder sehen können.

52 Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg.

 

Hinweise zum Text:


Zu Vers 47: "Sohn Davids", das ist der Hoheitstitel des verheißenen Messias. Der Bettler verwendet ihn und zeigt damit seine Erkenntnis.

Zu Vers 51: "Rabbuni" ("Mein Meister") ist eine ehrfurchtsvollere Anrede als das schlichte "Rabbi".

 

Fragen zum Gespräch:

1. Was spricht mich in diesem Text an?

2. Jesus zeigt uns den Weg der Barmherzigkeit auf. Wie geht Jesus mit diesem Menschen um? Was nimmt Jesus wahr an diesem bedauernswerten Menschen? Wie begegnet er ihm? Wie hilft er ihm?

3."Der erste Weg der Kirche ist der Mensch." Dieses Wort prägte Papst Johannes Paul II. Was bedeutet das heute für uns? Für die Welt der Arbeit? Für die Kirche? Auf dem Weg in die Glaubens- und Aktionsgemeinschaft der KAB?

4. Christus sagt: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." Wo wird für uns in der KAB diese "Wahrheit" konkret? In welchen Zielen? In welchen Begegnungen? In welchen Aktionen?

 

Impulstexte

Klagepsalm eines Langzeitarbeitslosen

Mein Gott, hast Du mich jetzt komplett verlassen?
Ich bin ohne Arbeit, ohne Perspektive, ohne Geld.
Für mich gibt es keine Zukunft mehr.
Sie haben mich abgeschrieben.
Die Arbeitsagentur geht mir auf die Nerven,
Papierkram ohne Ende und kein einziges Vermittlungsangebot.
Die Absagen kann ich gar nicht mehr zählen.
Aber ich kann Dir erzählen,
dass mit jeder Absage ein Stück Hoffnung verloren geht.
Gehe ich auf die Straße,
so spüre ich eine eisige Kälte,
und böse Blicke, die mich verfolgen.
Werkverträge, Leiharbeit, 1-Euro-Kraft.
Ist das wirklich sozial, was Arbeit schafft?
Wie lange noch, Gott, mutest Du mir das noch zu?
Ich kann kaum mehr schlafen.
Habe ich denn nicht genug gelitten?
Irgendwann reicht`s doch.

Manchmal habe ich doch noch Hoffnungsschimmer:
Mein 1-Euro-Job gibt mir wenigstens einen geregelten Tagesablauf.
Das Gefühl gebraucht zu sein, hilft mir im Moment.
Immerhin steht meine Familie hinter mir.
Eigentlich weiß ich, Gott, Du stehst mir bei!
Immer wieder habe ich es erfahren.
Zieh mich raus aus dem Schlamassel.
Gib mir Kraft, gib mir Leben.
Ich weiß, Du stehst mir bei!

 

In Deutschland steigt die Ungleichheit stark an:
"Die systembedingte Zunahme der Ungleichheit unter Gesellschaftsgruppen innerhalb eines Landes und unter den Bevölkerungen verschiedener Länder bzw. das massive Anwachsen der relativen Armut, neigt nicht nur dazu, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu untergraben, und bringt auf diese Weise die Demokratie in Gefahr. Auch auf wirtschaftlicher Ebene wirkt sie sich negativ aus."

Benedikt XVI, Caritas in veritate Nr. 32

 

Lebendiges Evangelium Druckversion Oktober 2012
Lebendiges Evangelium September 2012

23. Sonntag im Jahreskreis B (9.9.2012)
Charles Borg-Manche
Diözesanpräses München

Schrifttext:

Jesaja Kapitel 35,4-7a

4 Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer Gott! Die Rache Gottes wird kommen und seine Vergeltung; er selbst wird kommen und euch erretten.

5 Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, auch die Ohren der Tauben sind wieder offen.

6 Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzt auf. In der Wüste brechen Quellen hervor und Bäche fließen in der Steppe.

7 Der glühende Sand wird zum Teich und das durstige Land zu sprudelnden Quellen.

 

Hinweise zum Text:


- Bei diesem Kapitel 35 im Buch Jesaja handelt es sich um eine Heilsankündigung. Es geht dem Propheten darum, dem verzweifelten Volk Israel Mut zu machen, nicht in Hoffnungslosigkeit zu versinken, sondern wieder Vertrauen zu Jahwe zu fassen: "Seht, hier ist euer Gott... er selbst wird kommen und euch erretten!" Was Israel aus der Not befreien wird, ist das Kommen Gottes. Der Name Jesaja bedeutet: "Jahwe ist Rettung!"

-"Fürchtet euch nicht!" Diese Aufforderung kommt in der Bibel unzählige Male vor. Sie sagt den unverbrüchlichen Beistand Gottes zu. Denn Gottes Nähe verbannt die Angst.

-"Die Rache Gottes wird kommen und seine Vergeltung": Der Begriff "Rache" stammt wohl aus der Rechtssprache. Er meint, ein begangenes Unrecht werde durch Bestrafung ausgeglichen und dadurch aufgehoben, so dass das alte rechtmäßige Verhältnis wieder hergestellt ist. Rechtmäßig ist, dass Jahwes Volk in Jahwes Land lebt. Um diesen ursprünglichen Zustand wiederherzustellen, straft Gott die Feinde Israels, die er zur Freilassung der Verschleppten zwingt. Wenn Gott die Rache, die Beseitigung des Unrechts, in seine Hand nimmt, entlastet er den Menschen und bewahrt ihn dann davor, selbst Rache zu nehmen. Mit Gott kommt die Vergeltung, d.h. die Vollendung, die in der Rettung des Volkes aus größter Not besteht.

- Vv. 5 - 7: Diese Befreiung des Volkes wirkt sich nicht nur auf den Menschen, sondern auch auf die Natur aus. Wenn Gottes Rettung Wirklichkeit wird, werden tatsächlich die körperlichen Gebrechen verschwinden - der Mensch wird wieder heil, ganz. Aber auch die Natur wird dann gesunden und neues Leben hervorbringen. Die Wüste, die im Orient als Zeichen der Verödung und der Gefahr erlebbar ist, wird in einem wasserreichen Garten verwandelt - Zeichen von Leben im Überfluss. Wo Gott dem Menschen nahe kommt, wird sich jede Wüste der Verzweiflung in eine lebensspendende Quelle der Hoffnung verwandeln.

 

Fragen zum Gespräch:

- Wie wirkt dieser Bibeltext auf mich persönlich?

- In welchen Situationen erlebe ich Verzagtheit, Resignation, Lähmung?

- Was hilft mir, wieder auf die Beine zu kommen, wieder Mut zu fassen?

- Wo sind wir als KAB-Gruppe, als Christengemeinde blind und taub für die Ängste und Leiden der Menschen in unserem Umfeld? -

Welche konkrete Aktion wollen wir heute in die Wege leiten, um diese Blindheit und Taubheit zu überwinden und den Verzagten vor Ort Mut zu machen?

 

Impulstexte

Die Hoffnung

die hoffnung geht zu fuß
die hoffnung strampelt auf dem rad
die hoffnung fährt mit der bahn
die hoffnung guckt wolken nach
die hoffnung grüßt den mond
die hoffnung findet zeit
die hoffnung verteidigt igel und bäume
die hoffnung versteckt asylanten
die hoffnung kauft im drittweltladen ein
die hoffnung fällt und erhebt sich wieder
die hoffnung steigt über berge
die hoffnung durchschwimmt das meer
die hoffnung bleibt neugierig
die hoffnung entdeckt zusammenhänge
die hoffnung sucht verbündete
die hoffnung kann entbehren
die hoffnung weiß zu genießen
die hoffnung schürt das feuer der liebe
die hoffnung kann wütend werden
die hoffnung kann traurig sein
die hoffnung lacht subversiv
die hoffnung kämpft für das recht des andern
die hoffnung feiert und tanzt
die hoffnung macht zärtlich
die hoffnung hat nichts
die hoffnung will alles
die hoffnung betet um das reich gottes

Aus: kurt marti, gott gerneklein. gedichte. im radius verlag, stuttgart 1995


Textauszüge aus dem Beschluss der Würzburger Synode "Unsere Hoffnung" (1972-75):

"Die Verheißungen des Reiches Gottes sind nicht gleichgültig gegen das Grauen und den Terror irdischer Ungerechtigkeit und Unfreiheit, die das Antlitz des Menschen zerstören. Die Hoffnung auf diese Verheißung weckt in uns und fordert von uns eine gesellschaftskritische Freiheit und Verantwortung, die uns vielleicht nur deswegen so blass und unverbindlich, womöglich gar so "unchristlich" vorkommt, weil wir sie in der Geschichte unseres kirchlichen und christlichen Lebens so wenig praktiziert haben. Und wo die Unterdrückung und Not sich - wie heute - ins Weltweite steigern, muss diese praktische Verantwortung unserer Hoffnung auf die Vollendung des Reiches Gottes auch ihre privaten und nachbarschaftlichen Grenzen verlassen können. Das Reich Gottes ist nicht indifferent gegenüber den Welthandelspreisen!" (Ziff. 6)

"Keiner hofft für sich allein. Denn die Hoffnung, die wir bekennen, ist nicht vage schweif-ende Zuversicht, ist nicht angeborener Daseinsoptimismus; sie ist so radikal und so anspruchsvoll, dass keiner sie für sich allein und nur im Blick auf sich selber hoffen könnte...Gottes Reich zu hoffen wagen - das heißt immer, es im Blick auf die Anderen zu hoffen und darin für uns selbst. Erst wo unsere Hoffnung für die Anderen mit hofft, wo sie also unversehens die Gestalt und die Bewegung der Liebe und der Communio annimmt, hört sie auf, klein und ängstlich zu sein und verheißungslos unseren Egoismus zu spiegeln." (Ziff. 8)

 

Gebet

Guter Gott,
du hast dich ausgesprochen im Wort des Lebens,
in Jesus, deinem Sohn, unserem Bruder und Freund.
Wir kommen zu dir mit unserer Taubheit
und unserem Stummsein.

Tu uns die inneren Ohren auf.
Lass uns verstehen und annehmen,
was in uns selber vorgeht.
Lass uns Menschen finden,
die uns zuhören.
Lass uns hören, was sie uns sagen wollen.

Lehre uns Worte zu sprechen,
die nicht die Wahrheit verschleiern und lügen,
sondern die helfen und heilen.

Löse die Taubstummheit in unserer Weltgesellschaft.
Lass den Dialog in den Überlebensfragen der Menschheit gelingen,
damit nicht Interessen und Macht eine menschliche Zukunft blockieren,
sondern Gerechtigkeit und Frieden für Alle möglich werden.

(aus Ferdinand Kerstiens,: "Wachsame Geduld - Zeit für Entscheidung" - Glaubenswege durch das Lesejahr B, Exodus-Verlag)

 

Juli 2012 Juni 2012
Lebendiges Evangelium Druckversion September 2012
Lebendiges Evangelium August 2012

21. Sonntag im Jahreskreis (B)
Christian Eilers
Diözesanpräses Osnabrück

Schrifttext:

Johannes 6, 60-69

In jener Zeit

60 sagten viele der Jünger Jesu, die ihm zuhörten: Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören?

61 Jesus erkannte, dass seine Jünger darüber murrten, und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß?

62 Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn hinaufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war?

63 Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben.

64 Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wusste nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde.

65 Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist.

66 Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher.

67 Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen?

68 Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.

69 Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.

 

Hinweise zum Text:


Diesem Text geht unmittelbar die Rede über das Himmelsbrot voraus (vgl. Joh. 6,22-59). Die Jünger sind unzufrieden mit Jesu Worten. Der Text trägt die Zwischenüberschrift "Spaltung der Jünger". Sie wollen nicht glauben, was Ihr Freund da sagt. Der Unglauben der Jünger ist deutlich zu spüren und drückt sich in V 6,60 aus: "Was er sagt ist unerträglich."

In V 62 versucht Jesus die Jünger nochmal zu überzeugen, dass Sie erst verstehen, wenn das unfassbare Wirklichkeit wird. Wenn Jesus zum Vater zurückkehrt.

Jesus stellt in V 63 nochmal dar, dass der Glaube die Grundlage bildet. Ohne den Geist können die Jünger vieles nicht verstehen. Wenn Geist und Fleisch eins sind, dann wird das Wort lebendig. Die Jünger, die nicht wirklich glauben können und sein Wort nicht verstehen, müssen zwangsläufig die Nachfolge aufgeben.

Jesus spricht in V 67 ganz gezielt die "Zwölf" an. Zwölf als Erinnerung an die Zwölf Stämme Israel. …"Die guten alten Zeiten des Jakob mit seinen zwölf Söhnen (vgl. Gen 29,31-30,24; 35,22-26; 49,1-27.28; Ex 24,4) bis zur Königzeit der beiden Könige David und Salomo über die zwölf Stämme Israels in Erinnerung zu rufen."… [Manfred Diefenbach].

Simon Petrus beantwortet diese Frage. (V.68) Er nimmt an dieser Stelle die "Sprechrolle" für die Zwölf ein. Für Simon Petrus ist klar, dass es keinen anderen Ort gibt, als bei Jesus zu bleiben. Damit bekundet Petrus: Wir haben verstanden, dass Du der Sohn Gottes bist. Damit sich die Schrift erfüllt, muss Jesus wieder heim zum Vater. Für Simon Petrus und dem Rest der Zwölf ist es völlig unverständlich, dass die anderen Jünger so reagieren. Dies drückt sich in dem Satz "Du hast Worte des ewigen Lebens" aus. "Du" könnte auch "Nur du" heißen und damit ist klar, die Zwölf sind sich Ihrer Sache - ihrem Weg - sicher.

 

Fragen:

  • Wo finde ich mich wieder?
  • Wie passt der Text in unsere heutige Zeit?
  • Gibt es Parallelen zur Arbeitswelt?
  • Welche Gründe haben Menschen, auch heute Jesu und seine frohe Botschaft abzulehnen?
  • Bleiben wir, wie die "Zwölf", trotzdem dabei: "Herr, zu wem sollen wir gehen?
  • Du hast Worte des ewigen Lebens
  • Lassen wir die anderen "Jünger" auch heute "ihren Weg" gehen.

Lied

Herr, unser Herr, wie bist du zugegen

1. Herr, unser Herr, wie bist du zugegen
und wie unsagbar nah bei uns.
Allzeit bist Du um uns in Sorge,
in deiner Liebe birgst du uns.

2. Du bist nicht fern, denn die zu dir beten,
wissen, dass du uns nicht verlässt.
Du bist so menschlich in unsrer Mitte,
dass du wohl dieses Lied verstehst.

3. Du bist nicht sichtbar für unsre Augen,
und niemand hat dich je geseh'n.
Wir aber ahnen Dich und glauben,
dass du uns trägst, das wir bestehn.

4. Du bist in allem ganz tief verborgen,
was lebt und sich entfalten kann.
Doch in allen Menschen willst du wohnen,
mit ganzer Kraft uns zugetan.

5. Herr, unser Herr, wie bist du zugegen,
wo nur auf Erden Menschen sind.
Bleib gnädig so um uns in Sorge,
bis wir in dir vollkommen sind.

Text: Huub Oosterhuis
Gotteslob Nr. 298

 

Lebendiges Evangelium Druckversion August 2012
Lebendiges Evangelium - Juli 2012
13. Sonntag im Jahreskreis
Regina Wühr
Geistliche Begleiterin Diözesanverband Augsburg

Schrifttext:

Markus 5,21-43

21 Jesus fuhr im Boot wieder ans andere Ufer hinüber und eine große Menschenmenge versammelte sich um ihn. Während er noch am See war,

22 kam ein Synagogenvorsteher namens Jaïrus zu ihm. Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen

23 und flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt.

24 Da ging Jesus mit ihm. Viele Menschen folgten ihm und drängten sich um ihn.

25 Darunter war eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt.

26 Sie war von vielen Ärzten behandelt worden und hatte dabei sehr zu leiden; ihr ganzes Vermögen hatte sie ausgegeben, aber es hatte ihr nichts genutzt, sondern ihr Zustand war immer schlimmer geworden.

27 Sie hatte von Jesus gehört. Nun drängte sie sich in der Menge von hinten an ihn heran und berührte sein Gewand.

28 Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt.

29 Sofort hörte die Blutung auf und sie spürte deutlich, dass sie von ihrem Leiden geheilt war.

30 Im selben Augenblick fühlte Jesus, dass eine Kraft von ihm ausströmte, und er wandte sich in dem Gedränge um und fragte: Wer hat mein Gewand berührt?

31 Seine Jünger sagten zu ihm: Du siehst doch, wie sich die Leute um dich drängen, und da fragst du: Wer hat mich berührt?

32 Er blickte umher, um zu sehen, wer es getan hatte.

33 Da kam die Frau, zitternd vor Furcht, weil sie wusste, was mit ihr geschehen war; sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit.

34 Er aber sagte zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein.

35 Während Jesus noch redete, kamen Leute, die zum Haus des Synagogenvorstehers gehörten, und sagten (zu Jaïrus): Deine Tochter ist gestorben. Warum bemühst du den Meister noch länger?

36 Jesus, der diese Worte gehört hatte, sagte zu dem Synagogenvorsteher: Sei ohne Furcht; glaube nur!

37 Und er ließ keinen mitkommen außer Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus.

38 Sie gingen zum Haus des Synagogenvorstehers. Als Jesus den Lärm bemerkte und hörte, wie die Leute laut weinten und jammerten,

39 trat er ein und sagte zu ihnen: Warum schreit und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur.

40 Da lachten sie ihn aus. Er aber schickte alle hinaus und nahm außer seinen Begleitern nur die Eltern mit in den Raum, in dem das Kind lag.

41 Er fasste das Kind an der Hand und sagte zu ihm: Talita kum!, das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf!

42 Sofort stand das Mädchen auf und ging umher. Es war zwölf Jahre alt. Die Leute gerieten außer sich vor Entsetzen.

43 Doch er schärfte ihnen ein, niemand dürfe etwas davon erfahren; dann sagte er, man solle dem Mädchen etwas zu essen geben.

 

Hinweise zum Text:


Markus schildert die Auferweckung eines 12-jährigen Mädchens. Damit verknüpft ist die Erzählung von der Heilung einer Frau, die seit 12 Jahren an Dauerblutungen leidet. Oft wird in Kommentaren darauf hingewiesen, dass Jesus sich hier gegen die gegen die rigiden alttestamentlichen Reinheitsvorschriften wende. Denn unrein wurde, wer eine/n Tote/n berührte (Numeri 19,11); unrein wurde auch, wer mit Unreinem, seien es nun Dinge oder Menschen in Berührung kam und hinderten die Betreffenden an der vollen Teilnahme am sozialen Leben. Blutungen machten eine Frau und auch alles, mit dem sie in Berührung kam, unrein (vgl. Levitikus 15). Auch die Einheitsübersetzung weist in ihrer einzigen Fußnote unter dem (Matthäus-)Text darauf hin. Doch von Unreinheit ist in diesem Text nicht die Rede, während sie an anderen Stellen sehr wohl thematisiert wird!

Worum geht es also?


Blut steht für Leben schlechthin, nicht nur im Kontext der biblischen Texte (vgl. Genesis 9,6), sondern auch in unserem heutigen Sprachgebrauch (vgl. "mit Herzblut, blutleer"). Wer verblutet, stirbt. Die Verse 25 und 26 schildern eindringlich das Leiden der Frau: 12 Jahre schon leidet sie an Blutungen, fließt ihr Leben, ihre Kraft, ihr Vermögen dahin (vgl. die "Burn-out"-Syptomatik unserer Tage)…
Vers 30: das griechische Wort für Kraft ist "dynamis" und bedeutet " bewegende Kraft, Macht, Energie, Ausstrahlung," eben "Dynamik"; "er wandte sich um: die Formulierung erinnert an Gen 16,13: "Gott, der nach mir schaut".

Vers 33:
wenn Menschen diese göttliche Kraft an sich erfahren, sind sie zutiefst erschüttert; davon erzählt die Hl. Schrift an vielen Stellen. Hier wird diese Erfahrung mit "zitternd vor Furcht" beschrieben. Der Grund für das Zittern der Frau liegt eben nicht in der Übertretung des Reinheitsgesetzes, sondern weil sie die Heilung ihrer bis dahin unheilbaren Krankheit erfahren hat (Vers 29)! Diese geschah dadurch, dass sie aufgrund ihres großen Vertrauens (Vers 28) in Berührung mit Jesus kam. So wird sie zur "Tochter" Jesu, d.h. sie kann wegen ihres Glaubens wieder aus der Fülle des Lebens schöpfen, daran teilnehmen und dies auch anderen ermöglichen (vgl. auch Markus 2,5).

Gleiches gilt auch für das Mädchen, die Tochter des Jairus. Nach 12 Jahren steht das Mädchen auf der Schwelle zum Frausein und wird nach damaligem Brauch schon bald verheiratet werden. Dafür war der Vater rechtlich zuständig und verantwortlich, wie auch für ihren Schutz. Die Verse 22 bis 23 zeigen einen verantwortungsbewussten und fürsorglichen Vater, der sein Vertrauen zu Jesus ("fiel ihm zu Füßen") und die Sorge um seine Tochter ("flehte ihn an") offen zeigt und von Jesus in seinem Glauben bestärkt wird (Vers 36). Von Jesus an die Hand genommen steht das Mädchen ins Leben auf, "stellt" sich ihm und kehrt wieder in die soziale Gemeinschaft (Vers 40) zurück, die ihr "zu essen geben" wird (Verse 41 bis 43).

Fragen zum Gespräch:

Was berührt mich/uns besonders an diesem Evangelium?

Welche Leidensgeschichten von Frauen und Mädchen im privaten Bereich, am Arbeitsplatz, in der Gesellschaft, weltweit fallen mir/uns ein?

Wie können wir unsere Verantwortung als Einzelne/als KAB wahrnehmen und in der Nachfolge Jesu den betroffenen Frauen und Mädchen beistehen und helfen? (Gegebenenfalls Projekt überlegen)

Abschluss

Lied aus QuerBeet 1, Liederbuch der Jugendbildungsstätte Waldmünchen, S.45

Herr, wir bitten, komm und segne uns; lege auf uns deinen Frieden.
Segnend halte Hände über uns. Rühr uns an mit deiner Kraft. (KV)

1. In die Nacht der Welt hast du uns gestellt, deine Freude auszubreiten. In der Traurigkeit, mitten in dem Leid, lass uns deine Boten sein.

2. In die Schuld der Welt hast du uns gestellt, um vergebend zu ertragen, dass man uns verlacht, uns zu Feinden macht, dich und deine Kraft verneint.

3. In den Streit der Welt hast du uns gestellt, deinen Frieden zu verkünden, der nur dort beginnt, wo man, wie ein Kind, deinem Wort Vertrauen schenkt.

4. In das Leid der Welt hast du uns gestellt, deine Liebe zu bezeugen. Lass uns Gutes tun und nicht eher ruh´n, bis wir dich im Lichte seh´n.

5. Nach der Not der Welt, die uns heute quält, willst du deine Erde gründen, wo Gerechtigkeit und nicht mehr das Leid deine Jünger prägen wird.

Text und Musik: Peter Strauch

 

Lebendiges Evangelium Druckversion Juli 2012
Lebendiges Evangelium - 17. Juni 2012
Lesejahr B, Mk 4, 26 - 34
Peter Hartlaub
Diözesanpräses
Würzburg

Text:

Johannes 15,26.27; 16,12-15:

26 Er sagte: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät;

27 dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie.

28 Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre.

29 Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da.

30 Er sagte: Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben?

31 Es gleicht einem Senfkorn. Dieses ist das kleinste von allen Samenkörnern, die man in die Erde sät.

32 Ist es aber gesät, dann geht es auf und wird größer als alle anderen Gewächse und treibt große Zweige, sodass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können.

33 Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen konnten.

34 Er redete nur in Gleichnissen zu ihnen; seinen Jüngern aber erklärte er alles, wenn er mit ihnen allein war.

 

Zugänge zum Text:

1Mit einer Reihe von drei Gleichnissen, in denen es jeweils um das Säen bzw. die Saat geht, will der Evangelist Markus seinen Zuhörern erschließen, was es mit dem Reich Gottes auf sich hat. Diese Gleichnisse sind direkt aus dem Leben der Kleinbauern gegriffen. Jeder seiner Zuhörer konnte ihn verstehen, denn Jesus kannte ihre Lebenssituation aus eigenem Erleben.

Jesus vergleicht das Wachstum des Reiches Gottes mit dem Wachstum der Saat. Das beginnt mit dem Gleichnis vom Sämann. Jesus sagt von sich: Ich säe meine Frohe Botschaft unter den Menschen aus, voller Liebe und voller Schwung, weil jetzt die Zeit dafür reif ist, sie aus zu säen. Und ich habe volles Vertrauen darauf, dass Gott diese Botschaft Frucht bringen lässt, auch wenn sie auf ungünstige Bedingungen fällt.

"Aber was ich zu sagen habe, das säe ich aus, sei's gelegen oder ungelegen! So schwungvoll, wie ich nur kann, und ich kümmere mich nicht ängstlich darum, ob und wo die Saat aufgeht oder nicht! Ich pflüge nicht erst eure Herzen und steche nicht erst die Disteln aus euren Köpfen, ich stecke nicht erst sorgsam die Grenzen ab zu euren festgetretenen Trampelpfaden und prüfe nicht erst, ob ihr auch genug Tiefe habt. Die Zeit ist da, zu sagen, was ich zu sagen habe! und ich weiß sicher: Was ich aussäe, wird Frucht bringen! Reiche, schier unglaublich reiche Frucht! Weil, was ich aussäe, Wahrheit ist."
(Aus: Reinhard Körner: Jesus für Kleinbauern und solche, die es werden wollen; 4. Auflage, Münsterschwarzach 2010, S.30)

Diese Aussage vertieft Jesus in den beiden Gleichnissen, die wir heute lesen.

Die Frucht geht von alleine auf, weil die Saat in sich die Kraft hat, Frucht zu bringen.

Die Frucht ist wie die Senfpflanze, die damals in Israel wild und reichlich gewachsen ist, und die bis zu drei Metern hoch werden konnte. Aus etwas ganz Kleinem, aus dem Samenkorn des Glaubens, das Jesus in uns Menschen hinein legt, kann etwas wachsen, das anderen Menschen Lebensraum und Lebenskraft gibt so wie die Senfpflanze den Vögeln Heimat bietet.

 

Fragen und Impulse:

1. Wo sehe ich in meiner Umgebung, dass etwas von den Werten des Evangeliums wächst?
Was nehme ich wahr an Hoffnungszeichen, an Glauben, an Solidarität?
Wo fällt mir das auf, vielleicht sogar da, wo scheinbar nichts wachsen kann?
Wo wächst etwas Neues in der Kirche?
Wo in der KAB?
Welche Entwicklungen, klein wie ein Senfkorn, machen mir Mut?

2. "Die Erde bringt von selbst ihre Frucht!"
Diesem Wissen und Vertrauen entspricht die Tugend der Geduld, das Warten-Können, bis sich Menschen und Dinge von selber entwickeln.
Wie viel Geduld habe ich mit den Menschen um mich herum?
In der KAB, in der Kirche, in meiner Familie, an meinem Arbeitsplatz?
Wie steht es um meine Geduld mit mir selber?
Wo, bei wem fällt es mir schwer, Geduld zu haben?
Welche positiven Erfahrungen habe ich mit der Geduld, mit dem Warten-Können?

3. Viele Menschen resignieren, weil sie zuerst wahrnehmen,
warum die Saat nicht wachsen kann und dabei übersehen,
wo die Saat keimt.
Wie gehe ich mit Resignation um?
Was gibt mir Hoffnung?
Was tue ich, um die Hoffnung in mir und in meiner Umgebung lebendig zu halten?

 

Impulstexte:

Missverständnis

Die Jünger Jesu sollen sein,
das steht geschrieben:
die Hefe im Teig,
das Licht in der Welt,
die Stadt auf dem Berge.
Aber nicht:
die Axt im Walde,
das Haar in der Suppe,
die Made im Speck.
("Lothar Zenetti aus: Bergpredigt - Biblische Texte verfremdet, Calwer/Kösel Verlag)

Meditation:
"Ihr seid das Licht der Welt. Ihr seid das Salz der Erde."

Licht leuchtet nicht nur,
es zieht an.
Lass uns Licht sein,
dein Licht,
das viele anzieht.
Dürfen wir Salz sein,
dann wollen wir einander das Leben vor dem Schalwerden bewahren
und deine Zeugen sein.

(Heide Schwesinger aus: Friede durch dich - Gedanken zum Gottesdienst der Sonntage und Feste, Verlag Butzen und Bercker, Kevelaer)

 

Text und Gebet:

Kleines Senfkorn Hoffnung

Kleines Senfkorn Hoffnung, mir umsonst geschenkt.
Werde ich Dich pflanzen, dass Du weiter wächst.
Dass Du wirst zum Baume, der uns Schatten wirft.
Früchte trägst für alle, alle, die in Ängsten sind.

Kleiner Funke Hoffnung, mir umsonst geschenkt.
Werde ich Dich nähren, dass Du überspringst.
Dass Du wirst zur Flamme, die uns leuchten kann.
Feuer schlägt in allen, allen, die im Finstern sind.

Kleine Münze Hoffnung, mir umsonst geschenkt.
Werde ich Dich teilen, dass Du Zinsen trägst.
Dass Du wirst zur Gabe, die uns leben lässt.
Reichtum selbst für alle, alle, die in Armut sind.

Kleine Träne Hoffnung, mir umsonst geschenkt.
Werde ich Dich weinen, dass Dich jeder sieht.
Dass Du wirst zur Trauer, die uns handeln macht.
Leiden lässt mit allen, allen, die in Nöten sind.

Kleines Sandkorn Hoffnung, mir umsonst geschenkt.
Werde ich Dich streuen, dass Du manchmal bremst.
Dass Du wirst zum Grunde, der uns halten lässt.
Neues wird mit allen, allen, die in Zwängen sind.

Hoffnung ist nicht die Überzeugung dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.

Hoffnung ist nicht dasselbe wie die Freude darüber, dass sich die Dinge gut entwickeln. Sie ist auch nicht die Bereitschaft, in Unternehmen zu investieren, deren Erfolg in naher Zukunft absehbar ist.

Hoffnung ist vielmehr die Fähigkeit, für das Gelingen einer Sache zu arbeiten.

Hoffnung ist auch nicht dasselbe wie Optimismus. Sie ist nicht die Überzeugung, dass etwas klappen wird, sondern die Gewissheit, dass etwas seinen guten Sinn hat - egal, wie es am Ende ausgehen wird.

Diese Hoffnung alleine ist es, die uns die Kraft gibt zu leben und immer wieder neues zu wagen, selbst unter Bedingungen, die uns vollkommen hoffnungslos erscheinen. Das Leben ist viel zu kostbar, als dass wir es entwerten dürften, indem wir es leer und hohl, ohne Sinn, ohne Liebe und letztlich ohne Hoffnung verstreichen lassen.

 

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