Reich Gottes - eine Leitidee

Reich Gottes

Reich Gottes eine Leitidee für die Gestaltung der Welt.

Vorschläge für die Gestaltung des lebendigen Evangeliums (monatlich geplant)

Januar: Brauchen die Armen eine gute Nachricht?

Februar: Gerechtigkeit schafft Frieden 

März: Gottes Lebensspendende Hände (Powerpoint)

April:  Den Menschen nahe

Mai: Vergeben

Juni: Kein Weltfriede ohne Religionsfriede (Aktionskreis der KAB)

Juli: Müssen Arme  früher sterben? (Aktionskreis der KAB)

August: Ein altes Grundgesetz und Moral heute  

September: "Euer Reichtum verfault"

Oktober: Um Jesu willen alles verlassen

November: Ihr dürft die Armen nicht ausbeuten (Amos 8)

Reich Gottes

Das Reich Gottes ist eine wichtige Botschaft der Bibel, sowohl des 1. als auch des Neuen Testamentes, dort ist es geradezu die Mitte der Botschaft Jesu. Es ist in ihm gekommen, es sit verborgen unter uns, es soll unsere Antriebskraft sein, uns für Gerechtigkeit und Frieden auf der Welt einzusetzen. Es ist eine Leitidee für die Gestaltung der Welt.

Literatur: Urs Eigemann, Das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit für die Erde, die andere Vision vom Leben (Luzern 1998)

Reich Gottes eine Leitidee für die Gestaltung der Welt.

Welche Leitidee der Welt haben wir Christen

Die Leitidee vom Reich Gottes

Hinführung

Vielleicht hilft die Unterscheidung der Begriffe wie U. Beck sie vorlegt (U. Beck, Was ist Globalisierung..., Frankfurt a.M.1997) weiter. Globalität heißt dann, wir leben schon längst in einer globalen Welt, dahinter gibt es kein zurück mehr. Globalisierung ist der Versuch, die Weiterentwicklung der Globalität zu steuern durch internationale und nationale Aktivitäten, Globalismus meint die vorherrschende Ideologie für den Weltmarkt, den Neoliberalismus mit seiner Tendenz zum Abbau des Sozialen, ist gewissermaßen eine weite verbreitete Leitidee der Globalität.

Ein völliger Rückzug in die kleine Lebenswelt kann keine Antwort sein. Wir müssen uns schon deutlicher fragen, wie wir zu einer globalen Welt stehen. Es geht vor allem darum, ein Gegenleitbild zum Neoliberalismus zu erarbeiten, das dann zum Handlungskriterium für uns Engagement im Prozess der Globalisierung werden kann. Wir müssen aus unserer Sicht zu „Global Players" (Mitspielern beim weltweiten Prozess) werden und dürfen dies nicht nur dem Neoliberalismus überlassen.

Unsere Leitidee ist das biblische Bild vom Reich Gottes wie es im Alten Testament entwickelt und von Jesus zur Mitte seiner Verkündigung gemacht wurde. Im Kapitel 2.5 der 1. Einheit wurde schon ausführlich bearbeitet. Es soll aber unter Rücksicht der Globalisierung noch einmal eigens dargestellt werden, dabei lässt sich manche Überschneidung nicht vermeinen.

Als Literatur sein auch hier auf Eigemann, Urs, "Das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit für die Erde, Die andere Vision vom Leben, Zürich 1998" und andere Veröffentlichungen von ihm z.B. in Hillerich, Frank Hg. U.a. "Soziale Befreiung der Pastoral, Ein Werkstattbuch der Initiative Sozialpastoral im Bistum Limburg, Limburg 1999" hingewiesen.

Das Reich Gottes hat weltweite Dimensionen. In ihm herrscht Gerechtigkeit und Frieden. Alle Völker werden in ihm friedlich versammelt sein.

In Jesus ist das Reich Gottes gekommen

Jesus nimmt Bezug auf diese messianischen Verheißungen z. B. im Lukasevangelium im 4. Kapitel.

„16 So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen, 17 reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt: 18 Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze (siehe dazu Jes 61,1f; 29,18;8,6 19) und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. 2 Dann schloss er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. 21 Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.“

Das messianische Reich hat in Jesus begonnen. Er ist der Messias. Das wird dann später im Griechischen mit Christo und im Lateinischen mit Christus wiedergegeben. Er ist der Gesalbte Gottes. Er ruft ein Gnadenjahr aus, in dem die soziale Gerechtigkeit für alle wieder hergestellt wird. Er macht seine Option für die Armen und Zerschlagenen deutlich, umfassende Heil wird er bringen. Seine Botschaft ist die Botschaft vom Reich Gottes, ein Auftrag den er an seine Jüngerinnen und Jünger weiter gibt. Dabei bezieht er sich aufs Alte Testament, auf den Propheten Jesaja:

„61:1-2: Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung, 2 damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe, einen Tag der Vergeltung unseres Gottes, damit ich alle Trauernden tröste,..."

Der Gesalbte (Messias) ist eigentlich der König, der im Auftrag Gottes eine Herrschaft der Gerechtigkeit und des Friedens aufrichten soll. Wenn der große Gesalbte kommt, dann wird die Völkerwallfahrt beginnen. Ein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens wird eingerichtet. Dies ist die große Vision des Propheten. Ohne den Hintergrund des Alten Testamentes wird man die Botschaft Jesus nur schwer verstehen können. Einige Element der Botschaft von der Herrschaft Gottes seien hier aufgezeigt.

„2:1-4 1: Das Wort, das Jesaja, der Sohn des Amos, in einer Vision über Juda und Jerusalem gehört hat. 2 Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel. Zu ihm strömen alle Völker. 3 Viele Nationen machen sich auf den Weg. Sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn, aus Jerusalem sein Wort. 4 Er spricht Recht im Streit der Völker, er weist viele Nationen zurecht. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg."

Hier ist die globale Dimension der Gerechtigkeit und des Friedens angesprochen, den Gott schaffen wird. Dies alles wird der "Herr der Heerscharen" (Zebaoth - der Mächtigste) vollbringen. Herr der Heerscharen, Herrschaft Gottes, das sind Begriffe die die gleiche Bedeutung haben. Es geht um die Königsherrschaft Gottes.

„Jesaja 25,6-8 6: Und der HERR der Heerscharen wird auf diesem Berg allen Völkern ein Mahl von fetten Speisen bereiten, ein Mahl von alten Weinen, von markigen fetten Speisen, geläuterten alten Weinen. 7 Dann wird er auf diesem Berg die Hülle verschlingen, die das Gesicht aller Völker verhüllt, und die Decke, die über alle Nationen gedeckt ist. 8 Den Tod verschlingt er auf ewig, und der HERR wird die Tränen abwischen von jedem Gesicht, und die Schmach seines Volkes wird er von der ganzen Erde hinwegtun. Denn der HERR hat geredet."

Die Vollendung wird in einem großen Völkermahl gefeiert. Aber auch der Tod wird vorbei sein und alle Tränen werden abgewischt. Das Unrecht wird nicht siegen, das ist eine tröstliche Verheißung für alle die Unrecht leiden, wenn auch die Wortwahl uns heute für Gott etwas fremd ist.

"Jesaja 35 1-10 1: Freuen werden sich die Wüste und das dürre Land, frohlocken wird die Steppe und aufblühen wie eine Narzisse. 2 Sie wird in voller Blüte stehen und frohlocken, ja, frohlockend und jubelnd. Die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gegeben, die Pracht von Karmel und Scharon: sehen werden sie die Herrlichkeit des HERRN, die Pracht unseres Gottes. 3 Stärkt die schlaffen Hände und festigt die wankenden Knie! 4 Sagt zu denen, die ein ängstliches Herz haben: Seid stark, fürchtet euch nicht! Siehe, [da ist] euer Gott, Rache kommt, die Vergeltung Gottes! Er selbst kommt und wird euch retten. 5. Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet. 6 Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und jauchzen wird die Zunge des Stummen. Denn in der Wüste brechen Wasser hervor und Bäche in der Steppe. 7 Und die Wüstenglut wird zum Teich und das dürre Land zu Wasserquellen. An der Stelle, wo die Schakale lagerten, wird Gras sowie Rohr und Schilf sein. 8 Und dort wird eine Straße sein und ein Weg, und er wird der heilige Weg genannt werden. Kein Unreiner wird darüber hinziehen, sondern er wird für sie sein. Wer auf dem Weg geht - selbst Einfältige werden nicht irregehen. 9 Kein Löwe wird dort sein, und kein reißendes Tier wird [auf ihm] hinaufgehen noch dort gefunden werden, sondern die Erlösten werden darauf gehen. 10 Und die Befreiten des HERRN werden zurückkehren und nach Zion kommen mit Jubel, und ewige Freude wird über ihrem Haupt sein. Sie werden Wonne und Freude erlangen, und Kummer und Seufzen werden entfliehen. "

Herrlich die Vision von der blühenden Steppe. Die Bilder sprechen aus sich selbst. Befreiung aus Gefangenschaft ist angesagt. Ein neuer Himmel und eine neue Erde entstehen.

„Jesaja 65, 17+ Denn siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Und an das Frühere wird man nicht mehr denken, und es wird nicht mehr in den Sinn kommen. ... 25 Wolf und Lamm werden zusammen weiden; und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind; und die Schlange: Staub wird ihre Nahrung sein. Man wird nichts Böses und nichts Schlechtes tun auf meinem ganzen heiligen Berg, spricht der HERR."

Der Friede wird auf die ganze neue Schöpfung übergreifen. Frieden und Gerechtigkeit werden sich küssen, gehören untrennbar zusammen.

„Psalm 85:11 14 11 Es begegnen einander Huld und Treue; Gerechtigkeit und Friede küssen sich.

12 Treue sprosst aus der Erde hervor; Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder.

13 Auch spendet der Herr dann Segen, und unser Land gibt seinen Ertrag.

14 Gerechtigkeit geht vor ihm her, und Heil folgt der Spur seiner Schritte."

Alles wir gut.

Genesis 1:26 steht:Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land. 27 Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie.“

Das Bild Gottes, das ist die Würde des Menschen, für Mann und Frau gleichermaßen. Das gilt auch für die Armen, die Witwen und Waisen und die Fremdlinge im Land. Gott sieht in besonderer Weise die Tränen der Notleidenden.

„Jesus Sirach 35:16-22 16 Er ist nicht parteiisch gegen den Armen, das Flehen des Bedrängten hört er. 17 Er missachtet nicht das Schreien der Waise und der Witwe, die viel zu klagen hat. 18 Rinnt nicht die Träne über die Wange, 19 und klagt nicht Seufzen gegen den, der sie verursacht? Denn von der Wange steigt sie zum Himmel empor; der Herr achtet darauf, und es missfällt ihm 20 Die Nöte des Unterdrückten nehmen ein Ende, das Schreien des Elenden verstummt. 21 Das Flehen des Armen dringt durch die Wolken, es ruht nicht, bis es am Ziel ist. Es weicht nicht, bis Gott eingreift 22 und Recht schafft als gerechter Richter.“

Das sind einige Texte zur Herrschaft (Reich) Gottes, zu dem was er machen wird, aus dem Alten Testament. Sie machen ein Reich der Gerechtigkeit, des Friedens und des Heiles als Vision deutlich, und nennen den Schutz der Menschen mit Tränen in den Augen durch Gott selbst. Darauf baut die Botschaft Jesu auf. Auch davon können nur einige Elemente genannt werden.

Elemente der Predigt vom Reich Gottes bei Jesus

1. Das Reich ist verborgen da

In ihm ist das Reich gekommen. Es ist gegenwärtig, aber noch nicht in der Vollendung. Die wird Gott eines Tages schenken.

„Lukas 17:20-21 Als Jesus von den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte. 21 Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es! Denn: Das Reich Gottes ist (schon) mitten unter euch."

Wir beten um das Kommen des Reiches im Reich Gottes Gebet, im "Vater Unser. „Matthäus 6:10 dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde." Wir sollen es suchen, sollen uns mit allen unseren Kräften für seine Verwirklichung einsetzen, obwohl wir wissen, dass wir die Vollendung nie dadurch erreichen können. „Mt 6:33 Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben."

2. Für Jesus ist das Reich Gottes wie ein großes Festmahl mit offener Tischgemeinschaft

„Matthäus 14.15 –23: Als einer der Gäste das hörte, sagte er zu Jesus: Selig, wer im Reich Gottes am Mahl teilnehmen darf. 16 Jesus sagte zu ihm: Ein Mann veranstaltete ein großes Festmahl und lud viele dazu ein. 17 Als das Fest beginnen sollte, schickte er seinen Diener und ließ den Gästen, die er eingeladen hatte, sagen: Kommt, es steht alles bereit! 18 Aber einer nach dem andern ließ sich entschuldigen. Der erste ließ ihm sagen: Ich habe einen Acker gekauft und muss jetzt gehen und ihn besichtigen. Bitte, entschuldige mich! 19 Ein anderer sagte: Ich habe fünf Ochsengespanne gekauft und bin auf dem Weg, sie mir genauer anzusehen. Bitte, entschuldige mich! 20 Wieder ein anderer sagte: Ich habe geheiratet und kann deshalb nicht kommen. 21 Der Diener kehrte zurück und berichtete alles seinem Herrn. Da wurde der Herr zornig und sagte zu seinem Diener: Geh schnell auf die Straßen und Gassen der Stadt und hol die Armen und die Krüppel, die Blinden und die Lahmen herbei. 22 Bald darauf meldete der Diener: Herr, dein Auftrag ist ausgeführt; aber es ist immer noch Platz. 23 Da sagte der Herr zu dem Diener: Dann geh auf die Landstraßen und vor die Stadt hinaus und nötige die Leute zu kommen, damit mein Haus voll wird. 24 Das aber sage ich euch: Keiner von denen, die eingeladen waren, wird an meinem Mahl teilnehmen."

Die Reichen tun sich schwer mit dem Gottesreich. Ihre Chance, hineinzukommen sind gering, aber bei Gott ist kein Ding unmöglich. Das Reich Gottes (Matthäus verwendet auch den identischen Begriff "Himmelreich", damit wollten fromme Juden das Aussprechen des Namens Gottes umgehen) ist für alle da. Der Gedanke der Mahlgemeinschaft mit Gott ist ja schon im Alten Testament ein Bild für das Reich Gottes.

3. Es gibt eine Verheißung an die Armen

Diese besondere Betonung wird ja im Gleichnis vom Mahl gesagt. In den Seligpreisungen kommt dies deutlich zum Ausdruck.

„Lukas 6:20 Er richtete seine Augen auf seine Jünger und sagte: Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. 21 Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet satt werden. Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen." Oder "Matthäus 5:3  Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich."

Es geht hier nicht um die Frage von Schuld und Verdienst, sondern um den Zustand der Armut, der strukturell ererbt wurde.

4. Besitz wird relativiert

Reichtum ist nicht der Maßstab für gesellschaftliche Anerkennung, nicht so bei Gott. Reichtum muss relativiert werden, er darf nicht für den Zugang zum Reich Gottes hinderlich sein.

Matthäus 19:23-26 „Da sagte Jesus zu seinen Jüngern: Amen, das sage ich euch: Ein Reicher wird nur schwer in das Himmelreich kommen. 24 Nochmals sage ich euch: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als daß ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. 25 Als die Jünger das hörten, erschraken sie sehr und sagten: Wer kann dann noch gerettet werden? 26 Jesus sah sie an und sagte zu ihnen: Für Menschen ist das unmöglich, für Gott aber ist alles möglich.“

5 Für das Reich Gottes ist das ganze Vermögen gerade gut genug.

„13:4-46 Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker. 45 Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. 46 Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie."

5. Teilen

Mit dem Hungrigen das Brot teilen, das ist Reich Gottes. Das wirkt Wunder. Jesus teilt sich selbst mit den Menschen, er lädt uns zum Teilen ein. Wer teilt, mit dem teilt Gott.

„Lukas 9:12-17 Als der Tag zur Neige ging, kamen die Zwölf zu ihm und sagten: Schick die Menschen weg, damit sie in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen, dort Unterkunft finden und etwas zu essen bekommen; denn wir sind hier an einem abgelegenen Ort. 13 Er antwortete: Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sagten: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische; wir müssten erst weggehen und für all diese Leute Essen kaufen. 14 Es waren etwa fünftausend Männer. Er erwiderte seinen Jüngern: Sagt ihnen, sie sollen sich in Gruppen zu ungefähr fünfzig zusammensetzen. 15 Die Jünger taten, was er ihnen sagte, und veranlaßten, daß sich alle setzten. 16 Jesus aber nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, segnete sie und brach sie; dann gab er sie den Jüngern, damit sie diese an die Leute austeilten. 17 Und alle aßen und wurden satt. Als man die übriggebliebenen Brotstücke einsammelte, waren es zwölf Körbe voll."

6. Liebe ist Ausdruck der Nähe zum Reich Gottes

„Markus 12:28 Ein Schriftgelehrter hatte ihrem Streit zugehört; und da er bemerkt  hatte, wie treffend Jesus ihnen antwortete, ging er zu ihm hin und  fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen? 29 Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. 30 Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. 31 Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden. 32 Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig  hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen  außer ihm, 33 und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu  lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als  alle Brandopfer und anderen Opfer. 34 Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr,  Jesus eine Frage zu stellen."

Nahe ist dem Gottesreich, wer das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe erfüllt. Die Liebe schließt auch den Gegner mit ein. Der barmherzige Samariter macht deutlich, wer der Nächste ist: Der Mensch in Not, dem ich begegne. Diese Begegnung mit den Armen wird dann nach deutlicher auf Jesus bezogen.

Matthäus 25.40: „Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan."

7. Es ist Aufgabe der Kirche und aller Jüngerinnen und Jünger die Botschaft vom Reich Gottes in alle Welt zu tragen

Matthäus 28:19-20: „Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, 20 und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt."

Vorschläge für die Gestaltung des lebendigen Evangeliums (monatlich geplant)

Januar: Brauchen die Armen eine gute Nachricht?

Der/Die Leiter/Leiterin nennt das Thema

Den Bibeltext zu Beginn langsam vorlesen. Eine andere/r Sprecher/in wiederholt den Text, damit er sich einprägen kann. Gut wäre es, wenn jede/r ihn vorliegen hat. Das Gespräch erfolgt dann in drei Schritten:  

Jesus nimmt Bezug auf diese messianischen Verheißungen z. B. im Lukasevangelium im 4. Kapitel.

„16 So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen, 17 reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt: 18 Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze (siehe dazu Jes 61,1f; 29,18;8,6 19) und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. 2 Dann schloss er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. 21 Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.“

 1. Sehen: Was steht im Text?

  •  Welche Aussagen, welcher Satz spricht mich am meisten an?

  • Wo  spielt der Text?
  • Wer handelt? 
  • Wovon ist die Rede?

  • Welche Botschaft will Jesus weitergeben?

  • Welche Reaktionen gibt es?

  • Wie kommt die Botschaft bei wem an? 

NaNach dieser einführenden Gesprächsrunde folgt dann der zweite Schritt.

2. Urteilen: Was steht für mich / für uns  im Text?

  • Warum spricht mich dieser Satz am meisten an?

  • In welche Situation passt der Text heute?

  • Was will Jesus uns heute sagen?

  • In welcher Rolle stecken wir?

  • Erkennen wir eine Herausforderung?  

  • Was bedeutet der letzte Satz des Textes auch für uns? 

NaNachdem wir den theologischen Gehalt des Textes für uns erarbeitet haben überlegen wir die Konsequenzen für uns.

3. Handeln: Wie handeln wir jetzt?

  • Was mache ich / was machen wir mit dem Erkannten?

  • Wie können wir dem in unserem Leben, in der KAB Chancen geben?   

 

Einige exegetische Hinweise

Das messianische Reich hat in Jesus begonnen. Er ist der Messias. Das wird dann später im Griechischen mit Christo und im Lateinischen mit Christus wiedergegeben. Er ist der Gesalbte Gottes. Er ruft ein Gnadenjahr aus, in dem die soziale Gerechtigkeit für alle wieder hergestellt wird. Er macht seine Option für die Armen und Zerschlagenen deutlich, umfassende Heil wird er bringen. Seine Botschaft ist die Botschaft vom Reich Gottes, ein Auftrag den er an seine Jüngerinnen und Jünger weiter gibt. Dabei bezieht er sich aufs Alte Testament, auf den Propheten Jesaja:

„61:1-2: Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung, 2 damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe, einen Tag der Vergeltung unseres Gottes, damit ich alle Trauernden tröste,..."

Der Gesalbte (Messias) ist eigentlich der König, der im Auftrag Gottes eine Herrschaft der Gerechtigkeit und des Friedens aufrichten soll. 

Jeder jüdische Mann durfte aus der Tora vorlesen, besonders wurde dies Ehrengästen zugesprochen.

In den späteren Konflikten zwischen Juden und Christen wurde der Text erweitert. Er wurde hier ausgelassen, weil er nicht zur ursprüngliche Szene passt, aber doch die Entwicklung um den Anspruch Jesu wiedergibt, der von vielen nicht akzeptiert wurde.

"22 Seine Rede fand bei allen Beifall; sie staunten darüber, wie begnadet er redete, und sagten: Ist das nicht der Sohn Josefs?  23 Da entgegnete er ihnen: Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: Arzt, heile dich selbst! Wenn du in Kafarnaum so große Dinge getan hast, wie wir gehört haben, dann tu sie auch hier in deiner Heimat! 24 Und er setzte hinzu: Amen, das sage ich euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt.  25 Wahrhaftig, das sage ich euch: In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elija, als der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und eine große Hungersnot über das ganze Land kam.  26 Aber zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, nur zu einer Witwe in 27 Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elischa. Aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman. 2 Kön 5,1-27  28 Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut.  29 Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen.  30 Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg.  22 Seine Rede fand bei allen Beifall; sie staunten darüber, wie begnadet er redete, und sagten: Ist das nicht der Sohn Josefs?  23 Da entgegnete er ihnen: Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: Arzt, heile dich selbst! Wenn du in Kafarnaum so große Dinge getan hast, wie wir gehört haben, dann tu sie auch hier in deiner Heimat! 24 Und er setzte hinzu: Amen, das sage ich euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt.  25 Wahrhaftig, das sage ich euch: In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elija, als der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und eine große Hungersnot über das ganze Land kam.  26 Aber zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, nur zu einer Witwe in 27 Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elischa. Aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman. 2 Kön 5,1-27  28 Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut.  29 Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen.  30 Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg."

Februar: Gerechtigkeit schafft Frieden 

Die Sorge um den Frieden bedängt alle, wie gehen wir damit um. Täglich ändern sich die Zusammenhänge, was wird noch kommen. Vom Stand Ende Januar sind die folgenden Gedanken und Zusammenstellungen, die deshalb ggf. aktualisiert werden müssen.

Aus der Presse(t-online)

"Zielsicher scheinen die USA auf einen Krieg gegen den Irak hinzusteuern. In der internationalen Gemeinschaft hingegen kommen immer stärkere Zweifel auf. Viele Fragen stehen im Raum: Kommt der Krieg, oder wird er in letzter Minute abgewendet? Wer könnte ihn noch verhindern? Geht es tatsächlich um die Entwaffnung des irakischen Terrorregimes? Sollen möglicherweise viele tausend Menschen im Irak sterben, damit der Nachschub an Rohstoffen in die USA gesichert bleibt oder stehen ganz andere Gründe im Vordergrund?
Gibt es gesicherte Erkenntnisse über das irakische Waffenpotenzial? 

Bislang ist die Ausbeute der UN-Kontrolleure mager. Lediglich einige verrostete B-Waffen-fähige Granaten wurden Mitte Januar in einer Fabrikhalle entdeckt. Noch nicht einmal die USA erhoben einen Einwand gegen die Entschuldigung der Iraker, diese seien schlicht vergessen worden. Dennoch weist der 12.000-Seiten-Bericht, den die Bagdader Regierung vorgelegt hat, schwerwiegende Lücken auf: So fehlen Belege für den Verbleib größerer Mengen biologischer und chemischer Waffen, über die der Irak nachweislich bei der Ausreise der Waffenkontrolleure 1998 noch verfügte. Es fehlen darüber hinaus Nachweise für die Zerstörung von Scud-Raketen und Senfgas-Artilleriegranaten. Ebenso wird fieberhaft nach Hinweisen auf geheime Rüstungsprogramme geforscht. Fragen, die – zumindest in den Augen der Washingtoner Regierung – über Krieg und Frieden entscheiden."

1. Schritt

Suchen Sie sich einen aktuellen Pressebericht zum Thema aus, kopieren Sie diesen und verteilen Sie ihn an die TeilnehmerInnen. Sprechen Sie ein einer ersten Runde darüber.

2. Schritt

Wie stehen Sie zu der Frage eines Krieges. Wie ist ihre Haltung zum Krieg überhaupt? Tauschen Sie sich darüber aus.

3. Schritt

Was sagt der Prophet Jesaja zu Krieg und Frieden?

Jesaja 32,15-18

"15 Wenn aber der Geist aus der Höhe über uns ausgegossen wird, dann wird die Wüste zum Garten, und der Garten wird zu einem Wald. 16 In der Wüste wohnt das Recht, die Gerechtigkeit weilt in den Gärten. 17 Das Werk der Gerechtigkeit wird der Friede sein, der Ertrag der Gerechtigkeit sind Ruhe und Sicherheit für immer. 18 Mein Volk wird an einer Stätte des Friedens wohnen, in sicheren Wohnungen, an stillen und ruhigen Plätzen."

Exegetische Anmerkungen

Der biblische Begriff für Frieden ist "Schalom" verwandt mit dem arabischen Salem. Es handelt sich um ein verbreitetes Wort in der aramäischen Sprachfamilie. In der deutschen Sprache bedeutet Frieden ursprünglich Schonung und Freundschaft. In der hebräischen Sprache ist Frieden ein gefüllter Begriff. Er lebt aus der Erfahrung, dass Krieg Zerstörung, Tod und Armut beinhaltet, das Gegenteil von Wohlergehen, Frieden aber der Zustand des Wohlergehens sowohl des Einzelnen als auch der Gemeinschaft ist. 

Die Linien einer Friedenstheologie des Ersten Testamentes gehen aus vom orientalischen Segenswunsch für den Einzelnen zum Bündnis des Friedens unter Stämmen und Völkern bis zum Bündnis mit Gott, dass bei seiner Erfüllung durch das Volk Israel diesem den Frieden zusagt. Bei den Propheten wird das Gericht des Unheils verkündet, dass dann auch eintritt, aber zugleich beginnt eine neue Heilsvision, die weit über Israel hinausgreift und von Gott einen messianischen Frieden bringen wird, in dem es zur Sicherung keine Waffen mehr bedarf. 

Die Dimensionen des Friedens für alle Völker sind:    Das Ende des Krieges, Sicherheit,  Gerechtigkeit und   Wohlstand. Der letzte Bringer und Garant dieses Friedens ist Gott, der Herr über alle Völker. Er herrscht in seinem Reich. Dieses Reich ist ein Jesus gekommen, wir sind in unserem Handeln Zeugen für die Ankunft dieses Reiches.

Gott wohnt in seiner Herrlichkeit im Land, er ist der eigentliche Herrscher, er schenkt Frieden und damit Wohlergehen. Friede von Gott und Gerechtigkeit gehören zusammen, nur dort wo Gerechtigkeit herrscht, kann Friede sein. Von daher auch das schöne Wort: "Gerechtigkeit und Frieden küssen sich" (Psalm 85,11)

In der Zeit nach dem Fall des Nordreiches mit der Hauptstadt Samaria 722 vor Christus und vor dem Exil Judas, dass mit dem Fall Jerusalems 586 v. Chr. begann, geißelten der Unheilsprophet Micha die gesellschaftlichen Zustände des Volkes. Die Reichen unterdrückten und beuteten die Armen aus, es entstand eine gespaltene Gesellschaft, die nicht den Vorstellungen aus der Tradition Israels entsprachen. Gerechtigkeit herrschte nicht mehr. Der innere Friede war gebrochen, das konnte nach Aussage der Propheten nur in der Katastrophe enden, die von Jahwe selbst eingeleitet wird.

Hier setzt auch in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts vor Christus der Prophet Jesaja (Auftreten 740-701) an. Sein Buch, von seinen Schülern zusammengestellt, umfasst den Zeitraum von 740 vor Christus bis nach der Rückkehr des Volkes aus dem Exil 536 und der Zeit danach. Nur der erste Teil bezieht sich auf Jesaja unmittelbar. Vor allem die führenden Schichten, die das Volk ausplündern, die eine Bande von Dieben genannt werden (Jes 1,21) verfallen dem Gericht Jahwes. Aber der Prophet zeigt auch eine Heilsperspektive auf.

4. Schritt

Welche Fragen bleiben für uns offen?

Vielleicht können uns die folgenden Thesen Hinweise geben.

1. Vorteil ist kein ethisches Prinzip

Eine Frankfurter Zeitung hat darauf hingewiesen, dass den Pazifisten schon der Mut verlassen wird, wenn eines Tages die Ölreserven vom Irak ausfallen, und eine Politikerin aus diesem Raum war der Angstmacherei vor dem Krieg Anteil an der wirtschaftlichen Flaute vor. Ist Krieg keine Frage der Moral, nur noch eine Frage der Nutzen, die daraus entsehen könnten. Mit welchem Recht verbietet man dann den Völkern der Dritten Welt den Angriff auf den Reichtum der Industrienationen. Mit welchem Recht ist man gegen einen Krieg in Indien und Pakistan?

2. Solidarität hat etwas mit „sein sollen" zu tun

Solidarität hat etwas mit Gemeinverhaftung zu tun, wir haften für die Folgen eines Krieges ob wir wollen oder nicht. Solidarität ist aber auch ein ethische Prinzip und hat dann seine Grenze, wenn es darum geht, Unerlaubtes zu erlauben. Dies dient nicht dem Gesamtnutzen, dem Solidarität zu dienen hat. Ich habe großen Respekt vor den Amerikaner, weil ich mich 1945 von ihnen befreit fühlte, deshalb muss ich doch nicht den Krieg der Bushadministration bejahen, der auch von vielen Amerikaner abgelehnt wird.

3. Präventivkrieg ist nicht erlaubt

Es wächst inzwischen eine Allianz der christlichen Kirchen, von Rom, über Italien, Deutschland bis hin nach den USA und anderen Ländern, gerade auch in England und der katholischen europäischen Bischofskonferenz, die deutlich machen, dass ein Präventivkrieg nicht erlaubt ist. Ich zitiere dazu die deutschen Bischöfe:

„1. Der Krieg ist eines der schwerwiegendsten Übel und darf daher niemals zu einem gleichsam "normalen" Mittel der internationalen Politik werden. Nach katholischer Lehre kann die Anwendung von Gewalt überhaupt nur ethisch verantwortbar sein, wenn einem bewaffneten Angriff, einem Genozid oder dauerhaften und schwersten Menschenrechtsverletzungen anders nicht wirksam begegnet werden kann. Auch muß der militärische Einsatz Bestandteil eines umfassenden politischen Handlungskonzeptes sein, das die Herbeiführung eines gerechten Friedens zum Ziel hat. Die Beanspruchung eines Rechts zum "Präventivkrieg", der auf Verdacht und Vermutung hin erklärt würde, ist nicht zulässig."

Der Vatikan hat die Kriegsvorbereitungen der USA gegen Irak scharf kritisiert. Jeder "präventive Krieg" sei eine "Aggression" sagte der Vorsitzende des Rats für Gerechtigkeit und Frieden beim Heiligen Stuhl, Erzbischof Renato Martino, am Dienstag in Rom. Ein solcher Krieg falle nicht unter die "Definition eines gerechten Krieges". Der Papst hat sich am 13. Januar eindeutig gegen einen Krieg ausgesprochen.

Die deutsche Bischofskonferenz erklärt dazu . „Daher erfüllt es uns mit größter Sorge, dass das völkerrechtlich verankerte Verbot des Präventivkrieges in den letzten Monaten zunehmend in Frage gestellt wird. Es geht nicht um einen Präventivkrieg, sondern um Kriegsprävention! Eine Sicherheitsstrategie, die sich zum vorbeugenden Krieg bekennt, steht im Widerspruch zur katholischen Lehre und zum Völkerrecht. Darauf hat vor wenigen Tagen der Hl. Vater selbst mit allem Nachdruck hingewiesen: "Wie uns die Charta der Vereinten Nationen und das internationale Recht erinnern, kann man nur dann auf einen Krieg zurückgreifen, wenn es sich um das allerletzte Mittel handelt". Ein präventiver Krieg ist eine Aggression, und er kann nicht als gerechter Krieg zur Selbstverteidigung definiert werden."

4. Krieg ist immer ein Übel

Er darf aber toleriert werden, als Verteidigungskrieg. Dann muss dies von der legitimen Autorität geschehen. Dies kann heute nur die UN sein, ein Einzelstaat nur für den Anfang eines Angriffs. Wenn aus existenziellen Gründen Selbstverteidigungsrecht und Präventivkrieg zur Staatsdoktrin (dann ja nicht nur der USA) werden, wenn also die (umstrittene) Ausnahme des Völkerrechts das Kriegs- und Gewaltverbot als Hauptsache überlagert, bricht freilich das Gebäude des Völkerrechts, wie es seit Völkerbund und UNO aufgewachsen ist, in sich zusammen.

Terrorismus ist aber kein Krieg, er ist eine Bandenkriminalität, und muss mit Mitteln gegen Kriminalität verfolgt werden. Es ist schon erstaunlich, dass die meisten der Attentäter vom 11. September in westlichen Nationen gewohnt haben. Es ist nach wie vor nicht erwiesen, dass der Irak ein Schwerpunkt der El Kaida-Bewegung ist. Bisher war Irak eher ein laizistischer und kein islamistischer Staat. Die geistige Nähe zu Islamisten war nicht gerade groß, sie könnte aber durch diesen Krieg zur eine fürchterlichen Allianz werden.

5 Der Krieg muss das Ziel eines Friedens haben

Wer ernsthaft glaubt, dass ein Krieg gegen den Irak die Unruhezone im Nahen Osten stabilisiert, der täuscht sich. Es werden neue Allianzen entstehen und die weltweite Unsicherheit wird eher wachsen, denn abnehmen. Das Ziel sei ein demokratischer Staat, der kann aber mit diesen Mitteln wohl kaum sinnvoll erreicht werden. Die Folgen des Krieges mit Toten und Zerstörungen wiegen alle erreichbaren Ziel nicht auf, die Gefahr ist, dass die ganze Region aus dem Ruder läuft. Auch der vermutet Einsatz von Massenvernichtungsmitteln und die Leiden der Zivilbevölkerung, aber auch der Soldaten und ihrer Angehörigen sind riesig.

6 Fachleute bezweifeln eine ernsthafte Bedrohung

Aus einer Stellungnahme des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg:

„Dem entgegen bestätigen in den jüngsten Tagen getroffene Feststellungen unabhängiger Institutionen und Persönlichkeiten die Behauptung einer akuten Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen in der Hand Bagdads nicht:

· Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) in Wien erklärt, dass ihr keine neueren Informationen über ein irakisches Atomprogramm vorliegen.

· Das Londoner Institut für Strategische Studien (IISS) zieht in einer Studie den Schluss, dass der Irak zur Herstellung nuklearer Waffen nur in der Lage ist, wenn es ihm gelingt, spaltbares Material aus dem Ausland zu erhalten.

· Das Carnegie Endowment for International Peace in Washington verweist auf das Fehlen jeglicher Trägermittel interkontinentaler Reichweite für Massenvernichtungswaffen.

· Der ehemalige amerikanische UN-Waffeninspekteur Scott Ritter bezweifelt, dass der Irak gegenwärtig die Fähigkeit besitzt, einsetzbare Massenvernichtungswaffen herzustellen.

· Der designierte Leiter der neuen UN-Waffenkontrollkommission, der Schwede Hans Blix, teilt diese Zweifel.

· Sein Vorgänger, der Australier Richard Buttler, vertritt die Auffassung, dass die irakische Führung möglicherweise noch vorhandene Massenvernichtungswaffen allenfalls zur Sicherung ihrer eigenen Existenz, nicht aber für terroristische Anschläge nutzen würde."

Trotzdem muss die UN alles tun, eine mögliche Bedrohung seitens des Iraks durch Massenvernichtungsmitteln zu verhindern.

7. Eine Weltinnenpolitik ist gefordert

Bischof Homeyer lehnt radikal die Gewalt dieses geplanten Krieges ab. Die Welt benötigt seiner Auffassung nach eine Global Gouvernance (Weltinnenpolitik). Es geht darum die Probleme der Menschen in den Blick zu bekommen, unser Schicksal ist mit dem Schicksal aller Menschen verwoben, besonders dem der Armen. Hass und Gewalt gedeihen vor allem dort, wo Armut und Elend herrschen. Die Menschen müssen erfahren, dass sie nicht dauernd gedemütigt werden dürfen. Das wichtigsten Element einer Friedenspolitik ist Gerechtigkeit. Diese in ihrem Verflechtungszusammenhang in den Blick zu bekommen, dass wäre die große Aufgabe. Nach dem Ende des Gleichgewichtes des Schreckens wäre es unverantwortlich, wieder auf Gewalt zu setzen, um politische Probleme zu lösen, wir kennen andere Wege, die der Menschheit zum Segen gereichen könnten.

Krieg vermeintlichen Krieg zu vermeiden, um Gottes willen nein! Solidarität mit den ungerecht Behandelten ist gefordert, Gerechtigkeit schafft Frieden.

5. Schritt

Welche Herausforderung stellt dies für uns dar?  Was bedeutet das für unser Handeln, besonders für Gerechtigkeit?

Friedensgebet

Gerechtigkeitshandeln...

6. Schritt

Gebet

Nie wieder Krieg!

Unmittelbar nach dem Golfkrieg
verfasste Papst Johannes Paul II
dieses
Friedensgebet.

Gott, unser Vater, groß und voll Erbarmen.
Vater aller.
Du hegst Pläne des Friedens und nicht des Leidens,
du verdammst die Kriege
und drückst den Stolz der Gewalttätigen nieder.
Du hast deinen Sohn Jesus gesandt,
den Nahen und Fernen Frieden zu verkünden
und die Menschen aller Rassen und jeder Herkunft
in einer einzigen Familie zu sammeln.
Höre den demütigen Ruf deiner Söhne und Töchter,
die dringende Bitte der ganzen Menschheit:
Nie wieder Krieg,
eine Spirale der Trauer und Gewalt.
Nie mehr dieser Krieg im Persischen Golf,
eine Bedrohung für alle Geschöpfe
im Himmel zu Wasser und zu Land.
In Gemeinschaft mit Maria, der Mutter Jesu, bitten wir dich:
Sprich zu den Herzen
der Verantwortlichen für die Geschicke der Völker;
halte auf die Logik der Rache und Vergeltung,
gib durch deinen Geist den Antrieb zu neuen Lösungen,
zu hochherzigen und ehrenvollen Gesten,
zu Räumen des Dialogs und geduldigen Wartens,
die fruchtbarer sind als überstürzte Kriegstermine.
Gib unserer Zeit Tage des Friedens!
Nie wieder Krieg!
Amen.

April: Im Nächsten Gott begegnen

1. Text Evangelium Mathäus 25

25: 31 Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen.

32 Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet.  33 Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken. 

34 Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist.  35 Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen;  36 ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen. 

37 Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben?  38 Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben?  39 Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? 

40 Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. 

41 Dann wird er sich auch an die auf der linken Seite wenden und zu ihnen sagen: Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist!  42 Denn ich war hungrig, und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben;  43 ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis, und ihr habt mich nicht besucht. 

44 Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder obdachlos oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen?  45 Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.  46 Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten, die Gerechten aber das ewige Leben. 

2. Fragen zu einem Gesprächs

1. Wo sind wir Menschen begegnet, die zu den vom Menschensohn angesprochenen gehören?

2. Jeder möge für sich still bedenken, ob er sich in solchen Begegnungssituationen bewährt hat?

3. Welche Herausforderung stellen sich uns heute in besonderer Weise?

4 Was bedrängt uns?

5. Wo können wir in unserer Zeit den Menschensohn  vor allem finden?

3. Exegese und Auslegung

Der Thron. Eine Jüdische Geschichte erzählt von einer schwangeren Frau, die beim Lehmstampfen mit den Füßen bei Sklavenarbeit ihr Embryo verlor. Es wurde in den Lehm gestampft und ein Lehmziegel daraus geformt. Da kam ein Engel und holte diesen Ziegel und machte daraus den Schemel der Füße des Thrones Gottes. Dort leuchtet er wie der herrlichste Edelstein. Schemel der Füße, das ist in der Tradition Israels der Tempel, die Stadt Jerusalem. Kann man eine bessere Aussage dafür finden, wie Gott auf der Seite der in den Dreck Getretenen steht.

Der Thron Gottes ist nach Auffassung der Thron, der von Ewigkeit her ist. Er zielt auf die Ewigkeit hin. Er ist vor aller Schöpfung. Der Menschensohn auf dem Thron symbolisiert zwei wichtige Inhalte. Es ist einmal der Mensch, so wie Gott sich ihn gedacht hat. Er tritt hier im Gericht die Rolle Gottes ein, er ist Gott und Mensch. Dieser Mensch ist Gestalt geworden in seinem Sohn Jesus Christus. Er ist aber zugleich auch der leidende und gedemütigte, der seinen Thron am Kreuz hatte, der durch alle Leiden durchgehen musste, Gott hat sich aus Lieb zu uns nichts geschenkt. Aber dieser gedemütigte und in den Dreck getreten ist Gottes Sohn.

Am Ende der Tage wird er das Reich der Gerechtigkeit und des Friedens aufrichten. Es ist seine Sache, das Gericht auszusprechen. Alle Völker müssen davor erscheinen. Er teilt sie in Gute und Böse (Schafe und Böcke), wei abends die Herde geteilt wird, um die Schafe zu melken.

Er fragt sie, ob sie ihm Liebe erwiesen haben, als er in Not war. Erstaunt die Frage wann haben wir dich in Not gesehen? In jedem in Not, der uns begegnet ist. Wir hatten die Chance, dem im Dreck liegenden Gott, so könnte man es sagen, zu helfen. Hier wird das Wort deutlich, was nutzt es zu sagen, dass du Gott liebst den du nicht siehst, wenn du deinen Nächsten nicht liebst, den du siehst. Im nächsten im Gott können wir uns Gottesliebe beweisen. Im Nächsten in Not wird Gottesleibe in unserer Zeit in vielfältiger Form sichtbar. Darin wird aber auch die Liebe Gottes zu uns deutlich, er ist bei uns, wenn wir in Not sind, er leidet mit, der leidet. Lieben, heißt ja im anderen aufgehen.

In Jesajas 58 wird deutlich, dass Menschen, die den Nächsten in Not helfen, in der Nähe Gottes stehen, von ich Geleibte sind, sie sind gerecht und brauchen als Gerechte uns nicht zu fürchten. Er liebt uns auch, weil jeder von uns sein Sohn ist, wie Paulus sagt, nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.

Das geschieht in der Kraft des Geistes, der die Liebe in unsere Herzen aufgießt. Es ist die Liebe Gottes selbst , mit der wir den Nächsten lieben.

Die im Gebot der Gottes- selbst und Nächstenliebe begründete Liebe, ist Ausdruck unserer innigsten Gemeinschaft mit dem Dreifaltigen Gott. Wir sind auf wunderbare Weise schon in das Leben des Dreifaltigen Gottes einbezogen, nicht als fromme Anmutung allein, sondern als Ausdruck dafür, dass Menschen nicht in den Lehm getreten werden dürfen. Gott hat sie daraus geschaffen und zu größerem berufen, dass muss auch in unserer Welt sichtbar werden.

Der entscheidende Ort in unserer Gesellschaft, wo diese Haltung der Liebe eingeübt wird ist die Familie. Sie muss den Geist der Liebe atmen und als Atmosphäre weitergeben. So wird sie zur Grundlage einer Gesellschaft, die sich am Evangelium und nicht an der Gewalttätigkeit misst. Das führen wir in der KAB weiter, indem wir uns gegen die Not in der Welt wehren udn uns für soziale Gerechtigkeit einsetzen. Das ist Spiritualität heute. 

Gebet:

Wir gehören alle zu einer großen Familie der Gotteskinder, sind Schwestern und Brüder und dürfen Gott unseren Vater nennen, deshalb sprechen wir:

Vater unser...

Vergebung  

Matthäus 18,21-35 

Gesprächsvorschlag von Bernhard Anthony

wie in einem kleinen Kreis (8 - 12 Personen)

das "Lebendige Evangelium" dazu gehalten werden kann. 

1. Wir erinnern uns daran, dass Christus bei uns ist: Eine(r) spricht das folgende (oder ein anderes) Gebet: 

"Danke, Herr, dass Du der Auferstandene, der Lebendige bist; und Dein Leib - wie wunderbar - das sind wir.

Danke, dass mit Dir Neues für den Menschen in unsere Welt gekommen ist.

Öffne uns für das Neue, für die Hoffnung in Deinem Leben und in Deinem Wort!" 

2. Eine(r) liest in Ruhe aus dem Evangelium vor: 

Matthäus 18,21-35

Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus     

In jener Zeit trat Petrus zu Jesus und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich ver­sündigt? Siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, son­dern siebenundsiebzigmal. 

Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Dienern Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel der Diener vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurück­zahlen. Der Herr hatte Mitleid mit dem Diener, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. Als nun der Diener hinausging, traf er einen anderen Diener seines Herrn, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und rief: Bezahl, was du mir schuldig bist! Da fiel der andere vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe. Als die übrigen Diener das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war. Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Diener! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich so angefleht hast. Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in mei­nem Dienst steht, Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Folterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. 

Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch be­handeln, der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt. 

Gespräch:

Wir halten etwa drei Minuten Stille.

Dann liest ein(e) andere(r) diese frohe Nachricht noch einmal vor (Es wäre gut, wenn jede(r) den Text vor Augen hat). 

3. In drei Schritten erschließen wir uns dieses Evangelium:  

(1)   Was sagt dieses Schriftwort aus?.

"Jesus weiß, was im Menschen ist".

Was tut er? - Was sagt er?

Was ist daran neu? - Worin liegt Hoffnung?

Wie reagieren (evtl.) andere, genannte Personen?  

(2) Was sagt dieses Schriftwort mir / uns? Heute!

Wo macht uns dieses Schriftwort heute Hoffnung? Wo haben wir davon schon etwas erlebt?

Wo traut uns diese Hoffnung mehr zu? 

(3) Wo können wir diesem Wort eine neuen Ort geben?

Was tue ich/ was tun wir,

damit diese Hoffnung bei uns zur Wirkung kommt? 

4. Für unser gemeinsames Unternehmen "Wort zur Woche"

schreiben auf, was wir weitergeben.

(Besser: eine einzige Erfahrung, als viele allgemeine Wahrheiten) 

5. Abschließendes Gebet

Vater unser (mit der Vergebungsbitte)

Zur Vergebensbitte: Vater unser mit Zwischenruf von oben!

"Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern..."
(von oben) "Und Heinz?"
"Heinz? Jetzt fang auch noch von dem an! Du weißt doch, dass er mich öffentlich blamiert hat, dass er mir jedes Mal dermaßen arrogant gegenübertritt, dass ich schon wütend bin, bevor er seine herablassenden Bemerkungen äußert. Und das weiß er auch! Er nimmt mich als Mitarbeiter nicht ernst, er tanzt mir auf dem Kopf herum, dieser Typ..."
"Ich weiß, ich weiß. Und dein Gebet?"
"Ich meinte es nicht so."
"Du bist wenigstens ehrlich. Macht dir das eigentlich Spaß, mit soviel Bitterkeit und Abneigung im Bauch herumzulaufen?"
"Es macht mich krank!"
"Ich will dich heilen. Vergib Heinz, und ich vergebe dir. Dann ist Arroganz und Hass Heinz Sünde und nicht deine. Vielleicht verlierst du Geld; ganz sicher verlierst du ein Stück Image, aber es wird dir Frieden ins Herz bringen."
"Hm. Ich weiß nicht, ob ich mich dazu überwinden kann."
"Ich helfe dir dabei."

Exegetische Hinweise

Nach jüdischer Sitte muss zwei- drei  Mal vergeben werden. Petrus geht schon weiter, Jesus sprengt jede Dimension.

Dazu bringt er ein Gleichnis. Dies schildert die damalige Rechtssituation. Diese ist nicht auf heute übertragbar. Außerdem überzieht Jesus aber noch die Situation, König Herodes verdiente im Jahr 900 Talente, hier geht es um die unglaubliche Summe von 10.000 Talenten. Dies soll die Dimension des Verzeihens Gottes im Vergleich deutlich machen. Dagegen sind 100 Denare nahezu eine geringe Summe. 100 Drachmen sind etwa ein sechshunderttausendstel der Summe von 10.000

Hier könnte auch der Schuldenerlass angesprochen werden.

August: Ein altes Grundgesetz und Moral heute

Eine der ältesten Verfassungen der Menschheit sind die 10 Gebote. In der heiligen Schrift steht dazu geschrieben:

 

Deuteronomium 4,1-2 und 5-8

 1 Und nun, Israel, höre die Gesetze und Rechtsvorschriften, die ich euch zu halten lehre. Hört, und ihr werdet leben, ihr werdet in das Land, das der Herr, der Gott eurer Väter, euch gibt, hineinziehen und es in Besitz nehmen. 2 Ihr sollt dem Wortlaut dessen, worauf ich euch verpflichte, nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen; ihr sollt auf die Gebote des Herrn, eures Gottes, achten, auf die ich euch verpflichte.

5 Hiermit lehre ich euch, wie es mir der Herr, mein Gott, aufgetragen hat, Gesetze und Rechtsvorschriften. Ihr sollt sie innerhalb des Landes halten, in das ihr hineinzieht, um es in Besitz zu nehmen. 6 Ihr sollt auf sie achten und sollt sie halten. Denn darin besteht eure Weisheit und eure Bildung in den Augen der Völker. Wenn sie dieses Gesetzeswerk kennen lernen, müssen sie sagen: In der Tat, diese große Nation ist ein weises und gebildetes Volk. 7 Denn welche große Nation hätte Götter, die ihr so nah sind, wie Jahwe, unser Gott, uns nah ist, wo immer wir ihn anrufen? 8 Oder welche große Nation besäße Gesetze und Rechtsvorschriften, die so gerecht sind wie alles in dieser Weisung, die ich euch heute vorlege?

Die große Nation hatte etwa 3000 Jahre vor Christus bei ihrem Zug durch die Wüste keineswegs viele Bürger. Aber ihr Gesetz garantierte das Zusammenleben der Menschen. Es war auf der Basis aufgebaut, dass alle Glieder des Volkes gleich sind. Das war im Orient nicht generell üblich. König Hamurapi der Hethiter hatte im 3. Jahrtausend vor Christus schon ähnliche Gedanken gehabt. In den 10 Geboten hat es seine entscheidende Tradition bekommen, die bis heute noch ihre Bedeutung hat. Wir wollen dies kurz an drei Geboten und entsprechenden Diskussionen unserer Zeit prüfen.

1. Gott und die Verfassung

Exodus 20:3 Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.

Dieser Gott ist der Garant dieses Gesetzes. Er ist der einzige der zählt, so steht es im 1. Gebot. Damit sichert er die Würde des Menschen. Ein Angriff auf das Gesetz ist ein Angriff auf die Menschenwürde und wird von Gott geahndet. Dieses Gesetz ist strafbewehrt, wie man heute sagt. Der Garantieträger und der Strafende ist Gott selbst. Weil die Würde des Menschen in Gott gesichert, ist er auch der Bezugspunkt unserer Verfassung.

Frage 1.1: In der neuen europäischen Verfassung steht nichts mehr von einem Bezug auf Gott. Wie sehen sie dies.

 

Frage 1.2 Wie kann Menschenwürde gesichert werden?

 

Hinweise. Wir haben vor allem durch die neuen Bundesländer, aber auch schon bei in den alten 20% Menschen, die sich zu keiner Religion bekennen. In Frankreich gibt es seit 100 Jahren eine Trennung zwischen Kirche und Staat, die haben diesen bezug nicht. Wie wird das werden, wenn islamische Länder in die EU kommen. Für uns bleibt in unserem Gewissen verpflichtend der letzte Garantieträger der Würde des Menschen, der ein Bild Gottes ist, Gott selbst.

 

2. Der Schutz des Sonntags

Exodus 20:10 – 11: Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat.

Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt.

Der Sabbat (bei uns der Sonntag) ist der soziale Ruhetag. Das wird im 3. Gebot gesichert. Er dient der Würde des Menschen, selbst Sklavinnen, Sklaven und Fremde werden einbezogen. Auch das Vieh soll ruhen. Der Mensch wird daran erinnert, dass er nicht Knecht, sondern frei ist, dass nicht Sklave, sondern Herr seiner Arbeit ist. Er ist Mitgestalter mit Gott am Schöpfungswerk, deshalb soll er auch mit Gott ruhen und sich an seinem Werk freuen.

Frage 2.1: Sehen Sie den Sonntag gefährdet und wodurch?

 

Frage 2.2: Was können wir für den Erhalt des Sonntags tun?

 

Gewollt ist eine „Rund um die Uhr Gesellschaft“. Nur noch der Kommerz zählt. Geld ist der höchste Wert. Wo bleibt da die Menschenwürde. Es gibt Personen, die Sonntags arbeiten müssen, Krankenhaus, Polizei Feuerwehr usw. Aber diese Notwendigkeiten sollen letztlich beliebig ausgedehnt werden. Jeder soll ruhen wenn er lustig ist. Wo bleibt das die soziale Feier der Würde des Menschen?

3. Der Generationenvertrag

Exodus 20:12  Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.

Wenn du Vater und Mutter im Alter ehrst, dann sehen deine Kinder an Dir, wie sie einmal im Alter mit dir umzugehen haben. Hier ist einer der ältesten Dreigenerationenverträge, etwa 3000 Jahre alt. Im Prinzip haben wir den in unserem sozialen Sicherungssystem auch noch, aber wird er nicht mehr und mehr ausgehöhlt. Man soll sich einmal die Beiträge mancher Juppies anhören, die oft bis zum 30 Lebensjahr von den älteren leben, aber in dieser Zeit schon schreien, wie schlimm es ihnen einmal gehen wird.

Frage 3.1 Wo liegen die Probleme der sozialen Sicherung heute?

 

Frage 3.2 Sehen Sie Lösungswege?

Im Prinzip haben wir den in unserem sozialen Sicherungssystem auch noch, aber wird er nicht mehr und mehr ausgehöhlt. Man soll sich einmal die Beiträge mancher Juppies anhören, die oft bis zum 30 Lebensjahr von den älteren leben, aber in dieser Zeit schon schreien, wie schlimm es ihnen einmal gehen wird. Das Generationenproblem bringt Fragen für die soziale Sicherung, immer weniger sollen immer mehr bezahlen. Man versucht es durch Kürzungen. Auf einmal redet Politik fromm daher und erwartet vor allem von den Alten und Armen Opfer. Es geht nicht um eine Opfertheorie, gegen die niemand sich so richtig wehren kann, es geht um Verteilungsgerechtigkeit. In die solidarisch Sicherheit müssen in Zukunft zur Finanzierung alle Einkommen einbezogen werden, wie die KAB es fordert. Dan  wird Solidarität Zukunft haben. Kleine Nachbarländer wie die Niederlande und Dänemark zeigen uns dies.

Die Grundprinzipien dieses alten Grundgesetzes sind heute noch gültig, wir sollten uns für ihre Durchsetzung einsetzen.  

September:
"Euer Reichtum verfault"

Entwurf: Ernst Leuninger

A Text
Jakobusbrief

5:1 Ihr aber, ihr Reichen, weint nur und klagt über das Elend, das euch treffen wird. 2 Euer Reichtum verfault, und eure Kleider werden von Motten zerfressen. Euer Gold und Silber verrostet; ihr Rost wird als Zeuge gegen euch auftreten und euer Fleisch verzehren wie Feuer. Noch in den letzten Tagen sammelt ihr Schätze. 4 Aber der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben, der Lohn, den ihr ihnen vorenthalten habt, schreit zum Himmel; die Klagerufe derer, die eure Ernte eingebracht haben, dringen zu den Ohren des Herrn der himmlischen Heere. 5 Ihr habt auf Erden ein üppiges und ausschweifendes Leben geführt, und noch am Schlachttag habt ihr euer Herz gemästet. 6 Ihr habt den Gerechten verurteilt und umgebracht, er aber leistete euch keinen Widerstand.

Schritt: Lesen und hören:

Wir lesen zuerst den Text Vers für Vers langsam vor

B Auslegung

1. Schritt Gespräch:

Was fällt uns zu diesem Text ein? (hier wäre ein offener Austausch ohne Kommentierung angesagt.)

2. Vertiefenden Analyse - Fragen

·        Was ist Armut?

·        Was ist Reichtum?

·        Wo gibt es diese Probleme auch in unserem Land?

3. Zum Bespiel Reform des Sozialwesens?

Ein Bischof meinte, man müsse die Zuschüsse zu Brillen und Zahnersatz aufheben und dieses Risiko den einzelnen versichern lassen. Argumentiert wird meistens, dass Alter keine Krankheit sei,

Gespräch

·        Dann dürfte es auch keine Geburtshilfe geben, denn dies ist auch keine Krankheit. Die Lasten des Lebens sind solidarisch zu tragen.

·        Müsste nicht der solidarische Beitrag auf alle verteilt werden? Warum sind z.B. Beamte und Reichere ausgenommen?

·        Sind Lösungen einer allgemeinen Bürgerversicherung, wie sie die KAB vorschlägt nicht der bessere Weg.

4. Exegetische Hinweise

Die christlichen Gemeinden nahmen auch Sklaven auf. Dadurch kam es zu einem erheblichen Reichtums- und Armutsgefälle in den Gemeinden. In der Apostelgeschichte wird dies beispielhaft durch Besitzteilung aufgearbeitet. Jakobus weit darauf hin, dass Reichtum vergänglich ist. Er greift bei der besseren Einkommensverteilung auf das Bild des Exodus im Alten Testament zurück. Beim Auszug aus Ägypten wurden die Israeliten befreit, sie hatten alle nur gleichen Besitz. Freiheit und Gleichheit sind zwei Grundanliegen des Gottesvolkes, die von den Propheten immer wieder eingefordert werden.

Der Tod macht alle gleich, das ist vor allem das Motiv der mittelalterlichen Totentänze gewesen, wo die Gerippe von Armen und Reichen (Papst, Kaiser usw.…) mit dem Tod tanzen (Das Totenhemd hat keine Taschen).

Im Reich Gottes ist alles frei und gleich, dass müssen wir hier auf der Erde schon leben und uns für Freiheit und soziale Gerechtigkeit einsetzen.

C Gebet

Aus einem Glaubenszeugnis aus Südafrika (Vortrag durch eine/n SprecherIn)

Wir glauben.

Wir glauben, dass wir zum Glück bestimmt sind

und unser Dasein nicht sinnlos ist.

Wir glauben, dass unsere Sehnsucht gestillt werden kann

noch über unsere Erwartung hinaus, und dass unsere Hoffnung nicht vergeblich ist.

Wir glauben, dass sich unsere Existenz der Liebe verdankt,

und dass unser Leben durch die Liebe bedeutungsvoll wird.

Wir glauben, dass alle Menschen nach Gottes Bestimmung

untereinander verbunden sind, und dass wir füreinander Verantwortung tragen.

Wir glauben, dass Frieden, Gerechtigkeit und die Freiheit von Not

Geschenke Gottes sind, die er allen Menschen zugedacht hat,

dass es aber unsere Aufgabe ist, sie einander weiterzugeben.

Amen!

 

Oktober: Um Jesu willen alles verlassen

Evangelium nach Markus 10,28-30

28 Da sagte Petrus zu ihm: Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. 29 Jesus antwortete: Amen, ich sage euch: Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat, 30 wird das Hundertfache dafür empfangen: Jetzt in dieser Zeit wird er Häuser, Brüder, Schwestern, Mütter, Kinder und Äcker erhalten, wenn auch unter Verfolgungen, und in der kommenden Welt das ewige Leben.

Einführung

Ein sperriger Text. Ich will ihn gar nicht exegetisch auslegen, sondern das Beispiel des Lebens eines CAJlers als Erläuterung geben.

Das Leben und Sterben von Heinz Eberlein

Heinz Eberlein lebte von 1959 in der Wohngemeinschaft der CAJ in Eschhofen und danach in Frankfurt. Er war der Schwager von Heinz Overbeck, dem langjährigen Diözesansekretär der CAJ im Bistum Limburg In seiner freien Zeit arbeitet er für die CAJ. 1962 trat er bei den Kleinen Brüdern Jesu in Frankreich. Nach Ablegung seiner Profess ging er in den Kongo, zu den Pygmäen, „den Ärmsten der Armen“, wie er Pater Grezinger schrieb. Dort wurde er am 26.11.1964 ermordet. Wenige Tage später hielten Pfarrer Staudt und Pater Grezinger in Eschhofen einen Gedenkgottesdienst für ihn, zu dem wir aus der Diözese natürlich auch CAJler erwarteten. Zu diesem Gottesdienst für ihn, kamen Hunderte. Er ist in das Buch der Martyrer eingetragen, an die im Jubiläumsjahr 2000 Papst Johannes Paul II. am Collosseum in Rom besonders dachte. So erinnert sich Pater Grezinger an ihn. Wer war dieser Heinz Eberlein?

Heinz Eberlein stammte aus Wingendorf bei Betzdorf an der Sieg (Bistum Trier). Er war das fünfte von neun Kindern des Nebenerwerbslandwirts Karl Eberlein. und seiner Frau Margarete, geb. Schwenk. Geboren am 18. Juni 1935.  Am dritten Tag wurde er in der Pfarrkirche zu Niederfischbach getauft und empfing das Sakrament der Firmung am 28.6.1944 in Kirchen/Sieg. Eberlein wollte immer schon möglichst in Afrika Missionar werden. Er war in einem Internat der Redemptoristen bei Bonn. Er hatte eine Verletzung am Bein, eine Erkrankung der Knochen hinderte ihn sogar zwei Jahre am Schulbe­such. Die Krankheit heilte völlig. Nach seiner Schulzeit wurde er zuerst der Waldar­beiter und dann auch Hilfsarbeiter im Walzwerk Friedrichshütte in Wehbach. In seiner Freizeit gründete er in seiner Heimat 1956 mit einigen Freun­den die Christliche Arbeiter-Jugend (CAJ) und leitete sie auch.

1959 zog er in eine Wohngemeinschaft der CAJ nach Eschhofen bei Limburg: Sein Geld verdiente er beim Neubau Autobahnbrücke Limburg. Diese Wohngemeinschaften orientierten sich stark an den Fraternitäten der Kleinen Brüder Jesu. In seinem Tagebuch kommt seine Sensibilität und Frömmigkeit zum Ausdruck. Im November 1959 fiel seine Entscheidung, Ordensbruder zu werden. Wegen einer schweren Erkrankung des Vaters konnte er den Wusch nicht sofort realisieren.. Zu seinem Wunsch, Ordensbruder zu werden schrieb er: „Ich möchte stets in engem Kontakt mit den armen Leuten bleiben und (wenn möglich) durch mein Leben zeigen, daß uns Christus erlöst hat". November 1960 besuchte er die Kleinen Brüdern Jesu in Hamburg. Er arbeitete intensiv bei der CAJ in Eschhofen weiter und ging im Mai 1961 auf Bit­ten der CAJ-Diözesanleitung in ein Jungarbeiter-Wohnheim in Frankfurt/Main.

Anfang 1962 trat er ins Postulat der Kleinen Brüder in St. Remy ein. Eberlein sollte im Hinblick auf das spätere Studium seine Schulbildung ergänzen besuchte so ab März 1962 eine Abendschule in Freiburg i.Br. Am Christkönigssonntag 1962 vollzog er dort seine Weihe an Christus mit einem selbstgewählten Gebet, dem er am 1.12., dem Todestag Foucaulds, nach einem Brief an seine Mutter folgende „Erläuterungen“ anfügte:

„Mein Jesus, laß mich klein werden,

laß mich die Verachtung annehmen.

Mein Jesus, laß mich in den verachteten, den Armen,

Dich erkennen, Dich lieben.

Mein Jesus, Du weißt wie oft ich falle,

laß mich stets neu aufstehen, Dein Kreuz mittragen.

Mein Jesus, laß mich, selbst wenn ich unter dem Kreuz niedergedrückt bin,

Kräfte finden, meinem Nächsten Trost zu­zusprechen.

Mein Jesus, laß mich bis zum Ziel gehen, den Weg nehmen, den der Vater vorgezeich­net hat,

laß mich ihn gehen, selbst wenn ich ihn nicht verstehe,

dann hilf mir mit Deiner Gnade.

Mein Jesus, laß mich das Letzte geben, verfüge über mich.

Mein Jesus, Du bist für mich gekreuzigt worden,

laß mich Liebe für Liebe geben.

Mein Jesus, ich sage es mit Zittern:

Wenn Du willst, laß mich mit Dir gekreuzigt werden,

aber hilf mir mit Deiner Kraft.

Mein Jesus, mit meiner ganzen Kraft bitte ich Dich,

gib stets Hoffnung meinem Glauben,

die Hoffnung, daß nach dem Tod das Leben beginnt.

Mein Jesus, ich will Dir folgen aus Liebe, mit der Sicherheit, daß Du auferstanden bist".

Februar 1963 ging er ins Noviziat in Farlete (Nordspanien). Nach ei­nem halben Jahr wurde das Noviziat nach Olières in Südostfrankreich verlegt. Eberlein sollte in der Bruderschaft Etabe im Kongo einen Mitbruder ablösen. Im Herbst 1966 sollte er wieder zum Studium nach Europa zurück kom­men. Er akzeptierte dies gerne. An seine Eltern schreib er: „Ich bin glücklich, dorthin gehen zu dürfen. Das war mein sehnlichster Wunsch schon lange. Macht Euch nur keine Sorgen". Am 10.2.1964 legte er seine ersten Gelübde ab - „um Jesu und des Evangeliums willen, aus Lie­be zu Gott und meinen am meisten verlassenen Brüdern", wie es im Gelübdetext heißt. Dabei nahm er den Namen „Heinz vom Kreuz" an, „weil ich oft die Versuchung habe, den kleinen Kreuzen auszuweichen, und es doch nur durch das Kreuz Heil gibt (...). Wenn es einmal ganz schwer werden wird, wird der Herr mich an meinen Namen erinnern und mich stärken" (aus Briefen an an seine Schwestern, die bei den Vinzentinerinnen eingetreten war).

An Pfarrer Alois Staudt schreib er: „Ich gehe in Vertretung des Arbeiterstandes auf Jesus zu, um ihm die Nöte, die Leiden und Freuden aufzuopfern (...)."

Sein letzter Brief. nach Hause ist vom 26.7.1964: „Morgen darf ich nach Mam­basa gehen, um Impfstoff zu holen. Da kann ich gleich nach der Post sehen (...). Macht Euch keine Sorgen, es geht uns gut und wir sind sehr glücklich hier." In dem später gefundenen Tagebuch steht am gleichen Tag ein Gebet an Christus: „Du hast mich nach Afrika gerufen, um dein Zeuge zu sein." Am 22.8.1964: „Mein Jesus, ich gebe Dir meinen Leib und meine Seele, nimm sie hin für den Frieden in der Welt, insbesondere für den Kongo." Der letzte Eintrag ist vom 25.10.1964: „Christus, unser König, mach unser Herz und die Welt bereit für Dein Reich. Laß uns durch die Freuden und Leiden, die wir antreffen, durchsehen, Dich sehen, damit Dei­ne Liebe überall aufgebaut wird. Du bist durch das Kreuz zur Auferstehung gelangt. Du läßt uns durch die Teilnahme am Kreuztragen Seelen in den Himmel ziehen. Gib, daß wir stets mit Dir sagen: Vater, Dein Wille geschehe.“

Die Brüder waren als Missionare und Helfer zu den Pygmäen gekommen. Sie waren keine Kolonialherren und hatten keine materiellen Interessen. Sie waren ihren Nachbarn freundschaftlich verbunden. Sie starben als Europäer durch die Hand von fremden Rebellen, die die Verhältnisse nicht kannten. Der Tod der Brüder mag manchen so sinnlos erschei­nen wie der Tod Charles de Foucaulds bei ei­nem Raubüberfall ortsfremder Senoussi in Tamanrasset am 1.12.1916. Er ist doch, wie bei ihm, Hingabe des Lebens im Dienst des Glaubens und der Liebe zu den Geringsten: Zeugnis für die Hin­gabe Jesu zu unserem Heil.

20 Jahre später hat eine Kleine Schwester Jesu - geführt von dem früheren Freund der Brüder, dem kongolesischen Lehrer Alexandre - den Platz von Etabe aufgesucht: Der Urwald hatte alles zurückerobert, von den Anstren­gungen der Brüder waren nur noch spärliche Reste zu erkennen. Aber Alexandre und die Bevölkerung im weiteren Umkreis hatten ihre Freundschaft zu den Brüdern, zu ihrer Bot­schaft und ihrem Zeugnis bewahrt.

Als die Nachricht vom Tod der Brüder in die Heimat gedrungen war, kamen viele CAJIer in Eschhofen zu einem Gedenk­gottesdienst für Eberlein zusammen. 30 Jahre später wurde in seinem Geburtsort Wingendorf die Straße „Im Kamp" „Heinz-Eberlein-Straße". Sein Patenkind und Nichte gehört seit 1985 zu den Kleinen Schwestern Jesu.

Heute steht er im Martyrologium der Deutschen Kirche.

Gebet

Das Gebet von Bruder Heinz vom Kreuz vortragen

November: "Ihr dürft die Armen nicht ausbeuten"

Amos 8,4-7

4 Hört dieses Wort, die ihr die Schwachen verfolgt und die Armen im Land unterdrückt. 5 Ihr sagt: Wann ist das Neumondfest vorbei? Wir wollen Getreide verkaufen. Und wann ist der Sabbat vorbei? Wir wollen den Kornspeicher öffnen, das Maß kleiner und den Preis größer machen und die Gewichte fälschen. 6 Wir wollen mit Geld die Hilflosen kaufen, für ein paar Sandalen die Armen. Sogar den Abfall des Getreides machen wir zu Geld. 7 Beim Stolz Jakobs hat der Herr geschworen: Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen.

 

Arbeitsfragen

1 Welche Situation beschreibt der Prophet?

 

 

2. Machte er sich damit Freunde?

 

 

2. Finden Sie Anklänge heute?

 

 

3. Was können wir tun?

 

 

Exegetisches Stichwort

Amos gehörte nicht zu den Armen. Er war Viehzüchter und Maulbeerbaumpflanzer (1,1;79). Es war eine politisch und wirtschaftlich erfolgreiche Zeit im Nordreich unter König Jerobeam II.(760 v.C.). Die reichen Schichten unterdrückten die Armen. Die Armen stehen in der Tradition Israels und der Propheten unter dem Schutz Gottes. Bis zu seiner Ausweisung predigte Amos kurze Zeit im Reichsheiligtum Bet-El. Er sagte wegen des Versagens der Reichen den Untergang voraus.

Gebet: Jeder kann einen Gebetsruf aussprechen z.B. Ich bete für die Langzeitarbeitslosen...